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Die verborgenen Bande des Herzens

Die verborgenen Bande des Herzens

Titel: Die verborgenen Bande des Herzens
Autoren: Catherine Deveney
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Paris Rose. Doch Jockey Jimmy Cochrane behauptet mit Paris Rose sicher die Führung, hält die letzten Sekunden dieses dramatischen Rennens tapfer durch …und Paris Rose GEWINNT . Der 33-zu-1-Außenseiter geht als Erster durchs Ziel, an zweiter Stelle Flapjack, gefolgt von Red Demon, Olive Branch und Terry’s Girl …«
    Die Stimme schwillt zu einem Dröhnen an. Ich blicke entgeistert auf den Wettschein in meiner Hand. Paris Rose. Kein Wunder, dass ich diesen Namen ankreuzte, als ich ihn auf der Wettliste las. Nach dem Lunch mit Lily und allem. Außerdem muss ich bei Rosen immer an die Farbe Rosa denken, für die ich ein ganz besonderes Faible habe. Ich lasse mich beim Wetten immer von dem Namen des Pferdes leiten, und das ist auch der Grund, weswegen ich normalerweise nie gewinne.
    Ich will ganz ehrlich sein. Niemand weiß, dass ich regelmäßig beim Pferderennen Wetten abschließe. Es ist meine persönliche kleine Rebellion. Es begann vor zwei Jahren, als ich zum ersten Mal den Traum hatte, den Traum, alles hinter mir zu lassen und wegzugehen. Ich suchte mir ein Versteck. Ich nahm eine alte Keksdose, deren Deckel Monets Mohnfeld zierte, steckte sie in eine Plastiktüte und diese wiederum in eine geräumige alte Handtasche, und dann verbarg ich Letztere ganz hinten in meinem Kleiderschrank. Wenn ich fortging, würde ich nur Bargeld mitnehmen. Auf diese Weise würde ich keine Spur hinterlassen. Ich konnte schließlich nicht einfach verschwinden und dann ganz normal Geld von meinem Girokonto abheben. Sich davonmachen und dann eine Spur hinterlassen zeugt von Dummheit. Man muss den Eindruck erwecken, als hätte man sich in Luft aufgelöst.
    Vielleicht wusste ich auch insgeheim, dass die fünftausend Pfund, die zu sparen ich anvisiert hatte, ein zu hohes Ziel waren. Auf diese Weise würde ich immer die Hand nach dem Ziel ausstrecken, immer davon träumen, ohne je Ernst machen und tatsächlich weggehen zu müssen. Wenn man nur träumt, muss man kein Risiko eingehen. Ich verdiene nicht viel Geld. Zwei Vormittage in dem kleinen Café unserer kleinen Ortschaft, einfach damit ich ein bisschen unter die Leute komme. Sechs Pfund die Stunde. Alex verdient natürlich sehr gut, deshalb schreitet er auch durchs Leben wie einer, der sich seines Werts voll bewusst ist, während ich hinter ihm hertrotte wie die Zugabe, die es gratis obendrein gibt.
    Wenn ich ein neues Leben anfangen will, dann müssen neue Regeln gelten. Die wichtigste lautet, dass ich selbst für meinen Lebensunterhalt aufkommen muss. Wenn ich einen Traum habe, muss ich ihn auch selbst finanzieren. Es wäre ein Kinderspiel, einfach Geld von unserem gemeinsamen Konto abzuheben – sprich, von Alex’ Konto –, aber das kann ich nicht. Alex ist keineswegs geizig, trotzdem wäre das irgendwie nicht richtig. Deshalb habe ich im Verlauf der vergangenen zwei Jahre fast jede Woche im Durchschnitt fünfzehn Pfund beiseitegelegt, ausgenommen der Monat vor Weihnachten und die Wochen, wenn einer aus der Familie Geburtstag hat. Mit der Zeit ist ein hübsches Sümmchen zusammengekommen. Jede Woche setzte ich mir ein bescheidenes Ziel, wie viel ich diesmal sparen müsse. Es verschaffte mir eine gewisse Befriedigung, wenn ich mit meinen kleinen Sparmaßnahmen durchkam, ohne dass es einem aus der Familie auffiel. Dosentomaten in der Sauce Bolognese statt frischer. Alex hasst Dosentomaten, ekelt sich vor ihrem Geruch. Aber ich püriere sie einfach, und so merkt er es nicht. Ersparnis: 1 Pfund. Ein herzhafter Schmortopf statt Sirloin Steak. Ersparnis: 3 Pfund. Zu Fuß vom Tearoom nach Hause statt mit dem Bus: 60 Pence gespart. Fünf Tage in der Woche muss ich ein Ziel anstreben, samstags und sonntags habe ich frei.
    Der Trick dabei ist, dass man das gesparte Geld sofort in die Sparbüchse gibt. Man darf also keinesfalls eine Woche warten und es dann auf- oder abrunden. So funktioniert es nämlich nicht. Solange man das Geld nicht tatsächlich in die Büchse gibt, spart man nur in der Theorie, deshalb muss es unmittelbar nach dem Einsparen geschehen, damit die Summe tatsächlich wächst. Im Moment befinden sich in meiner Büchse knapp über tausend Pfund. Nicht genug, um wegzugehen. Damit werde ich noch mindestens zwei Jahre warten müssen.
    Ungefähr einmal im Monat setze ich einen kleinen Betrag beim Pferderennen. Ich habe mit dem Buchmacher Bob Smith in der Stadt vereinbart, dass ich meine Wette telefonisch abgeben kann, damit ich nicht persönlich in dem Wettbüro erscheinen
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