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Die Versteckte Stadt: Thriller

Die Versteckte Stadt: Thriller

Titel: Die Versteckte Stadt: Thriller
Autoren: Jonas Winner
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meine, du kannst dir doch vorstellen, wie das ist … das muss nicht sein … “ Jetzt flossen ihr die Tränen doch übers Gesicht, sie wischte sie nicht mehr weg, jetzt war es auch egal, jetzt musste sie zu ihm durchdringen, ihn wiedergewinnen, sie hatten sich doch früher so lieb gehabt, wann war es bloß passiert, dass sie ihn verloren hatte. „Du brauchst bloß ein paar Löffel von der Hühnerbrühe zu essen, Mäxchen … oder was auch immer du magst … ich hab die Tüten voll, Süßigkeiten, Pommes, Würstchen, Kuchen … Was immer du dir vorstellen kannst … und wenn das alles nichts ist, geh ich gleich nochmal los und hol dir was anderes.“
    Sie sah, dass auch seine Augen sich jetzt gefüllt hatten, überliefen, das kleine Gesichtchen unendlich traurig, enttäuscht, als würde der Junge in einem nachtschwarzen Kummerland herumirren, verzweifelt nach einem Ausgang suchen, rufen, aber niemand würde ihn hören, niemand konnte ihm helfen, niemand ihn retten, weil er die Hand, die sie ihm entgegenstreckte, nicht sah, weil etwas seinen Blick verstellte, weil in ihm etwas arbeitete, von dem sie nicht wusste, was es war.
    „Kannst du mir nicht sagen, was du denkst, Max? Was du willst? Wollen wir eine Reise machen, ganz weit weg, nur wir zwei? Ist es das?“ Plötzlich schöpfte Julia Mut, weil sie zu sehen glaubte, dass sich sein Gesicht ein bisschen aufhellte, als wäre ein einzelner Sonnenstrahl darauf gefallen.
    „Und wie lange?“, fragte er.
    „Keine Ahnung, ein paar Tage - eine Woche, wie?“
    „Und dann?“
    „Dann fahren wir wieder nach Hause.“
    Das knipste den Sonnenstrahl aus, schnitt ihn ab wie mit der Schere - und Max‘ Gesicht wirkte noch einmal so einsam, so verlassen, ratlos, traurig und hilflos.
    „Was … du meinst, wir sollten länger fortbleiben?“
    Es entrang sich seiner Brust wie ein verzweifeltes Stöhnen: „Ach … ist auch egal. Wie lange wir wegbleiben - am Ende kommen wir ja doch wieder zurück.“
    Ganz weggehen? Für immer? Das ging natürlich nicht. „Was soll denn aus Lisa werden, den Kleinen?“ Und Papa?, dachte Julia, behielt es aber für sich, denn irgendetwas sagte ihr, dass Xaver vielleicht der Grund für Max‘ Benehmen sein könnte. Sie machte ihrem Mann keinen Vorwurf, es war Max, der sich in etwas hineingesteigert hatte. Aber das, in was Max sich hineingesteigert hatte, hatte vielleicht etwas mit Xaver zu tun - damit, was auch ihr an Xaver schon aufgefallen war, dass es an ihm seit noch gar nicht so langer Zeit etwas gab, das sie glaubte, nicht durchschauen zu können …
    „Wir können nicht für immer weggehen, Max.“ Julia wischte sich erneut über die Augen. Wenn er das wollte, wenn er das für einen Moment auch nur für möglich gehalten hatte, dann war es sinnlos, wenn sie weiter versuchte, an ihn heranzukommen. Es überstieg ihre Kräfte.
    „Max, ich kann nicht mehr“, sagte sie und ihre Stimme war ein wenig gefestigter jetzt. Sie musste auch an ihre anderen drei Kinder denken. „Ich weiß nicht mehr, was ich noch machen soll.“
    Aber er hatte sich schon wieder abgewandt, den Blick an ihr vorbei zum Fenster gerichtet.
    „Wenn ich jetzt gehe, werde ich dem Arzt Bescheid geben müssen.“
    Er ließ es einfach an sich abperlen.
    Aber sie ging nicht gleich aus dem Zimmer. Sondern blieb sitzen. Solange, bis ihr Sohn - erschöpft, wie er war - eingeschlafen war. Dann stand Julia auf, packte die Tüten zusammen, stellte sie in die Ecke - ‚Vielleicht besinnt er sich ja doch noch‘ - und machte sich auf den Weg, um den Arzt zu holen.


     
    „Es war der Geruch … viel stärker als hier … betäubend fast … der Geruch nach Desinfektionsmitteln … Es war, als würde mich dieser Geruch regelrecht überfallen, als ich die Tür am Ende der Treppe aufstieß. Und dahinter, Till, dahinter lag sie. Alles war weiß. Die Betten, die Laken, die Kittel, die Wände, die Lampen.“ Max‘ Stimme sank zu einem Flüstern herab. „Die Abteilung, Till, dahinter lag die Abteilung. Ein Raum so groß wie ein Fußballfeld, groß wie das ganze Krankenhaus, aber es gab dort keine einzelnen Zimmer, die Betten waren nur durch verschiebbare Stoffwände getrennt. Und die Luft war erfüllt von unterschiedlichen Stimmen, von Rufen, vom Wimmern, Jammern. Bestecke haben geklappert, Zangen, Griffel, Hebel, Schrauben - es war ein entferntes Knistern zu hören, ein Knacken, Knirschen, Keuchen. Und es war heiß, unendlich heiß, als würde die Luft direkt aus einem Ofen in die
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