Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verlockung des Glücks (German Edition)

Die Verlockung des Glücks (German Edition)

Titel: Die Verlockung des Glücks (German Edition)
Autoren: Hannah Kaiser
Vom Netzwerk:
normalerweise nicht mein Ding. Aber von dieser Affenhitze werde ich irgendwie aggressiv.
     
    Ich kurve noch eine Weile über den Parkplatz, bis ich schließlich eine frei werdende Parklücke entdecke, die sich ausgerechnet genau gegenüber meines ursprünglich ausgewählten Parkplatzes befindet. Als ich aussteige, klebt mein weißes Blusentop schweißnass an meinem Körper und ich fühle mich klebrig und eklig. Ich hänge mir meine Sonnenbrille in den Ausschnitt, um zumindest dort die nassen Flecken ein bisschen zu kaschieren, schnappe mir einen Einkaufswagen und gehe so schnell wie möglich in den Supermarkt.
     
    Die klimatisierte Luft begrüßt mich gepaart mit leiser Hintergrundmusik und ich atme tief durch. Ich packe diverse Lebensmittel, die auf meinem Einkaufszettel stehen, in meinen Einkaufswagen und entscheide mich dann noch spontan für eine 2,5-l-Packung Vanilleeis. Für alle Fälle landet auch noch eine Flasche Wodka in meinem Wagen. Man kann ja nie wissen, was das Wochenende so bringt.
    Ich werfe noch einen letzten prüfenden Blick auf meinen Einkaufszettel und reihe mich dann in die Schlange ein, die vor der Kasse steht.
     
    Als ich zurück zum Parkplatz komme, lehnt der Muskelprotz lässig an seinem bekloppten Jeep und isst ein Eis am Stiel. Er trägt dreiviertellange Jeans, Flipflops und ein blaues Polohemd und sieht aus, als würde ihm die Hitze so rein gar nichts anhaben können.
     
    Dieser Arsch …!
    Abe r er sieht verdammt gut aus!
    Und ich sehe völlig fertig aus.
     
    Das Leben ist unfair, finde ich. Mir ist es rätselhaft, wie es Menschen an so heißen Tagen gelingen kann, frisch un d völlig makellos zu erscheinen. Ich schaffe das selbst bei milderen Temperaturen nicht. Mein Make-up hält nie wirklich länger als drei Stunden und in den Klamotten, in denen ich mich morgens noch wohl gefühlt habe, fühle ich mich nach spätestens vier Stunden spießig und unelegant. Oder öko und unelegant oder aber einfach nur unelegant. Heute fühle ich mich, den Temperaturen angepasst, verschwitzt, klebrig und unelegant. Kein Wunder, dass er mir den Parkplatz bedenkenlos weggeschnappt hat, ich bin eben keine der Frauen, die man näher beachtet. Vermutlich hat er mich vorhin gar nicht bemerkt. Zumindest nicht, bevor ich ihn beschimpft habe …!
     
    Er hebt übertrieben freundlich grüßend die Hand, als er mich sieht. Nur mühsam unterdrücke ich das Bedürfnis ihm meinen Mittelfinger zu zeigen, finde es dann aber doch damenhafter und eleganter, ihn einfach zu ignorieren. Das gelingt mir aber nur solange, bis ich alle meine Einkäufe bis auf die Kiste Wasser aus meinem Einkaufswagen in meinem Kofferraum verstaut habe. Als ich mich gerade danach bücken will, steht er plötzlich hinter mir. Ich spüre erst seine Nähe, dann kann ich ihn riechen. Er riecht nach teurem Aftershave, nach Schokoladeneis und nach erhitztem Mann. Mir wird gleich noch ein kleines bisschen heißer.
    Stillschweigend nimmt er die Kiste Wasser aus dem Korb und stellt sie in den Kofferraum meines Wagens. Ich bin so erstaunt über diese hilfsbereite Geste eines vermeintlichen Arschlochs, dass ich nur in der Lage bin, ein leises „Dankeschön!“ zu murmeln. Er hebt lässig die Hand, eine Geste, die zur Hälfte „gern geschehen“ und zur Hälfte „nichts zu danken“ zu sagen scheint. Dann dreht er sich weg, um in seinen Wagen zu steigen und vom Parkplatz zu fahren.
     
    +++
     
    Matthew grinst breit, als er vom Parkplatz fährt.
    Zugegeben, ihr den Parkplatz wegzunehmen war nicht unbedingt sehr nett. Aber als er sie bemerkt hat, stand er schon halb in der Parklücke und hatte auch keine Lust mehr, wieder herauszufahren.
    Sie hat aber auch so ein winziges Auto, dass einem beinahe nichts anderes übrig bleibt, als es zu übersehen. Und sie selbst ist auch nicht viel größer und damit genauso leicht zu übersehen.
    Es sei denn natürlich, sie beschimpft einen lautstark. Irgendwie war sie niedlich, als sie sich so aufgeregt hat. Und als sie dann so überrascht geguckt hat, als er ihr mit der schweren Wasserkiste geholfen hat, da erst recht.
    Zugegeben, ein bisschen unscheinbar, aber niedlich.
    Vielleicht hätte er sich ihre Nummer geben lassen sollen.
    Er dreht sich noch mal um, kurz bevor er vom Parkplatz fährt und schaut sie an.
    Naja, auch egal, denkt er sich dann, zuckt die Schultern und fährt weiter. Er mag seine Frauen sowieso lieber ein bisschen sanftmütiger.
     
    +++

 
Kapitel 2
     
    Ich habe meine Einkäufe kaum zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher