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Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verstummten: Thriller (German Edition)
Autoren: Stephanie Fey
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Schlafmittel gegeben, das war’s.«
    Und endlich begriff Carina. RAF : Richard, Anja und Flora, das Teppichzeichen, das Olivia kurz vor ihrem Tod noch in den Teppich geritzt hatte. Nicht die Rote Armee Fraktion war gemeint, sondern die Sterbende wollte festhalten, wer ihre Tochter in der Gewalt hatte.
    Mattes Handy klingelte. Er zog es aus der Hemdtasche, hielt es ans Ohr, hörte nur zu und beendete mit einem »Ja« das Gespräch. Richard wippte mit einem Bein, musterte Carinas Vater, als würde er ergründen wollen, zu was dieser gerade seine Zustimmung gegeben hatte.
    »Die Glock gehörte, laut Waffenschein, einem Eckhart Schötzel aus Bregenz. Sagt Ihnen der Name was?«
    Richard nickte. »Ein Klient von mir, er wollte sich mit der Pistole umbringen, aber ich konnte es ihm ausreden.«
    »Sich auf diese Weise umzubringen, meinen Sie. Schötzel hat sich 2008 im Speicher seines Hauses erhängt. Die Glock hat er bei Ihnen gelassen, stimmt’s?«
    »Ich habe sie in meinen Schreibtisch gelegt. Wenn ein Klient reinkam, griff ich in die Schublade und spannte sie. Das half mir weiterzuarbeiten und mir den ganzen Müll der Leute anzuhören. Ich konnte ja schlecht die Beruhigungsmittel einnehmen, die ich meinen Klienten verschrieb.«
    Die Angst , erinnerte sich Carina, er hatte Angst vor den Leuten, denen er eigentlich die Angst nehmen sollte.
    Richard rieb sich die Stirn. »Von Sitzung zu Sitzung wurde es schlimmer. Schweißausbrüche, Zittern, ich hielt es einfach nicht mehr aus. Nachdem ich endlich mit der Praxis aufgehört hatte, zogen wir um. Mein Bruder und ich, wir wollten uns hier was Neues aufbauen, ein Kellertheater, eine Volksbühne, Stoff für Stücke hatte ich über Jahre reichlich gesammelt.«
    Hauptsächlich nur leere Klarsichthüllen, dachte Carina.
    »Und Ihr Bruder und Ihre Schwägerin, wollten die mitmachen?«, fragte Matte.
    »Wir haben alles gemeinsam geplant, erst die beiden Häuser, dann mein Kabarettprogramm. Anfangs ging es gut mit ihr. Das war, bevor ich Anja kennenlernte.«
    »Hatten Sie ein Verhältnis mit Olivia?«
    »Nicht im sexuellen Sinn, eher hatte ich das Gefühl, sie hört mir wirklich zu und versucht mich zu verstehen. Aber in Wirklichkeit hat sie sich einfach bei jedem eingeschleimt, besonders bei meinem Vater, dem sonst keiner mehr richtig zuhörte. Die alten Kamellen von seinen großen Erfolgen, seinen genialen Bauten und was für ein verkanntes Genie er doch war, das konnte keiner in der Familie mehr ertragen, beim Essen lachten wir nur noch über ihn. Aber sie, sie hörte sich das alles an, drängte ihn regelrecht dazu, mehr zu erzählen. Eben wie eine Wanze, ja, das passt wirklich. Mir hörte sie kaum noch zu. Jedes Mal, wenn ich zu ihnen rübergegangen bin, fühlte ich mich weniger erwünscht. Erst machte ich ihr im Guten klar, dass sie sich aus unserer Ursprungsfamilie heraushalten soll. Aber sie wollte es einfach nicht einsehen. Sie ging über Leichen.«
    Carina musterte ihn stumm. Aus dem Mund eines Mörders klang das mehr als grotesk.
    »Sprechen Sie von dem Unfall Ihrer Eltern?« Matte wusste also auch davon.
    Richard nickte. »Eigentlich war die Ballonfahrt ein Geschenk an die Wanze und meinen Bruder, zu ihrer Hochzeit. Aber sie behauptete, Höhenangst zu haben, posierte zwar gerade noch für den Fotografen, weigerte sich dann aber, mit dem Ballon in die Luft zu steigen. Da haben meine Eltern es statt ihrer gemacht und sind dabei … sie würden noch leben, wenn … « Er stockte.
    »Sie besitzen noch eine weitere Waffe, oder?«, fragte Matte.
    Richard sprang auf. »Sie wollten Sahne, ich hole Ihnen welche.« Beim Aufstehen blieb er an Floras Decke hängen, und sie verrutschte ein Stück. Floras Füße kamen zum Vorschein, durch die Verbände an den Knöcheln nässte es rosa. Was hatte er ihr angetan?
    Als Richard in der Küche war, flüsterte Carinas Vater: »Das war Peter am Telefon, er hat verhindert, dass Anja Enrico im Krankenhaus umbringt. Sie behauptet, Richard hätte sie dazu gezwungen. Pack Flora und renn raus, jetzt. Schnell.« Zu Richard rief er hinüber: »Warum musste Ihr Bruder sterben, er gehörte doch zu Ihrer Familie?«
    »Jakob war einfach zu schwach, um sich von ihr zu lösen. Er war dieser Wanze verfallen. Ich wollte ihm noch eine Chance geben, sich endgültig von ihr zu trennen, also hab ich erst sie erschossen, aber er weigerte sich bis zum Schluss.«
    »Herr Loos, die Kollegen werden gleich da sein, mit einem Durchsuchungsbefehl.«
    »Ich weiß.«
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