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Die Verschollenen

Die Verschollenen

Titel: Die Verschollenen
Autoren: Brian Keene
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gingen ein Stück vor den anderen. Becka konnte ihre Worte nicht verstehen, aber die beiden Männer kicherten immer wieder. Sie fragte sich, worüber sie wohl redeten. Stefan, Jeff, Raul, Pauline und Roberta schlenderten hinter ihnen her, wobei Roberta allerdings ein paar Schritte hinter den anderen zurückblieb. Das brachte Becka zu der Frage, ob Jerry und Shonette vielleicht doch Recht hatten. Vielleicht konnten sie Roberta ja wirklich auf ihre Seite ziehen.
    Ein paar Crewmitglieder - Mark, Jesse und
Stuart - folgten Stefans Gruppe und filmten ihr Gespräch. Ryan und Shonette gingen vor Jerry und Becka. Troy schlurfte hinter ihnen her, wobei er immer wieder nach Moskitos schlug.
    Becka spähte über ihre Schulter. Matthew stapfte schweigend vor sich hin, den Speer in der Hand, und hielt immer einige Meter Abstand zum Rest der Gruppe. Er starrte stur geradeaus, als wollte er mit seinen Augen ein Loch in Troys Schulterblätter bohren. Sein Gesicht war ausdruckslos. Ein weiterer Kameramann bildete das Schlusslicht.
    Das Kulissenbauteam des Senders hatte den Pfad angelegt. Er war mit Kalk bestreut, damit die Kandidaten ihn auch nachts finden konnten. (Aus Sicherheitsgründen wurde ihnen von nächtlichen Spaziergängen im Dschungel abgeraten, natürlich abgesehen von den Spaziergängen, für die es gute, also die Einschaltquoten steigernde Gründe gab.) An schlammigen oder unebenen Stellen waren Geländer aus Bambusstangen angebracht worden. Doch trotz dieser Vorrichtungen drang die dichte, tropische Vegetation von beiden Seiten auf den Pfad ein.
    Während sie weitergingen, fiel Becka auf, wie still der Dschungel war. Normalerweise gab es hier überall Insekten und Vögel. Die Bäume und der Himmel waren sonst immer voller Papageien, Albatrosse, Honigfresser, Fregattvögel, Möwen und Tölpel. Manchmal war ihr Geschrei beinahe ohrenbetäubend. Jetzt herrschte absolute Stille.

    Jerry blieb stehen und spähte in das dichte Unterholz. Becka und Troy blieben ebenfalls stehen.
    »Was ist los?«, fragte Becka. »Stimmt etwas nicht?« »Ich weiß nicht. Hört ihr das? Es ist so ruhig. Keine Vögel, gar nichts. Nur Stille.«
    »Ich habe gerade das Gleiche gedacht. Vielleicht hat der Hubschrauber sie verscheucht?«
    »Kann sein«, meinte Jerry.
    Troy schlug wieder nach einem Moskito. »Oder vielleicht haben diese verfluchten Käfer sie alle ausgesaugt. Ich schwöre bei Jesus, ich habe mindestens einen halben Liter Blut weniger im Leib. Dabei wiege ich eh kaum was. Wenn das hier vorbei ist, bestehe ich nur noch aus Haut und Knochen.«
    Grinsend setzten sich Becka und Jerry wieder in Bewegung.
    »Und, hast du eine Freundin?« Sofort bereute Becka, die Frage gestellt zu haben.
    »Nein«, erwiderte Jerry. »Aber ich bin immer auf der Suche. Ich schätze mal, wenn ich erst die Million gewonnen habe, wird es ein wenig einfacher sein, eine Freundin zu finden.«
    »Deshalb wolltest du also ein Bündnis schließen«, neckte Becka ihn, »damit du gewinnen kannst.«
    Jerry tat überrascht. »Na ja, warum sollten wir sonst ein Bündnis schließen?«
    »Keine Ahnung. Es wäre doch nett, jemanden zu haben, dem man vertrauen kann.«
    »Stimmt«, nickte Jerry. »Aber ein Bündnis bedeutet
nicht, dass du mir vertrauen könntest. Was passiert denn, wenn wir den Wettbewerb bis zum Ende durchstehen und es schaffen, nicht rausgewählt zu werden, und dann sind irgendwann nur noch du und ich übrig? Was dann?«
    Becka grinste. »Dann müsste ich dir einen Arschtritt verpassen und die Million gewinnen. Aber keine Sorge, ich würde dir was leihen.«
    »Vielen Dank.«
    Vor ihnen stieß Shonette ein erschrockenes Quietschen aus. Die Kandidaten blieben sofort stehen. Ryan und Shonette starrten auf den Boden. Dann taumelte Shonette zurück und zeigte auf etwas.
    »Was zur Hölle ist das?«
    Mark und Jesse schoben sich an den anderen vorbei. Mark richtete die Kamera auf den Stein des Anstoßes, und Jesse schob sein Mikrofon näher ran.
    Die Gruppe scharte sich um sie. Nur Matthew blieb im Hintergrund und lehnte sich mit gelangweilter Miene auf seinen Speer. Troy drängte sich hinter Becka und verrenkte sich fast den Hals, um etwas zu sehen. Dabei schob er sie aus Versehen ein Stück nach vorne. Angewidert wich sie wieder zurück.
    Mitten auf dem Pfad lag ein kleines, wurmähnliches Wesen, das ungefähr so dick wie ein Bleistift und vielleicht zwanzig Zentimeter lang war. Es war so klein, dass Becka überrascht war, dass Shonette
es überhaupt bemerkt hatte.
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