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Die Versteckte Stadt: Thriller

Die Versteckte Stadt: Thriller

Titel: Die Versteckte Stadt: Thriller
Autoren: Jonas Winner
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    Claire dreht den Kopf zur Seite. Sie fühlt, wie ihr die Tränen aus den Augenwinkeln rinnen, aber kein Laut entfährt ihr mehr.
    Warum sagt sie ihm nicht alles - sofort?!
    Sie muss ihn von sich stoßen - aber sie kann nicht.
    Sie hat ihn geliebt. Er war immer für sie da. Sie muss es ihm sagen, aber nicht jetzt.
    Sie schließt die Augen.
    Konstantin ist immer ein guter Liebhaber gewesen. Vielleicht ein wenig unbeholfen, aber leidenschaftlich, ehrlich und liebevoll.
    Sie kennt ihn besser als jeden anderen, sie kann sehen, wie ihn das Verlangen nach ihr fast versengt. Es steht in seinen Augen, sein Körper scheint es zu schreien, sie kann fühlen, wie ihr Leib, ihre Brüste, ihr Haar, ihre Schenkel, ihr Bauch ihn fast um den Verstand bringen. Wie jede Berührung ihrer Haut ihn aufpeitscht. Wie die Anspannung, die ihn im Griff hat, fast bis zur Unerträglichkeit gesteigert wird. So sehr, dass die Glut, die sie in ihm entfacht, sie fast selbst wieder ansteckt.
    ‘Ich kann nicht.‘
    Ihr Gesicht verzieht sich, sie spürt, wie sein Blick darauf fällt, dreht den Kopf und öffnet die Augen. Bestürzt schaut er sie an, in der Bewegung erstarrt. Sein Daumen wischt ihr über die tränennasse Wange. Claire rollt sich zur Seite über den Schreibtisch - sich ihrer Nacktheit nur zu bewusst. Sich nur zu bewusst, wie ihr Anblick ihn ins Herz trifft. Sie beugt sich zum Bademantel, hebt ihn auf.
    Butz steht vor ihr wie ein versteinerter Muskel.
    Sie kann ihm nicht helfen.
    Ohne ein Wort zu sagen, schlüpft sie aus dem Raum.


     
    „Sind Sie sicher?“
    „Absolut.“
    Butz sieht dem Kollegen ins Auge. Der Beamte erwidert seinen Blick mit großer Ruhe - muss schließlich sogar grinsen. „Was denn - so unvorstellbar ist das doch gar nicht!“
    Butz blickt auf den Labortisch, auf dem der Akkubohrer liegt. Er kennt die Abteilung für Kriminaltechnik gut. Schon als junger Polizist ist er vor etlichen Jahren von ihr fasziniert gewesen. Ein ganzer Häuserblock gegenüber vom LKA in Tempelhof voll mit High-Tech-Equipment zur Untersuchung von Spuren. Eine Art Wissenschaft für sich. Ein Bau, in dem sich die Puzzler und Tüftler, die Nerds von der Polizei tummeln.
    „Es kann eigentlich nur ein Mann gewesen sein, er hat den Laden vom Bauwagen förmlich mit bloßer Hand aufgerissen“, sagt der Kriminaltechniker und nickt zu ein paar Fotos vom Tatort, die auf dem Labortisch liegen.
    „Aus dem Bauwagen hat er sich den Akkubohrer geholt.“
    Der Beamte nickt. „Die Spuren sind durch den Regen alle verlaufen, aber ich nehme an, dass er das Opfer, die Frau, bereits dort hatte.“
    „Und wie ist dann die Wunde am Bauch entstanden?“
    Der Kollege ist wieder ernst. „Sie wird bereits auf dem Boden gelegen haben.“
    Butz sieht ihn an.
    Der Kriminaltechniker nimmt den schweren Baustellenbohrer, dessen Spitze gut vierzig Zentimeter herausragt, vom Tisch und hält das Gerät mit beiden Händen vor sich hin. „Er muss sich vor sie gestellt haben“, der Beamte geht ein wenig in die Hocke, „dann hat er zugestoßen“, er knickt die Beine ein und lässt beide Arme in einer harten, entschlossenen Bewegung nach unten schnellen, „genau in den Solarplexus, wobei er die ganze Wucht seines Körpers hinter den Stoß gelegt haben dürfte.“
    Butz holt Luft.
    „Aber er hat die Waffe nicht nur zum Stoßen benutzt“, fährt der Beamte fort und sieht zu Butz auf, noch immer in der Hocke mit vorgestreckten Armen, „er hat das Gerät auch eingeschaltet.“
    „AHH!“ Unwillkürlich zieht Butz den Rücken seiner linken Hand vor den Mund.
    Der Beamte richtet sich wieder auf, legt den schweren Bohrer zurück auf den Tisch. Für einen Moment stehen die beiden Männer betroffen nebeneinander, versuchen, mit den Bildern fertig zu werden, die ihnen durch den Kopf schießen.
    ‚Warum hast du Claire in deinem Zimmer bedrängt‘, zischelt es in Butz. ‚Du hast doch gemerkt, dass sie nicht wollte!‘
    Vergeblich versucht er, die Erinnerung nicht an sich herankommen zu lassen. Sie hat vor seinem Schreibtisch gestanden, in ihrem Bademantel … er hat gewusst, dass sie darunter nichts anhaben würde … er hat sich nicht zurückhalten können, hat den Stoff hochgeschoben, ihre nackte Haut, die von der Dusche noch ein wenig feucht war, darunter entblößt, ihren Nacken festgehalten, sie nach vorn über den Schreibtisch gedrückt, für einen Augenblick unfähig innezuhalten, obwohl er doch spüren konnte, dass sie nicht auf ihn eingehen wollte, für einen
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