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Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne

Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne

Titel: Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne
Autoren: R. A. Salvatore
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ihm hin. Regis wußte nicht, welche Bedeutung diese Maske für Drizzt Do'Urden hatte. Der Drow hatte sie einst getragen, um seine Identität zu verbergen, weil ein Dunkelelfin der Welt der Oberfläche große Schwierigkeiten zu befürchten hatte. Doch schließlich hatte Drizzt erkannt, daß die Maske eine Lüge war, und obwohl sie sehr nützlich sein mochte, konnte er sich einfach nicht entschließen, sie wieder zu tragen.
    Oder konnte er es doch? Drizzt fragte sich, ob er das Geschenk zurückweisen durfte. Wenn die Maske seiner Sache dienlich sein konnte - einer Sache, die höchstwahrscheinlich auch all jene betraf, die er zurückließ -, durfte er sich dann guten Gewissens weigern, sie zu tragen?
    Nein, sagte er sich schließlich, die Maske war nicht so wichtig für seine Sache. Die drei Jahrzehnte, die er aus der Stadt fort war, waren eine lange Zeit, und seine Erscheinung war nicht so auffallend und er sicher nicht so bekannt, daß man ihn erkennen würde. Er lehnte das Geschenk mit einer Geste seiner vorgestreckten Hände ab, und Regis zuckte nach einem weiteren vergeblichen Angebot mit seinen schmalen Schultern und steckte die Maske weg.
    Drizzt ging ohne ein weiteres Wort. Es waren noch viele Stunden bis zur Morgendämmerung; die Fackeln in den oberen Bereichen von Mithril-Halle waren tief herabgebrannt, und nur wenige Zwerge waren noch wach. Es schien ruhig zu sein, völlig friedlich.
    Die schlanken Finger des Dunkelelfen fuhren sanft und lautlos über die Maserung einer Holztür. Er hatte nicht den Wunsch, die Person in dem Raum dahinter zu stören, obgleich er bezweifelte, daß ihr Schlaf sehr friedlich war. Jede Nacht hatte Drizzt überlegt, zu ihr zu gehen und sie zu trösten, und doch hatte er es nie getan, denn er wußte, daß seine Worte Catti-bries Trauer nicht lindern konnten. Wie in so vielen anderen Nächten, in denen er als wachsamer, hilfloser Wächter vor ihrer Tür gestanden hatte, so wanderte der Waldläufer auch in dieser Nacht schließlich den steinernen Gang entlang, tauchte in die Schatten des tanzenden Fackellichts ein, und seine geschmeidigen Bewegungen verursachten nicht das kleinste Geräusch.
    Nach einem kurzen Aufenthalt an einer weiteren Tür, der seines teuersten Zwergenfreundes, verließ Drizzt bald darauf die Wohngebiete. Er betrat die offiziellen Versammlungshallen, in denen der König von Mithril-Halle Botschafter und Gesandte empfing. Ein paar Zwerge hielten sich hier auf - wahrscheinlich Dagnas Soldaten -, aber sie hörten und sahen nichts von dem lautlosen Dunkelelfen.
    Drizzt blieb erneut stehen, als er zum Eingang der Halle Dumathoin kam, in der die Zwerge der Heldenhammersippe ihre wertvollsten Schätze aufbewahrten. Er wußte, daß er weitergehen und diesen Ort verlassen sollte, bevor die Sippe erwachte, aber er konnte die Gefühle nicht ignorieren, die sein Herz erfüllten. Seit seine Drowsippe vor zwei Wochen vertrieben worden war, hatte er diese heilige Halle nicht mehr betreten, aber er wußte, daß er es sich selbst niemals vergeben würde, wenn er nicht zumindest einen Blick hineinwarf.
    Der mächtige Kriegshammer Aegisfang ruhte auf einer Säule in der Mitte der Gedächtnishalle, auf dem Platz der höchsten Ehre. Das schien ihm gerechtfertigt, denn für Drizzts violette Augen überstrahlte Aegisfang all die anderen Gegenstände: die glänzenden Kettenrüstungen, die großen Äxte und Helme lange toter Helden, den Amboß eines legendären Schmiedes. Drizzt mußte bei dem Gedanken lächeln, daß es nicht einmal ein Zwerg gewesen war, der diesen Kriegshammer geschwungen hatte. Es war die Waffe Wulfgars gewesen, die Waffe seines Freundes, der bewußt sein Leben dafür gegeben hatte, daß andere aus ihrer verschworenen Gemeinschaft leben konnten.
    Drizzt starrte die mächtige Waffe lange und intensiv an, betrachtete den glänzenden Kopf aus Mithril, der trotz der vielen heißen Kämpfe, in denen der Hammer geschwungen worden war, keinen Kratzer aufwies und noch immer die vollendet eingravierten Runen des Zwergengottes Dumathoin trug. Sein Blick schweifte über die Waffe und blieb an dem getrockneten Blut hängen, das den Griff aus dunklem Diamantspat bedeckte. Der eigensinnige Bruenor hatte nicht erlaubt, daß es entfernt wurde.
    Drizzt wurde es schwer ums Herz, als ihn Erinnerungen an Wulfgar durchfluteten, an die Kämpfe, die er an der Seite des großen und starken Mannes mit den goldenen Haaren und der goldenen Haut ausgefochten hatte. In seinem Geiste blickte er
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