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Die verlorene Koenigin

Die verlorene Koenigin

Titel: Die verlorene Koenigin
Autoren: Frewin Jones
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es stimmt. Es klang absolut glaubhaft: Du bist mit deinem Stiefvater nicht so gut ausgekommen, deshalb bist du von dort weggegangen und nach London gezogen.«
    »Du kannst ihnen doch sagen, dass du nach Wales gefahren bist, um mich zu suchen, nachdem ich aus dem Krankenhaus verschwunden bin«, schlug Edric vor.
    Tania nickte. »Ja, Wales ist gut. Es dauert ziemlich lange, um hin- und wieder zurückzufahren. Aber wir brauchen einen konkreten Ortsnamen.« Sie zermarterte sich das Gehir n – sie selbst war nie in Wales gewesen, aber ein Mitschüler kam aus einer Stadt im Nordwesten des Landes, aus einer kleinen Küstenstadt in Snowdonia. Wie hieß das Örtchen noch mal? »Criccieth!«, sagte sie plötzlich laut. »Genau. Es liegt ganz im Norden von Wales. Um dahin zu fahren, hätte ich bestimmt ein paar Tage gebraucht. Ich werde ihnen sagen, dass ich nicht mehr klar denken konnte, dass ich völlig außer mir war vor Sorge nach deinem Verschwinden. Ich bin nach Criccieth gefahren und hab dich dann in deinem Elternhaus aufgespürt.«
    »Sag ihnen, ich sei ausgetickt, weil ich dachte, man würde mich wegen des Bootsunfalls polizeilich verfolgen«, schlug Edric vor. »Aber du hättest mich überredet, nach London zurückzugehen.«
    »Ja.«
    Er sah sie besorgt an. »Bist du dir auch ganz sicher, dass ich nicht mitkommen soll?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Vertrau mir, es ist besser so. Du kannst mich begleiten, bis wir in meiner Straße angekommen sind, aber dann solltest du ins Hostel gehen. Lass dein Handy an, ich ruf dich an, sobald ich kann.« Sie nahm seine Hand. »Gehen wir.«
    An der Ecke Lessingham Street/Eddison Terrace blieben Tania und Edric stehen. In der Eddison Terrace Nummer 18, ganz am Ende der langen Straße, wohnte Anita Palmer mit ihren Eltern.
    »Ich will dich jetzt aber nicht allein lassen«, sagte Edric und hielt ihre Hände fest.
    »Es ist doch nur für kurze Zeit«, beschwichtigte Tania. »Wir telefonieren nachher.« Sie runzelte die Stirn. »Welchen Tag haben wir heute eigentlich?«
    Edric überlegte kurz. »Donnerstag.«
    »Dann sehen wir uns morgen in der Schule«, sagte sie. »Drück mir die Daumen, dass alles gut läuft.«
    »Mache ich.« Er sah ihr ins Gesicht. »Ich liebe dich.«
    »Ich dich auch. Aber jetzt geh bitte.«
    Er setzte sich in Bewegung.
    »Willst du mir denn gar keinen Abschiedskuss geben?«, rief sie ihm hinterher.
    Er kam sofort zurück und sie lagen sich in den Armen. Und dan n – viel zu schnel l – stand sie allein im Morgenlicht an der Straßenecke und blickte ihm nach.
    Er wandte sich noch einmal um und winkte. Sie hob die Hand und winkte zurück. Sie beobachtete, wie er mit den Lippen die Worte formte: »Ich liebe dich.«
    Ich dich auch, antwortete sie stumm.
    Und dann war er verschwunden.
    Sie ging weiter die Straße entlang. Als plötzlich zwischen zwei Gebäuden die Sonnenstrahlen hervorkamen, rutschte Tanias Schatten zur Seite. Die Sonne schien ihr ins Gesicht und hüllte sie in die Wärme des frühen Sommermorgens.
    War alles, was sie im Elfenreich gesehen und getan hatte, nur ein Traum gewesen? Ihr Vater, der König. Ihre sechs Schwestern. Die sorglose Zara, die ernste Sancha, Cordelia die Tierfreundin, Hopie mit dem strengen Blick und den heilenden Händen, Eden, ihre unglückliche älteste Schwester, die sich die Schuld am Tod ihrer Mutter gab, und die arme irregeleitete Rathina, die fürchterliche Dinge getan hatte, um das Herz von Gabriel Drake zu erobern, obwohl er ihre Liebe nie erwidert hatte.
    Wahr oder nicht?
    Sie ging die Straße hinunter, die sie von Kindheit an kannte, und blickte erstaunt auf all die fremden und doch vertrauten Gebäude. Während sie sich langsam dem Haus näherte, das immer ihr Heim gewesen war, wurde ihr einmal mehr bewusst, dass sie nicht mehr das Mädchen von früher war.
    Mit zitternder Hand drückte Tania auf die Klingel. Es kam ihr seltsam vor, an ihrer eigenen Haustür zu läuten, aber die Hausschlüssel gehörten nun mal ihrem alten Leben a n – das Leben, das in den vergangenen drei Tagen immer mehr von ihr abgeblättert war.
    Sie durchlebte ein Wechselbad der Gefühle: Sie empfand reine, ungetrübte Vorfreude auf das Wiedersehen mit ihren Eltern, aber auch Sorge, wie sie wohl reagieren würden. Sie hatte Angst, dass nichts mehr in ihrem Leben so sein würde wie früher, war aber auch glücklich über ihre neue Identität als Elfenprinzessin. Dann gab es da noch die überwältigend starke Liebe zu Edric und die Sehnsucht
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