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Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne

Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne

Titel: Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne
Autoren: R. A. Salvatore
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Jarlaxle von dem Moment an gewußt, als Oberin Baenre Andeutungen über ihre Pläne machte. Triel war möglicherweise die fanatischste aller Priesterinnen der Spinnenkönigin und würde nicht gegen Oberin Baenre, die Erste Mutter Oberin der Stadt, vorgehen - nicht, solange Lloth es ihr nicht befahl.
    »Kommt mit«, knurrte die Priesterin. Sie wandte sich um und schritt zu dem größten und prunkvollsten der drei Gebäude der Akademie der Drow, einem riesigen Komplex, dessen Form einer gigantischen Spinne ähnelte.
    Jarlaxle stöhnte hörbar auf, während er sich humpelnd bewegte, und mit jedem Schritt vergrößerte sich der Abstand zu der Frau vor ihm. Sein Versuch, ein wenig mehr Heilmagie zu erlangen, hatte jedoch keinen Erfolg, denn Triel blieb einfach am Eingang zu dem großen Komplex stehen und wartete mit einer Geduld auf ihn, die sehr ungewöhnlich für sie war. Jarlaxle wußte, daß Triel niemals auf irgend etwas wartete.
    Sobald er den Tempel betreten hatte, wurde der Söldner von einer Myriade vielfältiger Gerüche überwältigt, vom Weihrauch bis hin zum trocknenden Blut des letzten Opfers, und Gesängen, die aus jedem Seitenschiff zu ihm drangen. Triel achtete auf nichts davon; sie zuckte nur kurz mit den Achseln, als die wenigen Schüler, die sie auf ihrem Weg durch die Korridore sahen, sich vor ihr verbeugten.
    Die zielbewußte Tochter von Baenre stieg in die höheren Stockwerke, zu den Privatgemächern der Lehrerinnen der Schule, und schritt einen kurzen Gang entlang, dessen Fußboden vor krabbelnden Spinnen wimmelte, von denen
    einige Jarlaxle bis zu den Knien reichten.
    Triel blieb zwischen zwei Türen stehen, die beide mit dem gleichen Muster verziert waren, und bedeutete Jarlaxle mit einer Geste, durch die rechte zu schreiten. Der Söldner blieb stehen, und es gelang ihm auch, seine Verwirrung zu verbergen, doch Triel hatte sie erwartet.
    Sie packte Jarlaxle an der Schulter und riß ihn grob herum. »Ihr wart schon einmal hier!« beschuldigte sie ihn.
    »Nur während meiner Abschlußprüfung an der Schule der Kämpfer«, sagte Jarlaxle und wand sich aus dem Griff der Frau, »wie alle Absolventen von Melee-Magthere.«
    »Ihr wart in den oberen Stockwerken«, knurrte Triel und blickte Jarlaxle fest an. Der Söldner lachte leise.
    »Ihr habt gezögert, als ich Euch anwies, die Kammer zu betreten«, fuhr Triel fort, »weil Ihr wißt, daß der Raum auf der linken Seite mein Privatgemach ist. Ihr nahmt an, daß wir dorthin gehen würden.«
    »Ich habe nicht erwartet, überhaupt hierhergeführt zu werden«, erwiderte Jarlaxle und versuchte, das Gesprächsthema zu wechseln. Er war tatsächlich ein wenig davon überrumpelt worden, daß ihn Triel so genau beobachtete. Hatte er ihre Besorgnis über die neuesten Pläne ihrer Mutter unterschätzt?
    Triel starrte ihn lange mit verkniffenen Zügen an, ohne zu blinzeln.
    »Ich habe meine Quellen«, gab Jarlaxle schließlich zu.
    Es verging ein weiterer langer Augenblick, und noch immer blinzelte Triel nicht.
    »Ihr habt mich gebeten zu kommen«, erinnerte Jarlaxle sie.
    »Ich habe es befohlen«, korrigierte Triel ihn.
    Jarlaxle machte eine tiefe, übertriebene Verbeugung, riß sich den Hut vom Kopf und streckte ihn weit von sich. Die Augen der Tochter von Oberin Baenre blitzten vor Ärger.
    »Genug!« rief sie.
    »Und genug von Euren Spielen!« schoß Jarlaxle zurück. »Ihr habt mich gebeten, zu der Akademie zu kommen, an einen Ort, der mir nicht besonders angenehm ist, und daher bin ich gekommen. Ihr habt Fragen, und ich habe, vielleicht, Antworten.«
    Bei der Einschränkung, die er in seinem letzten Satz machte, verengten sich Triels Augen. Wie jeder andere in der Stadt der Drow wußte sie, daß Jarlaxle stets ein gerissener Gegner war. Sie hatte viele Geschäfte mit dem Söldner abgewickelt und war sich noch immer nicht sicher, ob sie dabei nicht zugesetzt hatte. Sie wandte sich um und bedeutete ihm, in das Zimmer zur Linken einzutreten. Er machte eine weitere elegante Verbeugung und trat in einen Raum, der üppig mit weichen Teppichen und vielerlei Zierat versehen war und von einem sanften, magischen Licht erleuchtet wurde.
    »Zieht Eure Stiefel aus«, wies Triel ihn an und schlüpfte aus ihren eigenen Schuhen, bevor sie auf den plüschigen Teppich trat.
    Jarlaxle stand vor der mit Wandteppichen behangenen Wand direkt neben der Tür und blickte unsicher auf seine Stiefel hinab. Jeder, der Jarlaxle kannte, wußte, daß ihnen magische Kräfte
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