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Die Verwandlung

Die Verwandlung

Titel: Die Verwandlung
Autoren: J. M. Sampson
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Wölfe gesehen hatten, aufzudecken. Zumindest hoffte ich das, denn in meinem Gehirn begann es angesichts all dieser neuen Erkenntnisse zu brodeln. Als Spencer schließlich um die Ecke bog und unsere Highschool in Sichtweite kam, wollte ich nichts lieber, als mich in Klassenarbeiten zu vertiefen und all diesen endlosen, beängstigenden, aufregenden Wahnsinn vergessen. Na ja, wenigstens bis zum Anbruch der Dunkelheit.

19
    Erwachsen geworden
    Der Schulparkplatz war voller, als er es die gesamte letzte Woche gewesen war, und Spencer hatte einige Mühe, noch einen Parkplatz zu ergattern. Wir fuhren zu den Studentenparkplätzen und fanden schließlich eine Parklücke mit Blick auf das eingezäunte Baseballfeld. Der Himmel war inzwischen völlig klar, die Morgensonne schien hell über den Tannen, die sich im frischen Herbstwind wiegten. Der allgegenwärtige Mount Rainier stand gewaltig und triumphierend am Horizont hinter den Backsteingebäuden der Schule. Vielleicht hatte ich mich ja zuvor geirrt. Vielleicht passte das Washingtoner Wetter manchmal ja doch zur eigenen Stimmung.
    Spencer machte den Motor aus, und wir saßen in beschaulichem Schweigen nebeneinander, während Schülergruppen an uns vorüberzogen, die ins Gespräch vertieft unter den Stegen hindurch in Richtung der Gebäude gingen. An diesem Tag schienen wieder mehr Schüler da zu sein, und ich hatte den Eindruck, dass auf dem Schulgelände auch wieder mehr Gelächter und gekünstelte Schreie zu hören waren als letzte Woche. Niemand würde Emily Cooke und ihren frühzeitigen Tod vergessen. Aber vielleicht begannen alle, einfach ihr Leben weiterzuleben, und der Alltag würde sich wieder einstellen.
    » Bevor ich es vergesse « , meinte Spencer. » Ich wollte mich noch bei dir bedanken. «
    Ich schaute ihn an. » Warum? «
    Er lächelte schüchtern und neigte den Kopf. » Ich dachte, ich würde verrückt. Gestern hast du mir bewiesen, dass das nicht stimmt. Und du hast es wirklich geschafft, so viel mehr über all das herauszufinden als ich. Und außerdem… bist du letzte Nacht bei mir geblieben, als ich verletzt war, trotz dieser Schattentypen. «
    » Oh. « Ich biss mir auf die Lippen. » Also, gern geschehen. «
    Er lachte leise, beugte sich nach hinten und griff nach seinem Rucksack.
    » Ich danke dir auch « , sagte ich.
    » Ich habe nicht wirklich viel getan. «
    » Doch « , sagte ich bestimmt, » das hast du. Gestern Nacht hast du mich vor dem Mörder gerettet, schon vergessen? Und, na ja, vor heute Morgen hatte ich das Gefühl, alles würde außer Kontrolle geraten, aber jetzt… ich weiß auch nicht, aber du hast mich irgendwie beruhigt. Dank dir fühlt sich alles nicht mehr so völlig verrückt an. «
    Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte.
    Mein Arm begann zu zittern, als mir klar wurde, dass ich vielleicht ein wenig zu offen gewesen war. » Ich meine « , stammelte ich, » es ist nur so, dass… «
    Bevor ich weiterreden und mich komplett zum Trottel machen konnte, spürte ich, wie Spencer mich in den Arm nahm. Das kam so überraschend, dass ich erstarrte, während er mich unbeholfen gegen den Schalthebel presste. Dann drang sein Geruch in meine Nase ein– das natürliche Pheromon, das so charakteristisch für ihn war und das sich in meinem Gehirn festgesetzt und mich schließlich zu ihm geführt hatte. Ich atmete seinen Duft ein und wurde ganz entspannt. Nun legte auch ich die Arme um ihn.
    » Wir sollten uns nach der Schule weiter unterhalten « , sagte er mit einer durch meine Haare abgedämpften Stimme.
    » Ja, okay « , erwiderte ich. » Sicher. Absolut. Obwohl ich vorher noch mit meinem Dad reden muss. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich noch immer Hausarrest habe wegen meiner Party-Eskapade. «
    Spencer ließ mich los und lächelte mich an. Dann schüttelte er den Kopf, öffnete seine Tür und sprang hinaus.
    Ich wollte nicht aussteigen, wollte hier sitzen bleiben und diesen Augenblick in Gedanken wieder und wieder erleben. Ich war gerade von einem süßen Jungen umarmt worden, der witzig und klug zu sein schien. Und– ach ja– er war auch ein Werwolf, ebenso wie ich. Mein Körper prickelte, und ich war mir ziemlich sicher, dass ein ganzes Volk von Monarchfaltern in diesem Moment in meinen Eingeweiden zum Start ansetzte, so sehr flatterte es. Ein Teil von mir fragte sich, ob das auch zur BioZenith-Programmierung, oder was auch immer sie mit uns angestellt hatten, gehörte? Hatten sie ihre Werwölfe so konzipiert, dass jeder
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