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Die versunkene Welt

Die versunkene Welt

Titel: Die versunkene Welt
Autoren: Horst Hoffmann
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genug.
    »Die Amazonen, nicht wahr, mein Freund?« fragte er.
    »Ja«, brachte Learges unter Schmerzen hervor. »Sie wollten mich festhalten und zwingen…« Learges’ Augen trübten sich. Seine Atemöffnungen bebten. Es stand schlimmer um ihn, als Mythor auf den ersten Blick geglaubt hatte.
    »Warte«, sagte der Gorganer. »Sprich jetzt nicht.« Er nahm den drei Handbreit aus Learges’ Schulter herausstoßenden Pfeil vorsichtig in beide Hände. »Du mußt tapfer sein.«
    »Tu es!« stöhnte der Wasserbewohner. »Tu es! Schnell!«
    Mythor brach die Pfeilspitze ab und schleuderte sie weit aufs Meer hinaus. Learges zuckte zusammen. Behutsam zog Mythor nun den mit Federn versehenen Schaft aus der Wunde. Scida kam herbei und half ihm, diese notdürftig zu versorgen.
    »Ich bin keine Heilerin«, sagte sie, »und in die Lage, einen Tritonen verarzten zu müssen, kam ich ohnehin noch nie. Aber es ist alles, was wir tun können.«
    »Ich werde… nicht sterben«, flüsterte Learges. »Ich danke euch, aber jetzt…«
    Mythor wollte ihm bedeuten, daß er noch schweigen sollte, doch der Tritone machte eine abwehrende Geste.
    »Ich muß es euch jetzt sagen. Ich… habe euch verraten.«
    Seine Stimme war kaum noch zu hören, doch drückte sie die ganzen Vorwürfe aus, die Learges sich machte. »Es… war nicht meine Absicht, bitte glaubt mir das.«
    »Wir haben nicht daran gezweifelt, Freund«, sagte Mythor. Er sprach leise, obgleich er innerlich aufgewühlt war. Learges machte er keinen Vorwurf, allenfalls sich selbst, weil er ihn zu den Amazonen geschickt hatte.
    Learges blickte ihn flehend an.
    »Es war wirklich nicht…« Er stockte. Ein Zittern durchlief seinen Körper. »Sie wollten so vieles wissen. Sie redeten immer wieder von einem Regenbogenballon und von zwei Verschollenen! Jene, die den gelben Mantel trug, fragte immer wieder danach, und ich spürte, wie sie mich mit magischer Kraft zu fesseln suchte…«
    Mythor und die Gefährten blickten sich bestürzt an.
    »Was hast du da gesagt?« fragte er den Tritonen schnell. »Sie suchen nach einem Regenbogenballon und… zwei Verschollenen? Zwei? Haben sie ihre Namen genannt?«
    »Ja, aber ich habe sie nicht…«
    »Zaem!« drängte Mythor. »Zaem und Burra! Waren dies die Namen der Verschollenen?«
    »Ja«, brachte Learges kraftlos hervor.
    »Dann hast du uns wahrhaftig einen unschätzbaren Dienst erwiesen, mein armer Freund«, knurrte Mythor, den Blick düster in die Ferne gerichtet.
    Scida und Kalisse schwiegen. Nicht einmal Gerrek gab seine Weisheiten von sich. Sie alle wußten, was nun in ihm vorging.
    Zaem und Burra im Nassen Grab! Deshalb also hatte die Sturmbrecher dieses Gewässer angelaufen.
    Was aber noch weitaus wichtiger war: Zaem hatte also noch nicht den Hexenstern erreicht und ihre finstere Absicht wahrmachen können, Fronja zu töten.
    Nicht Zaem war jene sechste Zaubermutter gewesen, die die Tochter des Kometen bedrängte, wie er es im letzten Traum gesehen hatte. Durch irgend etwas war Zaem hier über dem Nassen Grab aufgehalten worden – ob durch Yacub, die Entersegler oder die Tritonen, ja vielleicht durch die geheimnisvolle Meermutter selbst, das spielte dabei jetzt keine Rolle.
    Nur eines zählte, und Mythor war es, als erwachte etwas tief in seiner Seele zu neuem Leben. Was immer die sechs Zaubermütter am Hexenstern mit Fronja getan hatten – getötet hatten sie sie kaum. Und solange Zaem, hier festgehalten wurde, war Fronjas Leben auch nicht unmittelbar bedroht.
    Zaem, Burra und ihre Amazonenschar! Zu Yacub, seiner Brut und den Tritonen als Gegnern gesellten sich nun auch noch diese. Mythor machte nicht den Fehler, die neue Gefahr zu unterschätzen, doch in seinem Herzen war Freude und ungeheure Erleichterung.
    Es lag nun in seiner Hand, dafür zu sorgen, daß Zaem ihr unseliges Vorhaben nie in die Tat umsetzen konnte.
    »Ich… habe euch geholfen? Bestimmt?« fragte Learges ungläubig. »Du sagst das nicht nur, um mich zu trösten?«
    Mythor lächelte.
    »Bestimmt nicht, Freund. Ganz sicher nicht.«
    Learges richtete sich auf. Er wehrte die Hände ab, die ihn stützen wollten.
    »Ngore ist nahe«, sagte er, nun schon wieder mit kräftigerer Stimme. Ungeahnt schnell schien er sich zu erholen. »Ich darf nicht weiter mit euch fahren, aber ich hoffe, daß wir uns wiedersehen.«
    Learges begab sich zum Bootsrand. Ernst und beschwörend klang seine Stimme, als er die beiden Amazonen, Gerrek und schließlich wieder Mythor anblickte. »Ich hoffe es
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