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Die Verschwundenen

Die Verschwundenen

Titel: Die Verschwundenen
Autoren: Alexander Lohmann
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Schlüsselcode geändert hat. Und das war hier nicht der Fall.«
    Decker und Cotton suchten die Nachbarn im Haus auf, um mehr über die frühere Bewohnerin von Apartment 302 in Erfahrung zu bringen. Aber Laura Robinski hatte ein unauffälliges, zurückgezogenes Leben geführt. Sie hatte ihre Nachbarn flüchtig gegrüßt, wenn man sich zufällig auf dem Flur begegnet war, hatte ansonsten aber keine Kontakte gepflegt und kaum jemals Besuch empfangen.
    Über den rätselhaften Mann mit dem Rucksack wusste niemand etwas.
    Als die beiden Agents alle möglichen Zeugen befragt hatten, war die Spurensicherung noch immer beschäftigt. Währenddessen schauten Cotton und Decker sich noch einmal um, nahmen den ein oder anderen Gegenstand in die Hand, den die Forensiker freigegeben hatten, und versuchten, weitere Eindrücke von der Wohnung zu gewinnen.
    »Ich hoffe, die Proben aus dem Hausflur ergeben etwas«, sagte Cotton. »Da trug unser Mann wenigstens keine Handschuhe und keine Kapuze mehr.«
    »Da mache ich mir keine großen Hoffnungen«, erwiderte Decker. »Wer mit einem Schutzanzug herumläuft, ist auch sonst vorsichtig. Aber die Spuren, die man nicht findet, können manches verraten.«
    Cotton runzelte die Stirn. »Okay, dann sagen Sie mir, was wir nicht gefunden haben.«
    »Keine Spuren am Schloss. Und der Techniker hat festgestellt, dass nach Robinskis Tod niemand die Anlage neu programmiert hat. Wer immer hier hereingekommen ist, hatte einen Schlüssel.«
    Cotton nickte.
    Decker fuhr fort: »Außerdem haben wir keinen einzigen Bogen Papier in der Wohnung entdeckt. Nicht mal Banknoten. Der teure Schmuck aber ist noch da. Das war kein Raub. Da wollte jemand alles verschwinden lassen, was uns etwas über die Frau hätte verraten können. Laura Robinski war kein zufälliges Opfer.«
    Sie beobachteten, wie ein Kriminaltechniker ein Stück nach dem anderen aus Robinskis gut gefülltem Schmuckkästchen holte, es unter UV-Licht hielt und auf Fingerabdrücke prüfte, dann mit Klebestreifen Proben für eine Laborauswertung von der Oberfläche nahm und zuletzt jedes Objekt eintütete.
    Cotton seufzte. »Ich habe mich getäuscht«, sagte er. »Verbrechen lohnt sich doch nicht.«
    »Was?« Decker blickte ihn fragend an.
    »Wie viele Millionen hat Laura Robinski angeblich bei der Mafia unterschlagen?«, erwiderte Cotton. »Es muss eine Menge gewesen sein, wenn sie sich diese neue Identität leisten konnte, diese Wohnung und wer weiß was. Aber was hatte sie davon?«
    Mit einer Geste durchmaß er die Räumlichkeiten. »Hier drin kommt man sich vor wie in einer Hotelsuite, finden Sie nicht auch? Laura Robinski war nach drei Jahren immer noch jederzeit auf dem Sprung. Und sie war allein. Wenn sie die Zeit hätte zurückdrehen können – hätte sie dieselbe Entscheidung wie damals noch einmal getroffen, bevor sie untergetaucht war? Wohl kaum. Wenn man nach den Spuren urteilt, die sie uns hinterlassen hat, war ihr Leben ziemlich öde.«
*
    Cotton und Decker fuhren nach Manhattan zurück. Inzwischen war es dunkel geworden, doch in der Stadt, die niemals schläft, herrschte noch immer reges Treiben. Sie kamen an kleinen Läden und Bistros vorüber. Bunte Lichter fielen von dort auf die Straße. Viele New Yorker waren zu Fuß oder mit dem Wagen unterwegs. Es herrschte Feierabendverkehr.
    Nachdem sie ihre Dienstwagen in der Tiefgarage des Cyberedge-Gebäudes abgestellt hatten, sagte Cotton: »Schluss für heute, okay? Als Nächstes müssen wir bei SealEt überprüfen, wer alles Nachschlüssel erhalten hat. Aber da erreichen wir vor morgen früh niemanden. Wie wär's mit einem Kaffee zum Abschluss des Tages?«
    Decker schüttelte den Kopf. »Ich hatte etwas anderes im Sinn.«
    »Und was?« Cotton blickte sie überrascht an.
    »Wie wär's mit einem Besuch in der Black Diamond Bar? Da war ich schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr.«
    »Gute Idee«, sagte Cotton. »Gehen wir.«
    Die Black Diamond Bar lag in Midtown Manhattan, gerade mal einen Steinwurf vom Broadway entfernt. Cotton kannte die Bar nur allzu gut aus seiner Zeit als Streifenpolizist. Mit den bulligen Türstehern, den leicht bekleideten Mädchen und den düsteren, in mattes Rotlicht getauchten Nischen im Inneren wirkte sie wie ein letztes Überbleibsel des alten Broadway – ein Schmutzfleck, wie manche von Cottons früheren Kollegen meinten, der allen Säuberungsversuchen seit den Achtzigern widerstanden hatte.
    Cotton zeigte den Gorillas am Eingang nachlässig seine Marke. Sie
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