Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Versteckte Stadt: Thriller

Die Versteckte Stadt: Thriller

Titel: Die Versteckte Stadt: Thriller
Autoren: Jonas Winner
Vom Netzwerk:
wenig hin und her.
    „Also, um die Geschichte zu schreiben, muss dieser Autor sich ja in sie hineinversetzen“, sagte Till. „Und je mehr er sich in sie hineinversetzt, desto wirklicher erscheint sie ihm, desto glaubwürdiger, desto echter. Gleichzeitig aber verliert der Autor mit der wirklichen Wirklichkeit, also mit der Wirklichkeit, in der er lebt , immer mehr den Kontakt, verstehst du? Es ist, als ob er praktisch aus der wirklichen Wirklichkeit heraus in die Wirklichkeit seines Buches gesaugt werden würde.“
    Max stoppte mit dem Fuß seine Schaukelbewegung. „Und, war‘s gut?“
    Tills Augen leuchteten. „Schon stark, ja. Vor allem, weil man es sich sehr gut vorstellen konnte. Denn während ich das las, fand mit mir ja im Grunde genommen genau das Gleiche statt: Je tiefer ich in der Geschichte versank, desto mehr sank die Wirklichkeit, in der ich mich befand, in den Hintergrund. Desto mehr versank dein Zimmer, das Bett, auf dem du langsam einschliefst, desto mehr versank all das um mich herum. Ich glitt gewissermaßen in die Welt, die dein Vater beschrieben hat - und wollte das auch. Jedes Mal, wenn ich herausgerissen wurde, habe ich das bedauert. Es war eben wie ein Traum, nur dass man selbst entscheiden konnte, wann und ob man weiterträumen wollte.“
    „Und mit dem Unterschied, dass du nicht selbst die Hauptfigur warst, oder? Im Traum bin es ja immer ich, der all die Sachen erlebt.“
    „Ja, stimmt … “ Till sah auf den zertretenen Rasen zwischen seinen Füßen.
    „Und worum ging es in der Geschichte, die der Autor geschrieben hat - stand das auch in dem Buch?“
    „Da geht’s um einen Typen, der plötzlich auf die Idee kommt, dass ein alter Freund von ihm … also das baut dein Vater ganz sorgfältig auf, wenn ich das jetzt so erzähle, wirkt das albern, aber er nimmt sich richtig Zeit dafür … also dieser Typ, die Hauptfigur - ein junger Mann, der noch nicht so genau weiß, was aus ihm einmal werden soll - der kommt plötzlich auf die Idee, dass sein ältester Freund … dass das, was er mit ihm erlebt, dass das nicht mit rechten Dingen zugeht.“
    Max verzog das Gesicht.
    „Nein, ganz einfache Sachen … es fängt damit an, dass er, also der Held, dass der sich fragt, wieso sein Freund über ihn immer so genau Bescheid weiß. Wenn der Held sich zum Beispiel mit einem anderen Bekannten treffen will, kommt plötzlich auch der Freund vorbei, obwohl er doch gar nicht wissen kann, dass der Held sich mit dem Bekannten zu der Uhrzeit da und da trifft. Dann aber stellt sich heraus, dass der Bekannte mit dem Freund telefoniert und es ihm erzählt hat, so dass es wieder eine ganz normale Erklärung dafür zu geben scheint, warum der Freund plötzlich den Zeitpunkt und den Ort des Treffens wusste. Aber dann passieren wieder andere, ähnliche Zufälle und der junge Mann, um den es geht, fängt an, immer mehr darüber nachzugrübeln, wie es sein kann, dass sein Freund jedesmal genau das Richtige macht, das Richtige weiß, das Richtige kann. Bis ihm schließlich der Verdacht kommt, dass sein Freund vielleicht in seinen Gedanken, also in den Gedanken des Helden, lesen kann … Dabei ist der Held ein ganz normaler Typ, wie gesagt, jemand, der normalerweise keineswegs an irgendwelchen Hokuspokus, an den sechsten Sinn, Gespenster oder dergleichen glaubt. Das ist es ja gerade, was ihm so zu schaffen macht: Eigentlich ist er felsenfest davon überzeugt, dass es Geister, Telepathen, Zauberer, dass es all das NICHT gibt und nie gegeben hat, verstehst du?“
    Max nickte langsam.
    „Ich meine, wenn wir ein Buch lesen oder einen Film sehen“, fuhr Till fort, „dann können wir uns schon vorstellen, dass alles Mögliche passieren kann. Aber wenn wir eben kein Buch lesen, keinen Film sehen, sondern nur unser Leben leben, Leute treffen und so weiter, dann halten wir ja jeden, der ernsthaft an Gespenster oder Zauberer glaubt, für einen Spinner und Wirrkopf, richtig? Also ich zumindest.“
    „Ich auch“, murmelte Max.
    „Eben. Und genauso denkt auch der Held dieses Buches. Natürlich gibt es nichts von all dem! Aber wieso erlebt er die merkwürdigsten Dinge immer nur mit diesem Freund? Wieso geht sein Computer kaputt, wenn er seine Erlebnisse mit diesem Freund aufschreiben will? Wieso erreicht er ihn nie, wenn er ihn anrufen will, sein Freund ihn aber immer? Wie ist das möglich? Der Held redet sogar mit einer guten Bekannten darüber, denn es geht ihm nicht aus dem Kopf, aber sie lacht ihn aus. Was glaubt er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher