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Die Verschollenen

Die Verschollenen

Titel: Die Verschollenen
Autoren: Brian Keene
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Das Wesen war graurosa gefärbt und mit hässlichen Flecken übersät. Es war kein Kopf zu erkennen, der sich vom Körper abgehoben hätte, und Becka konnte nicht sagen, wo hinten und vorne war. Sie sah genauer hin und entdeckte am einen Ende zwei winzige schwarze Punkte - die Augen des Wesens. Der Wurm zappelte. Becka versuchte sich an das zu erinnern, was sie sich über die Region angelesen hatte, bevor sie hierher aufgebrochen war, aber sie konnte das zappelnde Wesen nicht einordnen.
    »Was zur Hölle ist das?«, fragte Shonette noch einmal.
    »Widerlich«, stellte Ryan fest, »das ist es.«
    »Es ist ein verfickter Wurm«, meinte Troy. »Wo ist das Problem? Tritt drauf. Oder noch besser, friss das Mistvieh.«
    »Oh, Mann«, stöhnte Raul. »Du würdest also einen Wurm essen, du Penner?«
    Stirnrunzelnd stemmte Pauline die Hände in die Hüften. »Das ist ekelhaft.«
    Troy zuckte nur mit den Schultern. »Hey, wir haben den Reis doch inzwischen alle satt, oder?«
    »Ich denke, ich bleibe lieber beim Reis«, meinte Roberta. »Der bewegt sich wenigstens nicht, während man ihn isst.«
    »Ich würde einen Wurm essen«, sagte Richard in breitem Kansas-Akzent. »Ich habe schon Opossums, Eichhörnchen und Murmeltiere gegessen. Da ist ein
Wurm nicht viel anders. Ich wette, er schmeckt nach Hühnchen. Vielleicht mit ein wenig Barbecuesoße …«
    Sal stieß ihm den Ellbogen in die Rippen. »Du würdest auch Scheiße essen, wenn dir jemand fünf Mäuse dafür gibt.«
    »Stimmt«, grinste Richard. »Hast du zufällig fünf Mäuse dabei?«
    »Das ist kein Wurm«, behauptete Stefan. »Im Gegensatz zu einigen anderen unter uns habe ich mich auf diesen Wettbewerb vorbereitet, indem ich mich mit der Umgebung vertraut gemacht habe. Ich habe meine Hausaufgaben erledigt.«
    Troy gähnte gelangweilt. »Ja, ja, du bist schon etwas ganz Besonderes.«
    »Ich werde es ganz bestimmt länger aushalten als du, du fluchender kleiner Troglodyt.«
    Troy wandte sich an Richard: »Wie hat er mich gerade genannt?«
    Richard zuckte mit den Schultern. »Bin mir nicht sicher. War jedenfalls nichts Gutes.«
    »Nein«, flüsterte Jerry zustimmend, »ganz und gar nicht.«
    Becka überlegte kurz, ob sie Stefan sagen sollte, dass sie ebenfalls ihre Hausaufgaben gemacht hatte, beschloss dann aber, lieber den Mund zu halten. Es hatte keinen Sinn, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sonst wäre sie vielleicht die Nächste, die rausgewählt wurde.

    »Wie dem auch sei«, fuhr Stefan fort, »das ist kein Wurm. Man nennt so etwas eine Blindschlange.«
    »Eine Schlange?« Roberta kniete sich hin, um das Tier besser sehen zu können. »Aber es ist so klein.«
    »Also, eigentlich ist dieses Exemplar sogar ziemlich groß. Wahrscheinlich ein ausgewachsenes Tier. Wenn ich mich richtig erinnere, werden sie selten länger als dreißig Zentimeter.«
    »Ist sie giftig?«, wollte Jeff wissen.
    »Überhaupt nicht. Es sind scheue Tiere. Harmlos, außer man ist eine Ameise oder eine Termite wie unser Freund Troy hier.«
    »Leck mich, Arschloch.«
    »Nein, danke. Du bist etwas zu schmierig für meinen Geschmack.«
    »Du meinst also, du bist besser als ich, Stefan? Ist es das?«
    Stefan rollte mit den Augen. »Um Gottes Willen, nein. Ich bin mir sicher, dass du einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft leistest.«
    »Ich arbeite viel mit Schraubenschlüsseln. Vielleicht sollte ich dir mal einen über den Schädel ziehen, wenn wir nach Hause kommen.«
    »Du wirst sowieso vor mir da sein. Denn ich werde hundertprozentig der Letzte sein, der auf dieser Insel bleibt.«
    »Nicht, wenn wir dich vorher kochen und auffressen, du beschissener Yuppie.«
    Stefan ignorierte ihn und richtete seine Aufmerksamkeit
wieder auf die Blindschlange. »Interessanterweise sind sie eine rein weibliche Spezies.«
    Ryan musterte die Schlange misstrauisch. »Was bedeutet das?«
    »Es bedeutet, dass sie Eier legen, ohne dass eine männliche Schlange sie befruchten muss.«
    »Und wo bleibt da der Spaß?«, fragte Pauline. Die Männer lachten brav über Paulines Witz, und Becka knirschte mit den Zähnen, um sich von einer Antwort abzuhalten. Ein Dutzend sarkastische Erwiderungen schossen ihr durch den Kopf. Sie schaute zu Shonette, die nur mit den Augen rollte.
    Die Gruppe löste sich langsam wieder auf. Stefan, Jeff, Raul, Pauline und Roberta gingen zusammen mit der Hälfte der Crewmitglieder weiter. Jerry zog Sal und Richard zur Seite und wartete, bis die anderen um eine Kurve verschwunden waren.
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