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Die versunkene Welt

Die versunkene Welt

Titel: Die versunkene Welt
Autoren: Horst Hoffmann
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für euch und für mich. Doch hütet euch vor der Arglist der Tempeldienerin und der Tritonen. Laßt unter keinen Umständen zu, daß sie euch der Anemona vorführen, denn nur das kann ihre Absicht sein. Es wäre euer sicherer Tod.« Er blickte zum Bug. »Noch besser wäre es, wenn ihr gar nicht erst den Fuß auf Ngore setztet, denn noch kein Uneingeweihter ist je von der Insel der Göttin zurückgekehrt.«
    Bevor Mythor ihn fragen konnte, was er damit meinte, ließ sich Learges ins Wasser fallen. Vergeblich hielten die Gefährten nach ihm Ausschau. Er tauchte nicht mehr auf.
    Mythor erhob sich, stand breitbeinig im Heck und verschränkte die Arme über der Brust. Er nahm die Warnung ernst, doch zurück konnte er nicht mehr.
    Zu vieles gab es plötzlich zu bedenken. Und schon lag Ngore, in eine dichte, silbrigweiß leuchtende Wolke gehüllt, vor ihnen.
    Es konnte nur Ngore sein, wenngleich kein Zipfel des Eilands zu sehen war. Alles war den Blicken entzogen. Fast schien es, als hätte Magie diese Wolke um die Insel gelegt. Bei dem Anblick liefen kalte Schauder über den Rücken des Mannes aus Gorgan.
    Doch einige der Verfemten im Boot flüsterten den Namen, sprachen leise, doch nicht leise genug von einem schrecklichen Heiligtum der Anemona dort auf Ngore, von der heiligen Insel.
    Auch die Amazonen erhoben sich. Auch sie spürten die Aura des Unheimlichen, das sich über ihren Häuptern zusammenballende Unheil, von dem man meinen konnte, daß es sich mit Händen greifen ließe.
    Dorgele aber blieb im Bug des Fischboots sitzen und starrte sie an. Nichts an ihr erinnerte mehr an die junge, freundliche Inselbewohnerin, die die Gefährten empfangen hatte.
    Tod sprach aus ihren Blicken.
    Mythors Herz schlug heftiger in seiner Brust. All seine Muskeln waren angespannt. Für einen Moment war er versucht, sich blindlings in die Fluten zu stürzen und zurückzuschwimmen, ganz gleich, wohin, nur fort von hier.
    Doch in der Tiefe lauerte das Grauen. Die Stille trog. Gar nicht weit vom Fischboot entfernt tobte ein lautloser, mörderischer Kampf zwischen denen, die sich bereits angeschickt hatten, Ngore zu betreten, und den Wächtern der Insel.

8.
    Völlig erschöpft und vom Kampf gezeichnet, wateten Sosona, Gudun, Gorma und eine dritte Amazone an Land. Die Küste war steil und felsig. Nur wenige Stellen zwischen den Klippen gab es, die ein Betreten des Eilands ohne zeitraubende und waghalsige Kletterpartien zuließen.
    Die vier Dienerinnen der Zaem ließen sich auf den nackten Fels sinken. Sie spien Salzwasser aus, und Wasser rann in Strömen aus ihren Rüstungen, ihrem Haar und aus Sosonas Mantel.
    »Sie sind alle tot«, flüsterte die Hexe. »Und ohne die Tritonen lägen nun auch wir bei unseren Gefährtinnen auf dem Grund des Meeres. Zum zweitenmal retteten sie uns.«
    Die Amazonen gaben keine Antwort. Schwer atmeten sie, und ihre Blicke suchten das Wasser zwischen den Klippen und die Nebelbank ab, als könnten sich dort jeden Moment weitere Entersegler aus dem Dunkel schälen.
    Denn dunkel, schwärzer als die finsterste Nacht, war die Wolke, die Ngore wie ein Gürtel umschloß, der, etwa zweihundert Schritte breit, alles Licht schluckte, von der Insel aus gesehen. Schaudernd dachte Gudun daran, wie ihre beiden Boote in diese Nebelwolke hineingefahren waren, und wie mit einem Schlag die Stille des Nassen Grabes von unheimlichen Lauten wie dem Klagen von gemarterten Seelen und vom Kreischen und Wüten der aus den Tiefen aufsteigenden Entersegler zerrissen worden war.
    Die Tritonen waren zur Stelle gewesen, wie schon bei Mnora-Pas. Sie hatten sich den Bestien entgegengeworfen und ihnen einen verzweifelten Kampf auf Leben und Tod geliefert. Doch auch sie konnten nicht verhindern, daß die Boote kenterten und alle Kriegerinnen außer Gudun, Gorma und Tallis in die Tiefe gezogen wurden.
    Dabei hatte es den Anschein gehabt, als seien Tritonen wie Entersegler überall zugleich gewesen, im Wasser wie im Nebel, der stellenweise so dicht gewesen war, daß er wie eine zähe Masse wirkte und das Atmen unmöglich machte.
    »Es ist«, sagte Sosona nun, als sie sich erhob und den Blick landeinwärts richtete, »wie ich euch schon sagte. Es gibt an diesem Ort eine magische Kraft zwischen Weißer und Schwarzer Magie. Doch ist sie noch viel stärker, als ich befürchtete.« Bezeichnend richtete sie den Blick in die Höhe. Weder Mond noch Sterne waren zu sehen, und doch lag ein unheimliches, weißes Licht über der Insel.
    »Du bist machtlos
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