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Die Verschwundenen

Die Verschwundenen

Titel: Die Verschwundenen
Autoren: Alexander Lohmann
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Passant, der in einiger Entfernung mit einem Hund unterwegs war, aber keine Spur von dem Kurier in der Kapuzenjacke.
    Cotton betrat das Haus ein weiteres Mal durch die Vordertür. Der Concierge blickte überrascht von seiner Zeitung auf und starrte ihn an.
    »Ist hier gerade ein Mann durchgekommen?«, fragte Cotton. »Klein, um die fünfzig, sportlich gekleidet?«
    »Äh … nein«, stammelte der Pförtner. »Aber … sind Sie nicht vorhin erst raufgegangen?«
    »Stimmt«, sagte Cotton trocken. »Und jetzt bin ich wieder da. Gibt es noch einen weiteren Ausgang?«
    »Ja«, sagte der Pförtner. »Den Keller … Wir haben einen Fahrradkeller mit eigenem Eingang hinter dem Haus. Warum fragen Sie?«
    Cotton blickte auf die Bildschirme, die an der Seite der Pförtnerloge standen. »Sie zeichnen auf?«, fragte er.
*
    Philippa Decker traf eine Stunde später ein. In der Zwischenzeit hatte Cotton zu seiner Enttäuschung herausgefunden, dass die Überwachungsanlage, deren Monitore so unbeachtet am Empfang standen, nicht aufzeichnete. Und niemand schien von der Ankunft und dem Verschwinden des angeblichen Kuriers etwas mitbekommen zu haben.
    Als Decker endlich da war, mussten sie im dritten Stock noch einmal fünfzehn Minuten vor der Tür warten, bis der Rest der Truppe erschien.
    »Das Schloss sieht jedenfalls unbeschädigt aus«, stellte Decker fest.
    »Genau wie die Kellertür«, sagte Cotton. »Was immer für ein Typ das war, er ist hier reingekommen, ohne etwas zu beschädigen.«
    »Vielleicht hatte das gar nichts mit unserem Fall zu tun«, dachte Decker laut nach. »Vielleicht war der Kerl nur ein ganz gewöhnlicher Einbrecher, den Sie gestört haben. Oder ein Hausbewohner, der es eilig hatte und Sie schnell abwimmeln wollte.«
    »Ja, klar«, sagte Cotton. »Und zufällig trug er einen faser- und biosicheren Anzug als Unterwäsche. Das glauben Sie doch selbst nicht.«
    »Nein«, gab Decker zu. »Eigentlich nicht. Warten wir ab, was wir in der Wohnung vorfinden.«
    »Warum haben Sie nicht einfach Laura Robinskis Originalschlüssel mitgebracht?«, fragte Cotton. »Dann könnten wir jetzt sofort in die Wohnung.«
    Decker betrachtete ihn missbilligend von der Seite. Ihr Blick blieb auf dem Schmutzstreifen hängen, der vom feuchten Gras an Cottons Hose zurückgeblieben war.
    »Der Schlüssel, den wir bei der Ertrunkenen gefunden haben, ist ein Beweismittel. Glauben Sie mir, es ist leichter, die Sicherheitsfirma anzurufen, dass sie einen Techniker schickt, als die Entnahme von Beweismitteln aus dem geschützten Bereich zu veranlassen.«
    Cotton schnaubte. »Wenn ich jedes Mal ein Formular ausfüllen müsste, bevor ich hinter einem Verdächtigen herlaufe, würden wir nie jemanden schnappen.«
    »Sie haben diesen Verdächtigen nicht geschnappt«, sagte Decker.
    Der Techniker öffnete das Schloss nicht mit einem einfachen Nachschlüssel, wie Cotton erwartet hatte, sondern verkabelte ein Gerät mit der Tür. Als er sie entriegelt hatte, traten sie vorsichtig ein.
    So unscheinbar das Haus von außen wirkte, so gediegen war die Einrichtung im Inneren. Überall blitzten Chrom und getönte Glasflächen. Schwere Ledersessel und geschnitzte Truhen standen auf kostbaren Teppichen. Cotton sah Accessoires aus den teuersten Geschäften New Yorks. An den Wänden hingen abstrakte Drucke.
    Laura Robinski mochte ihre Räumlichkeiten geschmackvoll eingerichtet haben, aber Cotton empfand das Apartment als kalt und unpersönlich.
    Und es war eindeutig durchwühlt worden.
    »Wir sind nicht die Ersten hier drin«, merkte Decker an.
    »Oder Laura Robinski war fürchterlich schlampig«, sagte Cotton.
    Sämtliche Schränke und Schubladen standen offen. Geschirr, Wäsche, Vasen, Lebensmittel, Kleingeräte – alles war ausgeräumt, aber nicht wild über den Boden verstreut, sondern ordentlich in kleinen Stapeln abgelegt.
    »Wenn das ein Einbrecher war«, sagte Cotton, »ist er der ordentlichste Halunke, den ich je gesehen habe.«
    Die Spurensicherung machte sich an die Arbeit. Auf Deckers Bitte hin nahm sich der Techniker von SealEt die Schließanlage vor, indem er seinen Laptop an das System anschloss und die letzten Zugriffe herunterlud.
    »Können Sie herausfinden, wann die Tür zuletzt geöffnet wurde?«, fragte Cotton. »Dann wüssten wir, ob unser Freund mit dem Rucksack tatsächlich hier drin war, und wann er in die Wohnung eingedrungen ist.«
    Der Techniker schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Wir können nur feststellen, ob jemand den
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