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Die verlorene Koenigin

Die verlorene Koenigin

Titel: Die verlorene Koenigin
Autoren: Frewin Jones
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sagte er. »Aber in mancher Hinsicht benimmst du dich immer noch wie ein Kind. So einfach wegzulaufe n …« Er schüttelte den Kopf. »Das wird Folgen haben«, sagte er. »Das ist dir doch klar, oder?«
    Sie nickte und ahnte bereits, was kommen würde.
    »Ich finde, du solltest den Jungen nicht mehr sehen«, sagte ihr Vater. »Er hat zu großen Einfluss auf dich, und es wird Zeit, dem einen Riegel vorzuschieben.«
    Das war’s. Genau dieses Urteil hatte sie insgeheim gefürchtet.
    Wieder nickte sie stumm.
    Wenige Minuten später kam ihre Mutter ins Zimmer zurück. »Ich habe mit der Schulsekretärin gesprochen«, sagte sie. »Sie wird es M r Cox ausrichten. Ich habe gesagt, du seist erschöpft, aber gesund und munter. Und dass du morgen wieder in die Schule kommst. Dein Vater kann dich in der Früh hinfahren und dir helfen, alles zu erklären.«
    »Ich hab ihr gesagt, dass sie diesen Evan Thomas nicht mehr treffen soll«, sagte ihr Vater.
    »Ja, das ist wohl das Beste«, stimmte ihre Mutter zu. »Ich werde dich nicht darum bitten, es uns zu versprechen, Anita. Versprechen kann man nur allzu leicht breche n – aber wir vertrauen dir, dass du unserem Wunsch unbedingt nachkommst.«
    Tania blickte zu ihr hoch, zu müde, um zu widersprechen, und wohlwissend, dass sie nicht in der Position war zu diskutieren. »Was ist mit dem Schultheater?«, fragte sie. »Gilt das Verbot auch dafür?« Sie spielte die Julia an der Seite von Edric, der den Romeo darstellte. Sie hatten bereits wochenlang geprobt und in acht Tagen sollte die Premiere sein. Wenn ihre Eltern sie weiter mitspielen ließen, hätte sie wenigstens dadurch einen legitimen Grund, Edric zu sehen.
    »Dass du ihm in der Schule über den Weg läufst, lässt sich nicht vermeiden«, sagte ihre Mutter. »Und nach all der harten Arbeit, die du in die Aufführung gesteckt hast, wäre es jetzt nicht fair, aufzuhören und alle anderen einfach im Stich zu lassen.«
    »Aber wenn ihr außerhalb der normalen Schulzeit probt, werde ich dich hinbringen und auch wieder abholen«, fügte ihr Vater hinzu.
    »Du weißt, was wir meinen, wenn wir sagen, dass du ihn nicht mehr treffen sollst«, warnte ihre Mutter sie. »Er kann nicht mehr dein Freund sein oder wie man das heutzutage nennt. Damit ist jetzt Schluss. Wir sollten dir auch eine Frist setzen, wann du abends zu Hause sein musst.« Sie sah Tanias Vater an. »Ich würde sagen, acht Uhr an Schultagen und neun Uhr an den Wochenenden ist angemessen.«
    »Klingt fair«, sagte er.
    Tania schluckte schwer. »Für wie lange?«, krächzte sie.
    »Das sehen wir noch«, sagte ihre Mutter. »Es ist zu früh, um darüber nachzudenken. Konzentriere dich das restliche Halbjahr auf die Schule, und in ungefähr einem Monat sehen wir weiter.«
    In ungefähr einem Monat. Tania schwand allmählich der Mut.
    So lange konnte sie sich unmöglich von Edric fernhalten. Der Trennungsschmerz war ja schon schlimm genug, aber die Angelegenheit war noch viel schwieriger.
    Bevor Tania mit Edric in die Welt der Sterblichen aufgebrochen war, hatte sie König Oberon das Versprechen gegeben, dass sie Titania, die verschollene Königin, finden würden. Diese war vor fünfhundert Jahren auf der Suche nach ihrer verschwundenen Tochter durch das geheimnisvolle Pirolglas getreten und nie zurückgekehrt.
    Der einzige Hinweis auf Titanias Aufenthaltsort war Tanias Seelenbuch. Jemand aus der Welt der Sterblichen hatte es ihr am Tag vor ihrem sechzehnten Geburtstag zugeschickt, und Tania war überzeugt, dass es von Königin Titania stammte, der Mutter der Elfenhälfte in ihr.
    Das Päckchen war in Richmond im Südwesten Londons abgestempelt. Dort würde Tania anfangen zu suchen. Dann aber musste sie ihren Eltern noch mehr Lügen auftischen. Es blieb ihr jedoch keine Wahl, wenn sie ihr Versprechen Oberon gegenüber halten wollte.
    Daran kann ich jetzt nicht denken. Zu müde. Muss schlafen.
    »Du siehst völlig k.o. aus, meine Kleine.« Die Stimme ihres Vaters riss sie aus ihren Gedanken. »Warum gehst du nicht nach oben und legst dich hin?«
    Sie nickte.
    Schla f – den brauchte sie im Moment am allerdringendsten. Einen ganzen Tag tiefen, traumlosen Schlafes.
    Als Tania die Zimmertür öffnete, runzelte sie die Stirn. Am Fußende ihres Bettes stand ein großes goldenes Päckchen mit roter Schleife auf dem Boden. Rings herum lagen weitere kleinere, bunt verpackte Geschenke und ein großer Stapel verschiedenfarbiger Briefumschläge.
    »Herzlichen Glückwunsch
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