Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Versteckte Stadt: Thriller

Die Versteckte Stadt: Thriller

Titel: Die Versteckte Stadt: Thriller
Autoren: Jonas Winner
Vom Netzwerk:
sank, als er mit nacktem Fuß in Tills zusammengelegte Hände trat. Till richtete sich auf und Max rutschte an dem Regal entlang nach oben. Er drückte ein paar Buchrücken ein, die er nachher wieder hervorziehen musste, sonst würde noch auffallen, dass sie sich an dem Regal zu schaffen gemacht hatten. Dann setzte er seinen noch freien Fuß auf eines der Regalbretter und hielt sich fest.
    „Gib den Beutel“, zischte er zu Till nach unten.
    Till fischte den Leinensack, den er in einen Ärmel seines Schlafanzugs gesteckt hatte, hervor und reichte ihn nach oben. Max nahm eine Ecke des Beutels zwischen die Zähne, sodass die Öffnung herunterhing, und griff in das Fach, in dem die Ausgaben seines Vaters standen. Es waren Taschenbuchausgaben, gebundene Ausgaben, die verschiedensten Übersetzungen, Bände mit Erzählungen, Anthologien, Neuausgaben, Luxusausgaben - er achtete nicht darauf. Entscheidend war nur, so schnell wie möglich wenigstens ein paar von den Bänden in den Beutel zu werfen. In Ruhe ansehen konnten sie sie sich dann in seinem Zimmer.
    Hastig schloss Max die Lücken, die die entnommenen Bände hinterließen, indem er einige Bücher, die in zweiter Reihe standen, hervorholte und dort einfügte. Das ganze Fach war ohnehin nicht geordnet und niemandem würde auffallen, dass er sich dort bedient hatte. ‚Ich hätte das schon viel früher machen sollen‘, dachte er.
    Seit Till ihm berichtet hatte, was für einen merkwürdigen Text sich sein Vater in der Nacht vor zwei Wochen selbst vorgelesen hatte, hatten Till und Max begonnen, den Vater heimlich zu beobachten: Wenn er beim Essen mit ihnen am Tisch saß, wenn er morgens das Haus verließ, um an seinen Schreibtisch zu gehen, wenn er hin und wieder mittags nach Hause kam, um ein paar Angelegenheiten mit Max‘ Mutter zu besprechen. Vorsichtig hatte Max auch versucht, seine Mutter über seinen Vater auszufragen, zumindest das Gespräch auf ihn zu bringen, nachzufragen, wie und wo genau sie sich eigentlich kennengelernt hatten. Aber je mehr er sich bemüht hatte, desto klarer war ihm geworden, dass es eigentlich nur einen Weg gab, um über die immergleichen Äußerlichkeiten hinaus - auf die sich, wie er fand, die Auskünfte seiner Mutter beschränkten - etwas Genaueres über seinen Vater in Erfahrung zu bringen: Er musste sich endlich einmal seine Bücher ansehen!
    „Hier!“
    Er ließ den Sack neben Tills Füße in den Sessel fallen. Dann trat er zurück in die Hände, die Till wieder ineinander verschränkt hatte, und rutschte am Regal herunter.
     


     
    Das meiste von dem, was Max in dieser Nacht las, verstand er nicht. Er wusste, dass er sich vielleicht hätte Zeit lassen sollen, dass er mit einem Buch hätte beginnen und die anderen ein paar Tage lang im Schrank unter seinen Hemden oder zwischen den Spielen hätte verstecken können. Die Sorge, Jenna, die bei ihnen sauber machte, könnte darauf stoßen, wenn sie seine Sachen aufräumte, oder die Mutter könnte die Bücher entdecken, wenn sie nachsah, ob er neue Hosen bräuchte, ließ Max jedoch keine Ruhe. Also entschied er, dass sie die Bücher bereits am nächsten Tag wieder würden zurückbringen müssen, dass sie die Nacht jedoch nutzen könnten, um sich einen ersten, groben Überblick zu verschaffen. Das allerdings hatte zur Folge, dass Max hastig eins nach dem anderen aufschlug, zu lesen begann, und - noch bevor er sich überhaupt auf die Geschichte einlassen konnte - den Band schon wieder zuschlug, um zum nächsten zu greifen. Vielleicht beruhte diese Sprunghaftigkeit aber auch darauf, dass er fürchtete, in einem der Bücher auf Dinge zu stoßen, die er doch lieber gar nicht erst erfahren hätte.
    Die Geschichte des ersten Buchs, das er zur Hand nahm, schien auf einem Raumschiff zu spielen, das in zukünftigen Jahrhunderten das Universum durchkreuzte - eine Geschichte, in der es, wie Max dem Klappentext entnahm, um „Zeitparadoxa“ ging. Ein Hinweis, den er interessiert zur Kenntnis nahm, der ihn jedoch auch ein wenig beunruhigte, weil er vermutete, dass er zwar glauben würde, diese Geschichte zu verstehen - sie aber nicht wirklich verstehen würde.
    Er legte das Buch zur Seite und griff nach einem ganz in schwarz eingeschlagenen Band, auf dem erst dann, wenn man ihn ein wenig im Licht drehte, der Titel Durst und der Name seines Vaters zu erkennen waren. Schon beim Überfliegen der Seiten wurde deutlich, dass es sich um einen Roman handelte, der aus Tagebucheintragungen, Auszügen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher