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Die vier Söhne des Doktor March

Die vier Söhne des Doktor March

Titel: Die vier Söhne des Doktor March
Autoren: Brigitte Aubert
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gewartet. Du hast gehofft, daß ich an Dir hänge, daß ich Dich Hebe, Dich verschone. Du wolltest mich verführen, mich beherrschen, mir Dein Gesetz aufzwingen, aber ich bin kein Kind, ich werde Dir nicht gehorchen, niemals!
    Wie dumm Du Dich gefühlt haben mußt, als Papa aus seinem
    Zimmer kam, um zur Toilette zu gehen! Dein Zimmer riecht wie ein Kuhstall, Du stinkst, Deine Kleidung stinkt, Dein Kleid stinkt nach Gin. Ich habe das Tonband mitgenommen, um anzuhören, was Dir alles eingefallen ist. Ich werde es Dir zurückgeben, damit Du Deine letzten Gefühlsausbrüche aufzeichnen kannst, bevor Du verreckst, wie ein verlassener Hund. Meine arme, kleine Jeanie, Du hättest wohl gerne, daß ich es Dir mache, was? Vielleicht, wenn Du ganz brav bist, vielleicht besorg' ich es Dir, wenn Du stirbst.
    Jeanies Tagebuch
    Gerade habe ich gemerkt, daß er das Tonbandgerät mitgenommen hat. Es muß sehr spät sein … 2 Uhr schon, ich muß um 7 Uhr aufstehen, ich sollte mich schlafen legen, sollte vernünftig sein, aber was bringt es zu schlafen, wenn ich morgen abend sowieso sterbe?
    Ich höre Geräusche im Flur, es ist gespenstisch, hört nicht auf, ich will es nicht hören, es ist ein Murmeln, jemand murmelt vor sich hin, scheint krank zu sein, es ist merkwürdig, bin ich die einzige, die das hört? Als ob jemand betrunken wäre . Ich kenne diese Stimme, diese Art zu sprechen, ist er krank und liegt im Flur? Ich muß nachsehen, vielleicht liegt jemand im Sterben, vielleicht hat er alle umgebracht?
    Ist es seine Mutter? Es ist eine Frauenstimme, die stöhnt, die jammert, aber weshalb rührt sich denn niemand? Es ist genau hier, hinter meiner Tür, der Gesang der Sirenen, Papa hat mir immer die Geschichte vom Gesang der Sirenen erzählt. Ich will es nicht hören, ich . Aber das ist ja meine Stimme! Das bin ich, die da hinter der Tür spricht, ich beklage mich, die anderen dürfen es nicht hören.
    So, ich habe es wieder, es war das Tonbandgerät, er muß es  angehört haben, er hat eine Nachricht …
    Du hast es wohl genossen, mich stöhnen zu hören, hast dich gebogen vor Lachen, dort, in deinem Zimmer, in einem dieser Zimmer, es würde genügen, alle Türen ganz weit aufzustoßen, um dich zu sehen, in deinem gestreiften Schlafanzug, sitzend, gerade dabei zu schreiben, ich würde dein feiges, bleiches Gesicht sehen, mit deinem wahren Lächeln, deinem wahren Blick, dort, in einem dieser Zimmer, deine irren Augen würden mich anblicken, das hat dich amüsiert, mich weinen zu hören, mich betrunken zu hören. Es ist, als ob er mir Gewalt angetan hätte, wie damals, als er mir das Tagebuch weggenommen hat, ich habe Lust, ihn umzubringen, ich habe so große Lust, ihn umzubringen.
    Ich bin sehr froh, daß ich das Tonbandgerät wiederhabe. Es tut mir gut, mit lauter Stimme zu sprechen, meine Stimme zu hören, mich denken zu hören, dann bin ich nicht nur in meinem Kopf eingeschlossen und stelle mir alles vielleicht nur vor.

14 Matchball
    Jeanies Tagebuch
    Es schneit. Tonnenweise Schnee. Der Himmel ist grau, verhangen, düster. Schwarz. Nur zwei Worte, bevor ich nach unten gehe. Es ist kalt. Ich friere, habe Kopfschmerzen, bin nervös. Habe schlecht geschlafen, bin aufgewacht und hatte Krämpfe, wie lange schlafe ich schon nicht mehr gut? Ich höre die Schritte der Alten. Ich gehe.
    Tagebuch des Mörders
    Es schneit. Dicke, dichte Flocken. Es ist noch dunkel, fast Morgen, es ist kalt. Ich höre Jeanie, die sich regt, auch Mama, sie gehen nach unten, in die Küche. Ich werde Jeanie eine Nachricht hinlegen:
    Guten Tag, Jeanie. Hast Du gesehen, wie es schneit? Was für ein schöner Tag zum Sterben! Als würde der Himmel Dir ein Leichentuch weben.
    Du siehst, ich mache Fortschritte im Bereich der Poesie. Liebst Du mich? Denk an mich, wenn Du auf dem Kommissariat sein wirst, und bete, daß sie Dich gleich dortbehalten und Dich einsperren. Bis später.
    Jeanies Tagebuch
    8 Uhr 45: Ich mache mich fertig, um aufs Kommissariat zu gehen.
    Die Kinder sind gegen 8 Uhr runtergekommen. Als ich vor zehn Minuten wieder nach oben kam, fand ich einen Zettel unter meiner Tür. Er hat ihn folglich in aller Ruhe dorthin gelegt, bevor er zum Frühstück kam. (Sie haben Pfannkuchen mit Marmelade verschlungen, die sie überall hinschmierten, sie essen wie Tiere, als ob sie verhungern müßten, wie ausgehungerte Menschenfresser, mit dieser roten Marmelade um die Mäuler, es war widerlich. Vor allem Clark, als ob er seit Tagen nichts gegessen hätte, er
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