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Die vergessene Insel

Die vergessene Insel

Titel: Die vergessene Insel
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schwer, glaube ich. Die Menschen sind nur
zu schnell bereit, das, war sie nicht verstehen können,
als Märchen abzutun.«
»Deshalb ist Winterfeld also auf dem Weg hierher«,
murmelte Miß McCrooder. Die Worte waren an niemanden Bestimmten gerichtet. Sie schien mit sich
selbst zu sprechen. Langsam ging sie an Paul und den
anderen vorbei und näherte sich dem Schiff. Sie war
bleich. »Er muß
geahnt haben, was er hier finden
würde. O Gott. Mit diesem Schiff wäre er ... unbesiegbar!«
»Er könnte die Welt beherrschen«, bestätigte Singh.
»Oder zerstören«, fügte Trautman leise hinzu.
Miß McCrooder wandte mit einem Ruck den Kopf und
starrte ihn an. »Das meinen Sie nicht ernst!« sagte
sie. »Ich meine, es ... es ist ein gewaltiges Schiff, aber
doch nicht mehr!«
»Ich fürchte, Sie irren sich, Mylady«, sagte Trautman.
»Im Vollbesitz seiner Kräfte wäre dieses Schiff unbesiegbar. Niemand könnte es aufhalten oder zerstören.
Nemo hat seine Möglichkeiten niemals völlig genutzt,
denn er erkannte, welche Gefahr es darstellt. Schließlich brachte er die NAUTILUS hierher und sorgte
dafür, daß sie die Insel nie wieder verlassen konnte.«
»Moment mal«, sagte Ben. »Soll das heißen, wir können nicht damit von hier verschwinden?«
»Mit der NAUTILUS?« Trautman schüttelte lächelnd
den Kopf. »Wäre es so, hätte ich euch niemals hierhergebracht.« Er deutete auf das Wasser vor dem
Schiff. »Der Tunnel, der zu dieser Höhle führt, ist verschüttet. Nemo sprengte ihn, bevor er die Insel endgültig verließ. Ein gewaltiger Felsen blockiert den
Eingang. Ihr hättet ihn eigentlich sehen müssen. Es
ist das einzige Riff, das die Wasseroberfläche auf dieser Seite der Insel durchbricht.«
»Aber wenn man ihn wegschaffen könnte -«
Trautman unterbrach ihn. »Das ist unmöglich. Wir
würden Tonnen von Sprengstoff benötigen. Und Zeit.
Wir haben keines von beiden.«
»Dann ist alles verloren«, sagte Ben düster. »Winterfeld ist in spätestens zwei Stunden hier. Er wird das
Schiff finden.«
»Nein«, antwortete Trautman, »das wird er nicht. Das
Geheimnis dieses Schiffes darf niemals wieder in die
Hände eines einzelnen Menschen fallen. Die Macht,
die die NAUTILUS darstellt, ist zu gewaltig.«
»Na prima«, sagte Ben. »Und was wollen Sie tun? Sie
schwarz
anmalen, damit er sie nicht findet,
oder
schnell die Tür zumauern?«
»Ich werde tun, was Kapitän Nemo mir befohlen hat«,
sagte Trautman ernst. »Was ich schon längst hätte
tun sollen.« Er sah Singh an, und obwohl keiner von
beiden etwas sagte, ja nicht einmal eine Miene verzog, spürte Mike doch ganz deutlich, daß Trautman
dem Sikh eine Frage stellte und dieser sie auf die gleiche, lautlose Weise beantwortete. Nach einer Weile
    wandte sich Trautman schweigend um und ging auf
eine Tür in der Wand zu. Sie war so wuchtig und
schwer wie die eines Geldschrankes, und Trautman
brauchte all seine Kraft, um sie zu öffnen.
»Was hat er vor?« fragte Ben mißtrauisch, nachdem
der alte Mann verschwunden war.
Singh antwortete nicht, auch als Mike die Frage wiederholte. So verging sicher eine Minute, bis Singh mit
einem Seufzen aus seiner sonderbaren Erstarrung erwachte und die Hand hob. »Wir müssen gehen«, sagte
er.
»Er wird die NAUTILUS zerstören, nicht wahr?« fragte Mike leise.
Singhs Antwort bestand nur aus einem angedeuteten
Nicken.
»Aber das ist doch Wahnsinn!« begehrte Ben auf. »Das
... das ist das phantastischste Schiff, das es jemals auf
der Welt gegeben hat! Wenn auch nur die Hälfte von
dem stimmt, was man sich darüber erzählt, dann ist
es-«
»Eine Waffe«, fiel ihm Mike ins Wort. »Die furchtbarste Waffe, die man sich nur vorstellen kann.«
Ben starrte ihn verständnislos an, aber auf Singhs
Lippen erschien ein dankbares Lächeln. »Ich habe gehofft, daß Ihr so denkt«, sagte er. »Ihr seid also damit
einverstanden, daß wir sie zerstören?«
»Würde es etwas ändern, wenn ich es nicht wäre?«
fragte Mike.
»Nein«, antwortete Singh offen. »Aber ich bin trotzdem froh, daß Ihr Euch so und nicht anders entschieden habt.«
»Ihr beide müßt verrückt sein!« protestierte Ben. »Ihr
habt nicht das Recht, das Schiff zu zerstören. Es
gehört euch nicht! Es gehört -«
»Wem?« fiel ihm Mike ins Wort. »Deinen Leuten? Den
    Franzosen? Den Deutschen? Den Indern? Welcher Nation willst du dieses Schiff ausliefern? Wer, glaubst
du, wäre am besten dazu geeignet, die Welt zu beherrschen?«
Für einen Moment war Ben verwirrt und etwas erschrocken.
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