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Die Verführung der Mrs. Jones

Die Verführung der Mrs. Jones

Titel: Die Verführung der Mrs. Jones
Autoren: Aimée Laurent
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sich hinter einer Biegung. Hier würde sie einen Kaffee trinken und ihren Rundgang planen. Der Kellner brachte sie zu einem schattigen Plätzchen direkt am Wasser. Es würde ein heißer Tag werden, doch vom See wehte eine kühle Brise herüber und machte den Aufenthalt auf der Terrasse zu einem Vergnügen. Sandra nahm den Stadtplan zur Hand und versuchte, sich zu orientieren. Die Terrasse des Hotels befand sich am äußersten Zipfel der Halbinsel.
    „Darf ich mich setzen?“
    Sandra blickte auf, nicht weiter erstaunt, Reto zu sehen.
    „Haben Sie mir einen Peilsender an den Wagen geklebt?“, wollte sie wissen und bedeutete ihm mit einer Geste, sich zu setzen. Reto schmunzelte.
    „Sie sind eine Frau mit Stil. Wo sonst würden Sie Ihren Tag in Bellagio beginnen, wenn nicht hier?“
    Er gab ebenfalls eine Bestellung auf, dann beugte er sich über den Stadtplan. „Was suchen Sie?“
    „Ein Hotel, das in einem Buch beschrieben wird, das ich neulich gelesen habe.“
    Reto sah sie versonnen an, nickte.
    „Das hier ist es nicht?“
    „Nein.“ Sandra lächelte. „Aber vom Balkon kann man die Villa hier sehen.“
    Reto nickte wieder, studierte die Karte.
    „Sie halten das für kindisch, stimmt’s?“
    Reto antwortete nicht, er schien zu überlegen.
    „Erzählen Sie mir mehr von der Beschreibung. Wenn es wirklich existiert, werden wir es finden.“
     
    Eine ganze Stunde lang waren sie entlang der Uferpromenade unterwegs gewesen, um das Hotel zu finden – ergebnislos. Auch die Recherchen des Praktikanten hatten nicht weitergeholfen. Inzwischen war es Mittag und ziemlich warm. Sandra zog den hellen Mokassin aus und befreite ihren Fuß von kleinen Steinchen. Es war ihr anzumerken, dass sie unzufrieden war. Reto schien auch ratlos zu sein, schließlich machte er den Vorschlag, irgendwo ein wenig Pasta zu essen und dann einen Spaziergang in den Gärten der Villa Melzi zu unternehmen.
    „Und dann?“, fragte Sandra. Auf ihrer Stirn stand mal wieder eine steile Falte.
    „Dann fahren wir zurück, über Como. Vielleicht wollen Sie sich ja noch einmal die fotografische Sammlung der Familie Celentano anschauen?“
    Sandra errötete. Dieser Mann konnte Gedanken lesen.
    „Ich habe einen Interviewtermin für Sie organisiert. Bei Alicia Celentano. Sie ist die Tochter des Sammlers.“
    Sandra schaute ihn an, völlig perplex. Natürlich, wenn sie ihre Hausaufgaben besser gemacht hätte, würde sie wissen, dass Celentano eine Tochter hatte und wie sie hieß. Sie seufzte. Nein, nach Hintergrundinformationen zu suchen, war noch nie ihr Ding gewesen. Sie war keines dieser journalistischen Trüffelschweine, die sich monatelang mit einer Geschichte befassten und stolz den kurzen Ruhm ihrer Investigationen genossen. Sie war ein anderes Kaliber. Sie wollte unterhalten.
    „Sandra? Ich rede mit Ihnen.“
    Erschrocken fuhr sie zusammen. Sie war ganz in Gedanken gewesen. Nun riss sie die Augen auf und machte ein ernstes, konzentriertes Gesicht. Reto zog sie kurz an sich, lachte auf.
    „Auf den Schrecken haben Sie sich jetzt ein gutes Mittagessen verdient, denke ich. Schauen Sie mal – da drüben.“
    Er nahm sie an der Hand und schritt auf eine verwitterte Villa zu, in der eine einfache Pension untergebracht war. Dem Haus war anzusehen, dass es schon weitaus bessere Zeiten erlebt hatte. Überall blätterte der Putz ab, die Fensterläden waren zwar heil, die Farbe darauf jedoch vollkommen verblichen. Kunstvoll gearbeitete Gitter vor den Balkonen zeugten von vergangener Pracht. Die Villa hatte einen maroden Charme, fand Sandra, der durchaus anziehend war. Ebenso heruntergekommen wie das Haus war der wilde Garten, in den sich ein paar wenige Gäste verirrt hatten. Sandra und Reto gesellten sich zu ihnen und ließen sich vom Kellner einen Tisch nahe der Promenade zuweisen. Schnell überflog Sandra die Karte. Sie war aufgeregt und wollte wissen, wie Reto auf die Idee gekommen war, ihr den Termin bei Signora Celentano zu besorgen. Sie betrachtete ihn. Seine Rolle als geheimnisvoller Akteur gefiel ihm anscheinend. Sandra wusste nicht, ob sie sich über seine ungewöhnliche Mithilfe freuen sollte oder es als Eingriff in ihre Arbeit empfand.
    „Wer war die Frau im Spielkasino?“, fragte sie unvermittelt. Sie war sich sicher, dass dort eine Verbindung bestand. Reto sah sie erstaunt an, legte seine Karte beiseite.
    „Ich meine die, mit der Sie im Garten gestritten haben heute Morgen.“
    Reto legte den Kopf schief und runzelte die
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