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Die vergessene Insel

Die vergessene Insel

Titel: Die vergessene Insel
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Ben. »Was zum Teufel
soll das heißen? Das ist doch unmöglich!«
»Das ist es nicht«, sagte Trautman ernst. Er machte
eine weit ausholende Geste. »Diese Insel ist der Gipfel
eines unterseeischen Vulkans. Er ist erloschen, schon
vor Tausenden von Jahren, und sein Krater hat sich
mit Wasser gefüllt. Aber tief unter unseren Füßen ist
seine Glut noch so heiß wie am ersten Tag.«
»Und?« fragte Ben. Seine Stimme schwankte. »Was hat
das mit der NAUTILUS zu tun?«
Trautman wandte sich direkt an Mike. »Dein Vater sah
eine Gefahr wie diese voraus. Die NAUTILUS nur zu
versenken hätte wenig Sinn. Sie würden sie heben, ganz egal, wie lange es dauert. Und selbst ihr
Wrack stellt noch eine ungeheure Gefahr dar. Also
ließ er tiefe Schächte bohren, Schächte, die bis zum
Lavakern der Insel hinabreichen.« Er schwieg kurz.
Dann fuhr er
leise fort: »Ich habe
diese
Schächte
geöffnet. Das Wasser des
Meeres wird in die Tiefe
fließen und mit der Lava zusammentreffen. Die Dampfexplosion wird die ganze Insel vernichten.«
»Aber das ... das ist doch Wahnsinn!« krächzte Ben.
»Ihr seid doch alle verrückt!«
»Die Zeit hätte gereicht«, verteidigte sich Singh. »Zwei
Stunden sind mehr als genug, um zur
LEOPOLD
zurückzukehren und Winterfeld zu warnen. Niemand
konnte ahnen, daß das Schiff nicht mehr da sein würde.«
»Sie müssen es aufhalten!« verlangte Ben. »Das darf
nicht geschehen. Sie müssen ... irgend etwas tun.
Schalten Sie es ab.«
»Das kann ich nicht, Junge«, sagte Trautman traurig.
»Niemand kann das jetzt noch.«
»Was ist mit der NAUTILUS?« fragte Mike.
Trautman runzelte die Stirn. »Was soll damit sein?«
»Ich meine: Ist sie in Ordnung?« fragte Mike. »Ist sie
seetüchtig?«
»Wir könnten versuchen, damit zu fliehen«, nahm
Juan den Gedanken auf.
»Das ist unmöglich«, antwortete Trautman. »Ich habe
es euch doch gesagt. Der Kanal ist versperrt. Wir kämen niemals hier heraus, selbst wenn wir das Schiff
flottbekommen. Und ich bin nicht sicher, daß es mir
gelingt. Immerhin hat sie sich seit zwanzig Jahren
nicht mehr bewegt.«
»Aber es ist eine Chance!« beharrte Mike. »Vielleicht
... vielleicht können wir den Felsen einfach beiseiteschieben. Dieses Schiff ist ungeheuer groß!«
»Der Felsen ist größer«, antwortete Trautman ruhig.
»Nicht einmal die NAUTILUS kann einen Berg zur
Seite schieben. Wir würden umkommen.«
»Hier kommen wir auf jeden Fall um!« sagte Juan. Er
deutete auf Mike. »Er hat recht. Ich bin auch dafür, es
wenigstens zu versuchen. Wo ist der Unterschied, ob
wir dabei getötet werden oder hier warten, bis die
ganze Insel explodiert?«
Trautman schwieg.
»Bitte, Trautman! Vielleicht ... vielleicht sprengt der
Vulkanausbruch den Felsen weg, ehe der ganze Tunnel über uns zusammenbricht. Ich weiß, das ... das ist
eine verzweifelte Hoffnung. Vielleicht haben wir nur
eine Chance von eins zu hundert, aber das ist immer
noch mehr, als wir hier haben.«
»Ich würde Tage brauchen, um das Schiff seetüchtig
zu machen«, antwortete Trautman. »Ganz davon abgesehen, daß die NAUTILUS eine ausgebildete Besatzung braucht. Wahrscheinlich würden wir einfach
sinken, selbst wenn es uns gelänge, die Insel zu verlassen.«
»Dann sinken wir eben!« sagte Mike; nein - er schrie
es fast. Er war der Verzweiflung nahe. »Trautman,
das ist unsere einzige Chance! Bitte!«
Einige Sekunden vergingen, ohne daß Trautman antwortete. Er blickte Mike nur an, und in seinem Gesicht rührte sich kein Muskel. Aber Mike konnte den
lautlosen Kampf, der sich in ihm abspielte, deutlich in
seinen Augen lesen. Und schließlich nickte Trautman.
»Also gut«, sagte er. »Versuchen wir es.«
    Die zwei Stunden, von denen Trautman gesprochen
hatte, waren nahezu vorbei. Die Insel war nicht mehr
ruhig. Das Vibrieren und Zittern des Bodens, über
dessen wahre Bedeutung sich Mike im ersten Moment
so völlig getäuscht hatte, hatte zugenommen. Das
Wasser, in dem die NAUTILUS lag, zitterte und wogte
ununterbrochen, und manchmal lösten sich Steine
und kleinere Felsbrocken von der Decke und fielen zu
Boden. Wenn sie die NAUTILUS trafen, dröhnte der
gewaltige stählerne Leib des Schiffes wie unter einem
Kanonenschuß. Vor einigen Minuten hatte sich ein
Brocken aus der Decke gelöst, der groß genug gewesen wäre, selbst das mächtige Schiff zu beschädigen.
Er hatte die NAUTILUS verfehlt und nur ein gewaltiges Stück aus dem Felsenufer gebissen, aber Mike
hatte die Warnung verstanden. Ihre Zeit lief ab.
Sie hatten sich im
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