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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen
Autoren: Scott Sigler
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fünfzehn Meter höhere Höhlendach erreichten. Teile alten Holzes in der Decke hatten Feuer gefangen. Sie brannten wie kleine schimmernde Sonnen in einem von Rauch bedeckten Himmel aus Erde, Backsteinen und Felsen. Einzelne Stücke des Dachs lösten sich und krachten herab auf das brennende Schiff, die Wände des Irrgartens und die Gräben.
    Bryan kletterte weiter.
    Drei Stufen vom Sims entfernt lenkten ein Knacken und ein dumpfes Dröhnen seine Aufmerksamkeit wieder auf das Schiff, wo die Kapitänskajüte in sich zusammenbrach und von einer wirbelnden Feuerwand verschlungen wurde. Bryan sah, was eigentlich unmöglich war: Der in hellen Flammen stehende Erstgeborene versuchte, einen brennenden Karren aus der Kajüte zu ziehen.
    Trotz der schimmernden Hitze konnte Bryan das Ding erkennen, das Aggie beschrieben hatte – Mama .
    Seine Mutter.
    Schier unvorstellbar aufgebläht. Zuckende kleine Arme. Um sich tretende kleine Beine. Und in diesem gewaltigen in die Höhe gewölbten Bauch sah Bryan Dinge, die sich bewegten, die sich regten , sah, wie sich Blasen bildeten, sich vereinten und aufplatzten.
    Die Flüssigkeit in ihrem gewaltigen Bauch kochte, kochte und dehnte sich aus .
    Ihr Bauch riss auf. Ein dünner, hoher Dampfstrahl schoss heraus, doch trotzdem schwoll die Körpermitte immer weiter an wie ein sich aufpumpender Heliumballon. Ein zweiter Dampfstrahl erschien, und dann explodierte sie; zischende Fleischfetzen wirbelten durch die prasselnden Flammen.
    Bryan stieg die letzten drei Stufen zum Sims hinauf auf John, Adam und Alder zu.
    Rex wurde über die Reling geschleudert und schlug hart auf dem Grund eines der Gräben auf. Das Monster war zu stark! Rex blickte hinauf zum Bug, um nach seinem Feind zu sehen. Der alte Mann stand an der Reling. Er war nackt und voller Brandblasen; Blut und Ruß bedeckten seine Haut. Mehr als jemals zuvor glich der Erlöser einem Monster.
    In seiner Hand hielt er ein Messer, und in seinen Augen funkelte der Wahnsinn.
    Der alte Mann legte beide Hände um den Messergriff, beugte die Knie und sprang vom Schiff.
    Rex riss rechtzeitig die Arme nach oben, um das Monster bei den Handgelenken zu packen. Er fiel auf den Rücken und versuchte mit aller Kraft zu verhindern, dass das Monster ihm die Messerspitze ins Auge bohrte.
    Tränen stiegen ihm in die Augen, alles verschwamm, sodass Bryan ein Knie zu Boden senken musste. Er würde es nicht schaffen. Er hörte jemanden etwas rufen – Adams Stimme, die den peitschenden Wind übertönte, ihn und die anderen weiterdrängte und zur Eile mahnte. Er hob den Kopf und sah, wie John Smith das kleine Mädchen mit den schwarzen Haaren an sich drückte. Seine grüne Kapuze umschloss sein schweißbedecktes Gesicht.
    »Steh auf, Clauser«, sagte John, und dann trug er das Mädchen in den Tunnel. Die anderen rannten hustend an Bryan vorbei, eine wirbelnde Masse aus Armen und Beinen, die John folgte.
    Wie konnte Amy Zou nur so schwer sein?
    Bryan spürte Hände auf seinen Schultern, die an seiner Jacke zogen.
    »Bri-Bri«, sagte Pookie und musste so heftig husten, dass Blutstropfen aus seinem Mund spritzten. »Wir haben keine Zeit für ein Schläfchen. Beweg dich. «
    Bryan stand auf, rückte Zou auf seiner Schulter zurecht und folgte Pookie zum Tunneleingang. Sie stolperten über Leichen, die überall auf dem Sims vor ihnen lagen. John und die anderen hatten ganze Arbeit geleistet. Bevor Bryan den Tunnel betrat, drehte er sich um und sah ein letztes Mal zurück in die Höhle.
    Die Flammen wurden bereits schwächer. Das Schiff glühte wie ein Berg Holzkohle, und Wellen orangefarbenen Lichts rollten durch den immer weiter in sich zusammensinkenden Rumpf. Der Mast brannte wie eine Fackel. Unablässig regneten Schädel in die Asche. Noch während Bryan hinsah, kippte der Mast zur Seite, stürzte um und krachte in einem Wirbel aus Funken und brennenden Holzteilen durch das Deck.
    Die Zuschauer waren geflohen. Die Arena war leer.
    Fast leer. In einem Graben vor dem Schiff sah Bryan Rex auf dem Rücken liegen. Erickson hatte sich auf ihn gestürzt und versuchte, ihm ein Messer in den Hals zu rammen. Rex wehrte sich. Sein zerfetztes Gesicht war zu einer grauenhaften Maske der Wut verzerrt, er umklammerte Ericksons Handgelenke. Rauch wallte durch den Graben und erinnerte Bryan an den dichten Nebel, der spätnachts durch die Straßen von San Francisco rollte.
    Das Messer kam immer näher.
    Plötzlich ein verschwommener Wirbel, schwarz und schwelend, der gegen
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