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Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verstummten: Thriller (German Edition)
Autoren: Stephanie Fey
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Käseblätter geschafft hat!« Richard öffnete die Zuckerdose, kleine runde Kugeln waren darin.
    »Möchten Sie auch? Silberzwiebeln, die sind lecker.« Er warf sich einige ein und trank seine Tasse in einem Zug leer.
    Flora rührte sich nicht, hockte eingedreht wie ein Kätzchen im Coucheck.
    Matte schwieg und betrachtete die Kabarettistenporträts an den Wänden, als säße er bei einem Teekränzchen. Dann sagte er in nachdenklichem Ton: »Manchmal staut sich was auf, über Jahre. Anfangs ist es nur eine Kleinigkeit, aber nach und nach wird es zu einem Berg, einem Fels, der einem das Herz zerklumpt. Am zwölften Geburtstag meiner Tochter … «, er fixierte Richard, »hat mich ihre richtige Mutter angerufen und um Hilfe gebeten. Über elf Jahre hatte ich nichts mehr von ihr gehört.«
    Carina klappte der Mund auf, aber Matte schenkte ihr nicht einen Blick.
    »Wenn ich mich mit ihr getroffen hätte, dann wäre vielleicht alles anders gekommen. All die Jahre hatte ich nach ihr gesucht, doch je mehr ich ihr auf die Spur kam und über sie erfuhr, desto mehr Abstand versuchte ich zu kriegen. Bloß als ich dann ihre Stimme hörte, vergaß ich alles. Sie klang noch genauso wie früher, ich spürte erneut meine Liebe zu ihr.« Er stockte, wandte sich leicht in Richtung Carina und sah an ihr vorbei. »Ich habe sie so sehr geliebt.«
    Wieso kriegte das dieser Richard zu hören, so, als wäre sie gar nicht anwesend? Und wieso hatte er ihr das heute Mittag nicht gesagt? Sie hatte also richtig vermutet und wieder nur einen Teil der Wahrheit erfahren. In der Stille war Floras gleichmäßiges Atmen zu hören. Vermutlich durch Medikamente betäubt, war sie eingeschlafen. Wie sonst auch hatte er das Mädchen drei Tage ruhigstellen können?
    Richard schlug die Beine übereinander, stieß dabei mit seinen langen Schuhspitzen fast an Mattes Knie. »Wenn Sie Carinas Mutter so geliebt haben, was wollen Sie dann mit dieser unfähigen Hebamme, mit der Sie jetzt verheiratet sind?«
    Matte fuhr fort, als hätte Richard nichts von Silvia gesagt. »Das kann nicht dieselbe Frau sein, dachte ich, dieselbe, die jetzt als Scharfschützin Menschen abknallt. Obwohl ihre Stimme noch genauso klang wie früher. Iris rief also am zwölften Geburtstag unserer gemeinsamen Tochter an, aber nicht, um Carina zu gratulieren. Sie verlangte nicht mal nach ihr. Da betrachtete ich die Kinder inmitten der Geburtstagsfeier und wollte nur noch, dass sich Iris aus unserem Leben heraushält, für immer.«
    Richard musterte ihn nun mit fast so etwas wie Anerkennung. »Ich weiß, was Sie meinen. Es geht darum, wie es vorher war, in den guten Zeiten. Um den Urzustand, um das, was noch nicht beschmutzt war! Ich wollte auch den Ursprung wiederherstellen, bevor dieser Eindringling, diese Wanze, ja, diese Wanze von einer Journalistin sich in unsere Familie eingenistet hat.« Jetzt ballte Richard die Fäuste. »Alles hat sich verschoben, alles, was ich über Jahrzehnte aufgebaut habe, hat sie vernichtet. Der Gipfel der Frechheit war es dann, als sie mir vorwarf, ich würde meine Frau unterdrücken. Angeblich hätte Anja sich wochenlang bei ihr beklagt und würde sich nicht trauen, mit mir zu sprechen.«
    Carina hielt es nicht mehr aus. »Wer von Ihnen beiden hat Fabian so misshandelt?«, platzte sie plötzlich heraus.
    »Misshandelt? Anja würde Fabian nie was tun.«
    Dann war er es, dachte Carina, er hatte seinen Sohn geschüttelt.
    Doch auch darauf ging Matte nicht weiter ein. »Olivia hatte also ein Ohr für jeden in Ihrer Familie?«
    »Ein Ohr! Das klingt so entgegenkommend. In Wirklichkeit horchte sie uns aus und mischte sich ein! Da musste ich eingreifen, um wenigstens das Mädchen noch vor all ihrem Dreck zu bewahren.«
    Mattes Bein zuckte. Die ganze Zeit war von seiner schmerzenden Hüfte nichts zu merken gewesen.
    »Ich sagte, ich hätte Flora auf dem Schulweg abgefangen und in den Kofferraum meines Autos gesteckt. Und Anja hätte mir geholfen; wir würden endlich das Mädchen kriegen, das wir uns gewünscht hätten. Ich bin aufgestanden, um zu gehen, und meinte, ich wollte meine Frau und meinen Sohn vom Schwimmen abholen und auch mal nachsehen, wie es Flora ging, vielleicht wäre sie ja schon erstickt. Da fing sie an, auf mich einzuprügeln. Ich wäre ein Sadist und so weiter.« Er lachte kurz und verächtlich auf. »Das mit dem Kofferraum stimmte gar nicht. Ich hatte Flora in Gauting eingefangen, sie auf die Rückbank meines Wagens gesetzt und ihr ein
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