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Die Verwandlung - Blutsbande 1

Die Verwandlung - Blutsbande 1

Titel: Die Verwandlung - Blutsbande 1
Autoren: Jennifer Armintrout
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ich?“
    Nathan war bewusstlos. Sein Kopf hing vornüber, sodass man sein blutüberströmtes Gesicht nicht sehen konnte. Es war ein Wunder, dass Cyrus ihn nicht getötet hatte.
    Noch bevor ich den Gedanken zu Ende denken konnte, zog Cyrus einen Dolch aus seinem Ärmel und stieß ihn Nathan in die Seite.
    „Nein!“, schrie ich und versuchte aufzustehen, aber da meine Hände ja gefesselt waren, konnte ich das Gleichgewicht nicht halten. Ich sackte aufs Sofa zurück und fiel zur Seite.
    Cyrus füllte das Glas zur Hälfte mit Nathans Blut, dann wischte er den Dolch an seinem schmutzigen T-Shirt ab. „Reg dich nicht so auf, Carrie. Du wusstest, dass er sterben würde, als er durch die Tür ging. Aber im Moment muss er noch am Leben bleiben. Zumindest so lange, bis du gesehen hast, was du sehen musst.“
    Er zog die Klinge über sein eigenes Handgelenk und hielt das Glas unter den heraustretenden Blutstrom, sodass sein Blut sich mit Nathans mischte. Ich hätte gedacht, dass sie miteinander reagieren würden, dass sie aufschäumen oder dass sie sich trennen würden wie Öl und Wasser, aber beide Blutmengen vermischten sich zu einem einzigen dunklen Cocktail.
    Als das Glas voll war, hielt es Cyrus mir an die Lippen. „Trink!“
    Ich schloss meine Augen und nahm den vertrauten Duft von Cyrus wahr. Ich spürte, wie mein Schöpfer mich rief. Was würde passieren, wenn ich es trank?
    An meiner Kehle bemerkte ich die scharfe Kante einer Klinge, die einen heftigen gefährlichen Druck auf meinen Hals ausübte.
    „Trink es.“
    Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen und öffnete den Mund. Jetzt oder nie. Du wolltest Antworten, du wirst sie bekommen.
    Ich schluckte das Blut meines Schöpfers und das meines Feindes und bereitete mich innerlich auf die Dunkelheit vor, die mich verschlingen würde.

(ENT)HÜLLUNG
    Die Visionen flogen mir zu. In meinem Kopf vermischten sich die Erinnerungen zweier Lebensgeschichten. Ich hatte das Gefühl, mir würde der Schädel platzen, es strömte einfach zu viel auf mich ein. Vielleicht hatte Cyrus genau das geplant. Oder er wollte mich durch die Vielzahl widersprüchlicher Gefühle verrückt machen. Ich spürte Angst, für kurze Zeit Glück, Liebe, aber hauptsächlich fühlte ich Schmerzen. Ich glaube, ich habe vielleicht geschrien, aber ich konnte meinen Körper überhaupt nicht mehr spüren. Wie ein Gespenst glitt ich in die Erinnerungen hinein, als sei ich der Geist der Beteiligten, eine Betrachterin purer Bewusstseinszustände.
    Besonders eine bestimmte Nacht sah ich klar vor meinem inneren Auge. Sie lief wie ein Film vor mir ab: Es war das Vampir-Silvesterfest – die Nacht, in der Nathan verwandelt wurde.
    Cyrus saß an der Tafel neben einer Frau, von der ich wusste, dass sie Elsbeth hieß. Ich bemerkte, dass sie sein Zögling war. Sie waren seit knapp über zweihundert Jahren zusammen, aber es war klar, dass er sie weit mehr liebte als sie ihn. Man sah es mit einem Blick an ihrer Körperhaltung, wie er sich liebevoll zu ihr herüberbeugte und sie ihm noch nicht mal einen einzigen Blick gönnte.
    Es war derselbe Raum, den ich schon zuvor durch Cyrus’ Augen gesehen hatte, während ich sein Blut getrunken hatte. Aber ich hatte nicht Elsbeths Desinteresse gesehen, weil auch ihm es entgangen war. Er hatte nie gemerkt, dass sie ihn nicht liebte. Fast hätte ich ihn bedauert.
    In Sekundenschnelle sah ich in seinen Kopf. Es hatte Streit gegeben. Er hatte sie um etwas gebeten, sie sollte etwas für ihn tun, das sie nicht tun wollte.
    Ihm ihr Herz geben.
    Er hatte das wörtlich gemeint. Er wollte, dass sie ihm freiwillig das gab, was er mir gestohlen hatte. Hätte ich einen Körper gehabt, wäre mir bei der Vorstellung schlecht geworden.
    Ich zwang mich, mich wieder auf die Außenwelt zu konzentrieren, und bemerkte, dass sich die Türen zum Esszimmer öffneten. Nathan und seine Frau traten ein. Ich konnte Mariannes Gedanken nicht lesen, aber zur Abwechslung war Nathan ganz offen.
    Er erkannte Jacob Seymour, den Wunderheiler, dem er durch die ganze Welt nachgereist war, um ihn zu treffen. Aber er war überrascht von der seltsamen Robe, die der Mann trug. Und er fragte sich, wer die ganzen Leute waren, die um den Tisch herum saßen. Jacobs Sohn erkannte er auch. Der hübsche junge Mann war Simon, und die Dame, die neben ihm saß, war Elsbeth, seine Frau. Aber was wollten sie alle hier? War er mit Marianne zu früh gekommen und hatten sie ein großes Essen gestört?
    Als die Türen hinter ihnen
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