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Die Verwandlung

Die Verwandlung

Titel: Die Verwandlung
Autoren: J. M. Sampson
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den ihm vorbestimmten Gefährten fand? Wenn er nicht über diesen Geruch verfügte, würde ich Spencer dann überhaupt mögen? Doch genau hier und jetzt war mir das völlig gleichgültig. Über die Details des Umstandes, dass Spencer mein » Gefährte « war, würde ich mir später Gedanken machen.
    Vielleicht trügt mich ja ab hier mein Erinnerungsvermögen, doch wenn ich mich recht entsinne, schwebte eine Wolke von dem perfekten blauen Himmel zu mir herunter, öffnete die Autotür, breitete sich unter mir aus und beförderte mich aus dem Wagen. Ich glitt auf meiner Wolke vorwärts, beinahe bis vor die Schule– als ich Megan entdeckte, wie sie auf dem Fußweg stand, der zum Haupteingang führte, und mich mit undurchdringlicher Miene fixierte. In diesem Moment verdampfte die Wolke, und ich landete ziemlich unsanft wieder auf der Erde. Ich presste die Büchertasche gegen meine Brust.
    Spencer war bereits beim Eingang der Schule angelangt und begrüßte Mikey Harris per Handschlag, als wäre nichts weiter geschehen. Er warf seine Arme in die Luft und erzählte irgendeinen Witz. Die Jungs um ihn reagierten mit schallendem Gelächter.
    Megan schaute erst Spencer, dann mich finster an.
    Ich ging hocherhobenen Hauptes durch die versammelte Schülerschar, bis ich neben ihr zum Stehen kam. » Hi « , sagte ich, wobei der Geräuschpegel um uns herum meine Stimme verschluckte.
    » Hi « , erwiderte sie. » Ich wollte dich heute Morgen abholen, aber dein Dad meinte, du wärst schon weg. «
    Und dann lächelte sie mich tatsächlich an.
    Das irritierte mich dermaßen, dass mir die Worte fehlten. Ich betrachtete Megan von oben bis unten. Dieselben blonden Haare, die ihr den Rücken herabhingen, dieselbe Jeans, dasselbe Shirt, dieselbe riesige Nase. Das Mädchen, das da vor mir stand, sah genauso aus wie Megan. Diese Reaktion auf meine Eskapaden mit dem gestohlenen Auto und dem betäubenden Milchshake hätte ich von der echten Megan jedoch nie im Leben erwartet.
    Sie hakte sich bei mir unter, und wir schlenderten weiter zum Eingang der Schule. Dann erstarb ihr Lächeln, und die Fassade des Wohlwollens, die sie mühsam aufgebaut hatte, verschwand wieder im Äther der Geschichte. » Eigentlich hatte ich erwartet, dass du mich dieses Wochenende anrufst « , sagte sie mit schriller werdender Stimme. » Nachdem ich wegen dir bis nach Seattle fahren musste, um mein Auto abzuholen. «
    Ich blieb stehen und machte mich los. Ein paar Typen stießen gegen mich und brummten » Pass doch auf « , als sie an uns vorbei ins Schulgebäude gingen. » Hör zu, Megan… « , sagte ich.
    Sie unterbrach mich, die Arme verschränkt. » Weißt du, ich hatte erwartet, dass du dir bei deiner Entschuldigung ein bisschen mehr Mühe gibst, anstatt mir einfach Geld in die Hand zu drücken und zu erwarten, dass damit alles wieder gut ist. «
    » Megan… «
    » Ich habe das ganze Wochenende damit verplempert, auf dich zu warten, Emily « , schnauzte sie mich an. Mit vor Aufregung an- und abschwellender Brust ließ sie ihrer Wut, die sich das ganze Wochenende über in ihr aufgestaut hatte, freien Lauf. » Während du ausgegangen bist und mit deinen neuen Freunden weiß Gott was angestellt hast. «
    » Megan! « , schrie ich. » Hältst du jetzt mal einen Augenblick die Klappe und hörst mir zu? «
    Verblüfft hielt Megan tatsächlich inne und schaute mich an. Ein paar Jugendliche in der Nähe beobachteten uns und lachten sich ins Fäustchen. Es war mir egal.
    » Pass auf « , sagte ich und zog sie vom Gehweg hinunter. » Ich weiß, dass die Dinge in letzter Zeit völlig aus dem Ruder gelaufen sind. Ich wünschte, ich könnte dir alles erklären, aber ich weiß noch zu wenig darüber. Eines solltest du aber wissen: Du bist der letzte Mensch, den ich jemals absichtlich im Stich lassen oder verletzen würde. Ich habe keine neuen Freunde, für die ich unsere Freundschaft opfern würde. «
    » Und was ist mit ihm? « , wollte Megan mit finsterer Miene wissen.
    » Ihm? « , wiederholte ich. » Du meinst Spencer? «
    Ich stellte mich auf Zehenspitzen, um über die Köpfe der anderen Teenager sehen zu können. Spencer stand nicht mehr beim Eingang. Wahrscheinlich war er in seine Klasse gegangen.
    » Genau « , meinte sie. » Ist das jetzt dein Freund? Geht es bei dem Ganzen darum? «
    » Was? Nein! « Ich seufzte. » Megan, ich will mich mit dir nicht streiten, und ich will nicht, dass du dich benimmst, als wäre ich von einem Dämon besessen, nur weil ich, wie ich
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