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Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube

Titel: Die vergessene Sonne - Ride, C: Die vergessene Sonne - The Inca Cube
Autoren: Christopher Ride
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einen Wutausbruch oder dass sie zumindest die Fassung verlieren würde. Doch Aclla blieb ruhig und ganz auf die bevorstehende Aufgabe konzentriert, so als wüsste sie, dass die Gelegenheit zur Rache ohnehin käme.
    In dem düsteren Licht schaute Wilson über die Mauern und Dächer der Kirche und hoffte auf den charakteristischen hellen Fleck, der Helenas Gegenwart anzeigte. Er hatte sie gebeten, in der Nähe des Bischofs zu bleiben, und vermutlich war sie bereits in der Kirche. Dann blickte er über den Platz und merkte sich die Position der Soldaten und ihrer Stellungen.
    Während der Regen niederprasselte, wartete Wilson darauf, dass Aclla und ihre Kriegerinnen ihr Ritual beendeten, bei dem sie sich mental vereinigten. Schließlich tippte Aclla Wilson auf die Schulter und streckte ihm die Hand hin.
    Er nahm ihre kalten Finger und sah ihr tief in die dunklen Augen.
    »Keine Gnade«, sagte Aclla. »Wir kämpfen bis zum Letzten.«
    »Ich werde die Tür aufbrechen, ihr gebt mir Deckung.« Er wollte noch etwas Persönliches sagen, brachte es aber nicht fertig. Im bevorstehenden Kampf würden Menschen sterben, und er war emotional bereits auf Distanz gegangen.
    Er prüfte, ob sein Schwert fest am Oberschenkel saß, dann duckte er sich und kroch auf das strömende Wasser der Überschwemmung zu. Er suchte sich etwas, an dem er sich gut festhalten konnte, und ließ sich ins Wasser hinab. Treibgut aller Art schlug gegen ihn, während er sich Schritt um Schritt durch den Strom schob. Die Strömung war so stark und tückisch, dass er seine ganze Kraft aufbringen musste, um dagegenzuhalten. Als er endlich die nördliche Geschützstellung erreichte, kletterte er wie ein Alligator auf allen vieren aus dem Strom. Ein Wall aus Sandsäcken lag direkt vor ihm.
    Er zog das Schwert aus der Scheide, prüfte die Schärfe und nahm sich einen Moment Zeit, um ruhig zu werden. In den nächsten Augenblicken würde er alles brauchen, was er gelernt hatte. Die Zukunft der Menschheit hing davon ab, ob es ihm gelingen würde, in die Kirche einzudringen und den Inka-Würfel zu finden.
    Er atmete noch einmal tief durch und fühlte, wie sich seine Kräfte sammelten.
    Er schnellte aus seiner Position hoch in einen Salto, setzte über die Sandsäcke und landete in der erhöhten Geschützstellung. Von da an nahm er alles wie in Zeitlupe wahr. Er holte mit dem Schwert aus, schnitt einem Soldaten die Kehle durch und stach einem anderen in den Kopf, dass das Blut spritzte. Er ließ das Schwert fallen, fuhr herum, um den dritten Soldaten bei den Ohren zu packen und ihm mit einem kräftigen Ruck das Genick zu brechen.
    Trotz des beträchtlichen Gewichts hob er das Maxim-Maschinengewehr von dem Dreibein und entsicherte es. Ein Munitionsgurt mit fünfhundert Patronen hing an der Seite herunter. Wilson sah bereits Dutzende Soldaten von allen Richtungen kommen. Der Geist Pizarros wusste, wo er war!
    Eine Kugel pfiff an seinem Ohr vorbei, eine andere streifte seine Wange.
    Aus der Dunkelheit flogen Pfeile und bohrten sich in Fleisch, als die Amazonen zum Gegenangriff auf die Soldaten ansetzten. Wilson schwenkte die Waffe auf den südlichen Geschützstand zu und drückte ab. Das Mündungsfeuer blitzte auf, während er mit aller Kraft versuchte, den Rückstoß zu bändigen. Der entsetzliche Lärm und die Zerstörung, die damit einherging, hatten etwas Surreales. Die Kugeln durchsiebten die angreifenden Soldaten, die unter dem Aufprall der .303-Projektile auf den Rücken geschleudert wurden. Ohne den Finger vom Abzug zu nehmen, schwenkte Wilson das Maschinengewehr und feuerte auf drei Soldaten, die auf ihn zugerannt kamen. Von Kugeln durchsiebt fielen sie aufs Pflaster.
    Die Sonnenjungfrauen tauchten aus der Dunkelheit auf wie Geister. Pfeile flogen in alle Richtungen. Ein Soldat wurde im Auge getroffen, ein anderer im Bauch. Als die Kriegerinnen nah genug herangekommen waren, zogen sie das Schwert und schlugen jeden nieder, der ihnen in die Quere kam.
    Der Regen prasselte so laut, dass Wilson die Todesschreie der Getroffenen nicht hören konnte. Leuchtspurgeschosse zogen über den Himmel. Zu seiner Linken wurde eine Amazone mit dem Bajonett erstochen. Im nächsten Moment tauchte ihre Gefährtin auf und übte tödliche Rache mit dem Schwert.
    Einer anderen Frau wurde ins Gesicht geschossen.
    Wilson sprang mit dem Maxim aus der Geschützstellung. Ohne auf die Kugeln zu achten, die ihm um die Ohren pfiffen, rannte er die Treppe zum Hauptportal der Kathedrale hoch.
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