Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die vier Söhne des Doktor March

Die vier Söhne des Doktor March

Titel: Die vier Söhne des Doktor March
Autoren: Brigitte Aubert
Vom Netzwerk:
ich morgen früh ein Flugzeug kriegen und mich irgendwohin absetzen.
    Aber mit welchem Geld? Jeanie, du hast einen Kopf zum Denken, also denke, du Trampel!
    Der Doktor versteckt in seiner Sockenschublade Geld. (Es ist merkwürdig, daß die Leute ihr Geld oft in ihrer Unterwäsche verstecken.) Ich muß nur dieses Geld stehlen, und dann adieu, Kameraden! Hängt er die Schlüssel vom Kombi eigentlich in den Schlüsselschrank? Ich glaube schon. Beim Runtergehen nachschauen. Meine Tasche packen. Nur das Nötigste.
    Das Problem ist er. Muß ihn irreführen. Aber er wird sich wohl schon denken, daß ich nicht wie ein Opferlamm auf ihn warte. Er wird mich genau beobachten. Muß ein Scheinmanöver inszenieren. Ihm irgend etwas verdächtig machen . ? Ich überlege.
    Der Mörder
    Ich langweile mich. Der Nachmittag ist lang. Es schneit immer weiter. Guter Schnee, um Spuren zu verwischen. Falls Du beschlossen haben solltest abzuhauen, Jeanie, könntest Du bei diesem Schnee weit kommen, bevor man Deine Spuren wiederfände. Aber Du läufst ja nicht in den Wald, Du bist eine Frau, Du reist mit dem Zug, dem Bus oder dem Flugzeug, oder im Auto … im Auto …
    Würdest Du das tun, Jeanie, würdest Du mir das antun? Du, rein wie Gold, Du solltest auf die Idee kommen abzuhauen, mit all diesen schießwütigen Polizisten auf den Fersen, und überhaupt, mit welchem Geld? Wohin willst Du, ohne Geld, na? Aber natürlich, ich vergaß: Du bist ja eine Diebin. Eine dreckige Diebin! Ich habe es ja immer gesagt, ich habe ja immer gesagt, daß sie uns noch unser ganzes Geld stehlen wird, wie unvorsichtig, Doktor, Geld in dieser Schublade zu lassen.
    Aber letztlich werden wir sie ja doch kriegen, sie niedermachen. Macht sie nieder, sie ist eine läufige Hündin, sie hat das Baby umgebracht, sie hat das Geld gestohlen, man muß sie töten.
    Immerhin könnte ich sie meine Arbeit machen lassen. Das wäre sicherer. Was hältst Du davon, Opfer? Nein, ich habe eine Aufgabe zu vollenden, und außerdem habe ich zu lang darauf gewartet, ich will Dich verrecken sehen, verstehst Du? Und über Deinem noch warmen Leichnam weinen, mein Engel. Hast Du wenigstens saubere Unterwäsche an, um Gott gegenüberzutreten?
    Jeanies Tagebuch
    Er hat wieder angefangen. Wieder eine Nachricht, er schiebt sie unter die Tür, ohne daß ich ihn höre.
    Er ist ein Teufel.
    Wie kann er in meinen Kopf blicken? Wie kann er etwas zur gleichen Zeit denken wie ich?
    Ich kann diese Fragen ohne Antwort nicht ertragen.
    Ich kann meinen Plan nicht mehr ändern. Ich kann nicht hierbleiben. Morgen werden sie mich verurteilen: Flucht, Bewährungsstrafe, Höchststrafe für das Baby, ich bin in der Klemme. Damit hast du nicht gerechnet, was? Du hast nicht damit gerechnet, daß der Bogen zerreißt, wenn du ihn überspannst. Ich habe nichts mehr zu verlieren jetzt, das ist der Fehler, der dir unterlaufen ist, Herr anonymer Denunziant.
    Eine andere Sache: Er benutzt das Zimmer seiner Mutter nicht mehr. Nie mehr. Statt dessen kommuniziert er mit mir, sein Tagebuch ist jetzt einzig mir gewidmet.
    Tagebuch des Mörders
    Vielleicht, Jeanie, mein süßes Nilpferd, hast du ja wirklich vor, mich umzubringen? Aber heute morgen warst du nicht allein, folglich konntest du keine Waffe kaufen. Die Küchenmesser? Könntest du die überhaupt benutzen?
    Ich lese deine lächerliche Botschaft noch mal. Wem glaubst du damit Angst einzujagen? Du kannst mich nicht töten. Du kannst nicht jemanden umbringen, der nicht existiert. Du kannst nicht Papier umbringen oder Worte, oder flüchtige Gesten, aber all das kann dich sehr wohl umbringen.
    Es schneit so stark, daß man überhaupt nichts mehr sieht. Man fühlt sich wie in einer Polarstation. Als ob wir uns irgendwo in der Arktis verirrt hätten und auf Rettung warteten, die nicht kommt.
    Ob sie mich eines Tages wohl kriegen? Nein, das ist unmöglich, ich bin zu gerissen.
    Jeanies Tagebuch
    An Kommissar Lucas, Kommissar, ich habe das Baby nicht umgebracht, und es war nicht Andrew, der all die Mädchen umgebracht hat, und Zacharias March ist nicht bei einem Unfall ums Leben gekommen. Hier lebt ein Mörder, es ist einer der Söhne des Doktors. Ich habe sein Tagebuch gefunden, in dem er alles aufgeschrieben hat, aber er hat es mir wieder weggenommen. Ich flehe Sie an, veranlassen Sie eine Untersuchung und Sie werden sehen, daß ich die Wahrheit sage, ich schwöre es, er ist verrückt und will mich umbringen, deshalb verschwinde ich. Sie wissen sehr gut, daß ich verhaftet
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher