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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen
Autoren: Scott Sigler
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sich bei den Händen, lächeln, küssen sich. Die kalte Wut breitete sich immer weiter in seinem Körper aus. Die Lust zu töten wirbelte durch seinen Kopf.
    Ein Geräusch zu seiner Linken. Er konnte sich nicht umdrehen, um nachzusehen, denn Bäume drehten sich nicht um, weil sie irgendwelche Dinge betrachten wollten. Bewegung könnte die Beute aufscheuchen.
    Noch mehr Geräusche. Der Geruch eines Hundes.
    Chamäleon machte sich keine Sorgen. Der Hund würde an ihm vorbeigehen wie alle anderen.
    Er beobachtete die Mädchen. Noch etwa zehn Sekunden, dann würde er sie packen und in die dunkleren Schatten unter dem Baum ziehen. Sly mochte die Leber von Jungen lieber, aber wahrscheinlich würde er sich nicht allzu sehr beschweren müssen, denn das hier waren immerhin zwei Mädchen.
    Der Hundegeruch wurde stärker. Kam näher.
    Ein Knurren – leise, tief und aggressiv. Ein Laut, der einem die Nackenhaare zu Berge stehen ließ, wenn man nicht dafür gesorgt hatte, dass sich der eigene Nacken wie Baumrinde anfühlte. Das Knurren war so leise, dass die Mädchen es nicht einmal hörten.
    Knurrte der Hund etwa ihn an?
    Er musste einfach hinsehen. Chamäleon wandte langsam den Kopf, und seine steife Haut knackte wie ein trockener Zweig.
    Aus nur drei Metern Entfernung starrte ihn ein schwarz-weißer Hund an, der etwas um den Kopf gewickelt trug. Seine Lefzen waren hochgezogen, sodass seine langen Zähne frei lagen, die im fahlen Mondlicht matt schimmerten.
    Verschwinde, Hund, dachte Chamäleon. Verschwinde einfach.
    Doch der Hund verschwand nicht.
    Aus irgendeinem Grund machte der Hund Chamäleon Angst. Hunde waren nicht besonders gefährlich, aber in den Augen dieses Tieres lag etwas Besonderes. Es war nicht Hunger, sondern Hass .
    Der Hund kam einen Schritt näher. Seine Lefzen hoben sich noch höher. Ein Speichelfaden rann aus seinem Maul. Die Kiefer öffneten sich. Das Knurren klang rau, beunruhigend.
    Die Mädchen gingen nicht weiter.
    Dummer Hund.
    Chamäleon begann, sich langsam vom Baum wegzuschieben. Er würde sich auf den Hund stürzen und ihn schnell umbringen müssen. Danach konnte er es vielleicht noch schaffen, die Mädchen zu verfolgen. Alles war ruiniert!
    Ein Zischen.
    Etwas traf ihn in den Rücken und drückte seine Brust gegen den Baum. Chamäleon wollte sich losreißen, musste aber feststellen, dass es ihm nicht gelang. Er hing fest.
    Und dann kam der Schmerz.
    Es brannte!
    Er presste sich gegen den Baum, als würden seine Schmerzen verschwinden, wenn er den Stamm umarmte.
    Die Schritte der Mädchen wurden schneller und verklangen. Sie waren davongerannt.
    Er öffnete die Augen, um den Hund anzusehen. Jetzt saß das Tier auf seinen Hinterbeinen. Das Knurren hatte aufgehört, doch der Hund reckte den Kopf noch immer nach vorn, und seine Augen fixierten Chamäleon genau wie zuvor.
    Andere Schritte, schwerere Schritte …
    ba-da-bum-bummmm
    Familie! Er war gerettet.
    »Hilf mir!«, flüsterte Chamäleon. Er konnte nicht sehen, wer gekommen war. »Ich kann mich nicht bewegen, und dieser Hund nervt mich. Meine Brust tut richtig weh. Ich fühle mich nicht besonders gut.«
    Die Schritte kamen näher. Jetzt erklangen sie rechts hinter Chamäleon. Er drehte sich um und schaute hin. Ein Mann in Schwarz, sein Gesicht von einem Tuch maskiert, auf das ein grinsender weißer Totenkopf gezeichnet war. Durch die kleinen Schlitze in der Maske konnte Chamäleon grüne Augen erkennen.
    »Du warst ja richtig aktiv«, sagte der Mann in Schwarz. Das Grinsen des Totenkopfs bewegte sich nicht, als er sprach. Das sah unheimlich aus.
    Chamäleon begann zu frieren. Er fühlte sich schläfrig.
    »Verdammt«, sagte der Mann. »Emma, ich glaube, ich habe sein Herz gestreift. Ich muss lernen, besser mit Pfeil und Bogen umzugehen.«
    Genau da spürte Chamäleon das Brennen – in seiner Brust. »Du hast mein Herz gestreift? Aber es wird doch wieder heilen, oder?«
    Der grinsende Totenkopf machte eine verneinende Geste. »Diesmal nicht. Du wirst sterben. Hier und jetzt.«
    »Sterben? So wie … Beute stirbt? Nein, bitte, ich will nicht sterben!«
    » Bitte? Wie höflich. Hat dich irgendeines der verliebten Paare gebeten, am Leben bleiben zu dürfen?«
    Der Mann kam einen weiteren Schritt näher. Chamäleon hob seine rechte Hand, um ihn am Hals zu packen, doch der Mann wich ihm mühelos aus. Mondlicht schimmerte auf Metall. Chamäleon spürte, wie etwas seine rechte Hand direkt über dem Gelenk traf.
    Dann spürte er einen neuen Schmerz
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