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Die Verschwundenen

Die Verschwundenen

Titel: Die Verschwundenen
Autoren: Alexander Lohmann
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D. High verzog das Gesicht. »Die Tote im Hafen war nur der Anfang«, fuhr er fort. »Erst sah alles nach einem Routinefall für das Police Department aus. Die Tote hatte sogar ihre Handtasche mit sämtlichen Papieren bei sich.«
    »Verstehe, Sir. Das ist allerdings nicht selbstverständlich.« Als ehemaliger Cop wusste Cotton genau: Ein Toter mit Papieren, der sich leicht identifizieren ließ, war ein Glücksfall.
    »Führerschein und Kreditkarten wiesen die Frau als Mira Anthony aus«, warf Decker ein. Sie hörte gleichzeitig zu und blätterte in den Unterlagen. »Aber dabei ist es nicht geblieben.«
    »Allerdings nicht«, fuhr John D. High fort. »Zunächst einmal konnte die Polizei nicht herausfinden, wie diese Mira Anthony überhaupt nach New York gekommen war. Ihr letzter verwertbarer Aufenthaltsort, den man aus den Papieren erschließen konnte, war das freundliche Städtchen Collinsville in Alabama.« Er blickte Cotton an. »Als Junge aus der Provinz kennen Sie solche Orte, Special Agent Cotton, nicht wahr?«
    Cotton, der aus einem Kaff in Iowa stammte, fühlte sich ein wenig ernüchtert. »Könnte man so sagen, Sir«, erwiderte er. »New York kann ein gefährliches Pflaster sein, wenn man zum ersten Mal hier vorbeischaut.«
    Ein leichtes Lächeln umspielte Mr. Highs Mundwinkel. »Ich glaube, Miss Mira Anthony aus Collinsville hätte kaum noch etwas erschüttern können. Wie die New Yorker Polizei nämlich von ihren Kollegen dort erfuhr, ist Miss Anthony bereits vor sechs Jahren verstorben. Seitdem ruht sie friedlich und ungestört auf dem Friedhof ihrer Heimatstadt, die sie zu Lebzeiten niemals verlassen hat.«
    »Die Papiere der Frau waren gefälscht«, stellte Decker fest. »Sie reiste unter dem Namen einer Toten.«
    »Okay«, sagte Cotton. »Das ist ein Fall fürs FBI. Aber seit wann befasst sich das G-Team mit falschen Papieren?«
    Mr. High winkte ab. »Darüber sind wir hinaus. Ihre ehemaligen Kollegen bei der New Yorker Polizei, Special Agent Cotton, haben noch mehr herausgefunden, bevor wir ihnen den Fall aus den Händen nahmen. Beispielsweise, wer unsere Tote tatsächlich war: Laura Robinski, eine freie Buchhalterin und Finanzexpertin, die hier in New York tätig gewesen ist. Sie verschwand vor drei Jahren von der Bildfläche. Man vermutete, dass sie an Geldwäschegeschäften für die Mafia beteiligt war und einen ihrer Klienten um mehrere Millionen Dollar hintergangen hat.«
    »Ich glaube, ich erinnere mich an den Fall«, sagte Philippa Decker. Ihre Stimme klang nachdenklich. »Damals stand die Frage im Raum, ob Laura Robinski untertauchen konnte oder ob die Leute, die sie betrogen hat, sie verschwinden ließen.«
    »Nun«, sagte High, »diese Frage ist jetzt wohl beantwortet. Mrs. Robinski kam seinerzeit als vermisste Person zu den Akten. Wir hatten ein DNA-Profil von ihr. Wenn unsere Tote es nicht geschafft hat, ihr Erbgut ebenfalls zu fälschen, wissen wir nun, dass Laura Robinski drei Jahre lang unter falschem Namen lebte.«
    »Aber jetzt haben ihre früheren Arbeitgeber sie doch noch erwischt«, schloss Decker.
    »Das war aber auch selten dämlich von dieser Frau«, sagte Cotton. »Die Mafia in New York zu betrügen und dann in der Stadt zu bleiben.«
    »Dämlich ja«, bemerkte John D. High, »aber professionell dämlich. Sie hatte nicht einfach nur gefälschte Papiere, sondern eine völlig falsche Identität. Mit allem, was dazugehört. Und wenn ich sage alles, dann meine ich alles.«
    »Was gehört denn alles dazu?« Cotton grinste. »Entschuldigen Sie die Frage, aber das könnte interessant für mich sein, wenn ich hier mal aufhören will und Sie mich nicht gehen lassen wollen.«
    »Keine Sorge.« Mr. High seufzte. »Ich mache mich persönlich für Ihre vorzeitige Pensionierung stark, wenn Sie mir weiterhin so viel Ärger bereiten wie bei Ihren ersten Auftritten hier.
    Was nun diese Laura Robinski alias Anthony angeht: Ihre neuen Papiere waren mit den passenden Fotos bei allen zuständigen Stellen korrekt registriert. Mira Anthony hatte sogar noch eine Sozialversicherungsnummer, als wäre sie niemals verstorben. Selbst bei den Steuerbehörden ist sie weiterhin registriert. Jemand hat sich die Mühe gemacht, ihre Spur im Internet zu polieren und Bilder der Toten zu tauschen oder zu löschen. Und zur Abrundung hat man Laura Robinski noch eine kleine Schönheitsoperation spendiert. Sie ist in jeder Hinsicht zu Mira Anthony geworden, und diese Identität war wasserdicht.«
    »Anscheinend nicht«,
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