Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verführung der Mrs. Jones

Die Verführung der Mrs. Jones

Titel: Die Verführung der Mrs. Jones
Autoren: Aimée Laurent
Vom Netzwerk:
Stirn.
    „Annabella Montanari, Verwalterin der Sammlung Celentano. Wenn ich mir diese kleine Spitze erlauben darf: Die Dame lässt sich gern fotografieren. Wenn Sie besser über die Celentanos recherchiert hätten, wären Sie schon gestern mit der Dame ins Gespräch gekommen. Und nun lassen Sie uns bestellen.“ Er winkte den Kellner herbei.
    Das hatte gesessen.
    Die nächsten Minuten schwiegen sie, und bald schon stand ihr Essen auf dem Tisch. Sandra stocherte in ihrer Tagliatelle herum.
    Schließlich fand sie ihre Sprache wieder. Wenn Reto sie schon für eine dumme kleine Redakteurin hielt, dann konnte sie ja auch dumme Fragen stellen.
    „Wie konnten Sie wissen, dass ich mich für diese Sammlung interessiere? Ich habe nichts darüber erzählt.“
    „Aber ich habe gesehen, wie interessiert Sie die Fotografien betrachtet haben, als wir letzte Woche im Club waren“, war die Antwort. Doch Sandra war immer noch nicht zufrieden und bohrte weiter.
    „Warum machen Sie so etwas? Sie sind doch kein Gutmensch, der mir zu einer schönen Geschichte verhelfen will.“
    „Das habe ich auch nie behauptet“, konterte Reto scharf.
    „Werden Sie dafür bezahlt?“ Sandra funkelte ihn zornig an. Reto lächelte wie eine Sphinx. „Glauben Sie doch, was Sie wollen“, sagte er leise.
    „Und ob ich das tue.“
    Sandra stand mit einem solchen Ruck auf, dass sie mit den Knien an die Tischkante stieß und die Gläser zum Wanken brachte. Sie warf ihre Serviette auf den Teller und marschierte wutentbrannt ins Hotel. Nirgendwo war ein Kellner zu sehen, den sie nach den Waschräumen hätte fragen können. So durchquerte sie den Speisesaal, Hinweise auf die Toiletten suchend. Die Wände des Raumes waren in einem hellen Grün gestrichen, die Tische mit altem Silber eingedeckt, aber ohne Tischtuch. Ohne Tischtuch … Silber … Sandra blieb stehen, drehte sich um die eigene Achse. Im Buch war die Rede von einer Vogelspinne gewesen, die in einem kleinen Kästchen wie ein Kunstwerk an der Wand hing. Da war etwas. Sie wandte sich dem hinteren Bereich des Saals zu, der im Halbdunkel lag. Als sie das Kästchen entdeckte, musste sie lächeln. Sie hatte das Hotel gefunden. Ihre Laune besserte sich schlagartig.
     
    „Wo waren Sie denn so lange? Ich wollte schon die Polizei rufen.“ Reto sah jetzt wirklich verärgert aus. Er tippte auf seine Uhr. „Seit 30 Minuten sitze ich hier wie bestellt und nicht abgeholt.“
    Sandra ließ seine Vorwürfe an sich abprallen und setzte sich.
    „Wir sind in dem Hotel. In dem Hotel“, sagte sie und strahlte. „Ich habe den Speisesaal wiedererkannt. Gerade hat mir der Chef des Hauses ein Zimmer gezeigt, von dem aus die Villa Serbelloni zu sehen ist.“
    Reto nickte anerkennend. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
    „Dann können wir ja jetzt zu unserem Spaziergang aufbrechen, oder? Ich muss mir dringend die Beine vertreten.“
     
    Es war nicht weit zu den Gärten der Villa Melzi, die sich direkt an das Seeufer schmiegten und mit ihren schnurgeraden Alleen zum Flanieren einluden. Die Luft flirrte, es roch nach Zedern und Zitronen. Sandra war beeindruckt von der strengen Herrschaftlichkeit des Anwesens. Reto wies auf den Gartenpavillon, der sich hinter einer weiteren Baumreihe verbarg.
    „Kommen Sie. Vom Pavillon aus hat man einen beeindruckenden Blick über den See.“
    Sandra sah ihn prüfend an, lächelte. Sie wusste, er führte sie nicht wegen der Aussicht dorthin. Sie wollte gerade einen Kommentar abgeben, als ihr Handy summte. Es war Katharina. Sandras Begrüßung fiel kühl  aus.
    „Seid ihr schon in Como?“, wollte Katharina wissen.
    „Nein, sind wir nicht“, antwortete Sandra gereizt und konnte sich nicht verkneifen, nachzusetzen: „Du scheinst ja bestens über meine Schritte informiert zu sein.“
    „Nun mal nicht so schnippisch“, sagte Katharina, deren Ton jetzt ernster wurde. „Astrid hat mir eine Mail weitergeleitet, in der die Celentanos der Redaktion gegenüber den Termin heute bestätigen. Reto wird darin auch erwähnt. Ich wollte mich eigentlich nur mit dir freuen, das ist alles. In der Mail steht auch, dass Annabella Montanari anwesend sein wird …“
    „Und wenn?“ Sandra spürte, dass ihre Verwirrung wuchs.
    „… also, die Alte ist ziemlich zickig. Lass dich nicht unterkriegen. Wenn das Gespräch gut verläuft, machen wir die Sammlung zum Schwerpunktthema. Das ist eine große Chance für dich, Sandra. Und du musst dich um die anderen Locations am Lago Maggiore nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher