Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die verborgenen Bande des Herzens

Die verborgenen Bande des Herzens

Titel: Die verborgenen Bande des Herzens
Autoren: Catherine Deveney
Vom Netzwerk:
von den Wänden des Badezimmers wider. Das Wasser in der Wanne kühlt rasch ab, und ich strecke ein Bein aus und drehe mit den Zehen das Warmwasser auf. Der Boiler grummelt böse.
    » DU BLÖDER WICHSER !«
    Dieses Mal brülle ich sogar, übertöne das Rauschen aus dem Wasserhahn und fühle mich anschließend wie befreit.
    Mein Gott, wie ich diesen Typen hasse. Diesen fetten, verschwitzten, widerlichen Mackie. Er hat zur selben Zeit wie ich bei der Polizei angefangen und hängt seitdem an mir wie eine Klette, die ich nicht mehr loswerden kann. In den ersten paar Wochen bildete er sich sogar ein, er könnte seine Krakenarme um mich schlingen, bis ich mich dann eines Tages umdrehte und ihm mein Knie zwischen die Beine rammte.
    »Oh verdammt!«, stöhnte er und krümmte sich zusammen.
    Ich mag es nicht, wenn mich wer anfasst, ohne dass ich es ausdrücklich erlaubt habe.
    »Oh, Macks, hab ich dich an den Eiern erwischt?«, sagte ich zuckersüß. »Tut mir leid, hab nicht gewusst, dass du welche hast.«
    Das Badewasser dampft, und ich drehe den Hahn ab. Ich nehme nach Dienstschluss immer ein Bad, gönne mir ein Glas Wein dazu. So eines aus Plastik, wie man es beim Picknick verwendet. Es hat in der Spülmaschine Kratzer bekommen und sieht ganz trübe aus. Egal, ich bin nicht so etepetete. Das Bad und der Wein helfen mir, mich vor dem Zubettgehen ein bisschen zu entspannen. Ich habe einen schlechten Schlaf, schon immer gehabt. Ich habe mir das leider angewöhnt, als ich noch ein Kind war, habe immer gelauscht, bin beim leisesten Geräusch aufgewacht. Es war ganz wichtig, immer die Ohren zu spitzen, auf jedes Geräusch zu achten.
    Mackie ist nur PC , Police Constable, ein einfacher Polizeibeamter wie ich, doch ich habe in seiner Gegenwart permanent das Gefühl, dass er mich beobachtet. Er setzt ständig dieses selbstgefällige, abschätzige Grinsen auf, wartet wohl nur darauf, dass ich den Druck nicht mehr aushalte. Ganz am Anfang, als wir zu Verkehrsunfällen gerufen wurden, spürte ich immer seine kleinen Schweinsäuglein auf mir ruhen, er war immer auf der Lauer, ob ich Schwäche zeigte, mich von dem Anblick abwenden musste, vor allem wenn ein Kind in einer Blutlache auf der Straße lag. Inzwischen weiß er, dass er mir höchstens noch auf der Wache dumm kommen kann, denn es kann ihm nicht entgangen sein, dass, wenn wir zu Einsätzen ausrücken müssen, wo es wirklich hart auf hart geht, die Kollegen viel lieber mit mir zusammenarbeiten als mit ihm. Ich habe einfach mehr Mumm.
    Das Badezimmerfenster besteht zur Hälfte aus Milchglas, die obere Hälfte ist normales Fensterglas. Draußen wird es rasch dunkel, vor der roten untergehenden Sonne ziehen lichte Sommerwolken vorbei. Heute war meinem Gefühl nach ein sehr langer, anstrengender Tag. Ich hörte, dass beim Criminal Investigation Department, kurz CID genannt, der Kripo also, eine Stelle frei geworden war und verspürte zum ersten Mal seit langer Zeit ein Fünkchen Hoffnung. Die Polizeiarbeit in Uniform nervt fürchterlich. Dauernd muss man sich mit Teenagern herumschlagen, die Autos klauen, oder mit alten Suffköpfen und Ruhestörern, und man muss sich mit diesen Vermisstenmeldungen abgeben. Ich hasse diese Arbeit. Gelangweilte Hausfrauen, die mit ihrem neuen Lover abgehauen sind. Geistig verwirrte Spinner, die sich in knietiefem Wasser ertränken wollen …
    Ich nehme einen Schluck und spüre, wie die Wärme des Weins in Kombination mit dem warmen Bad zu viel für meinen Kreislauf wird. Das Wasser ist zu heiß; meine Wangen glühen, der Spiegel über dem Waschbecken ist beschlagen. Um mich abzukühlen, nehme ich die Beine aus dem Wasser und lege sie zu beiden Seiten auf den Wannenrand, von wo nun Wasser auf die kühlen, weißen Bodenfliesen tropft. Anfangs gefiel mir die Arbeit als Streifenpolizistin recht gut. Die Leute wissen gleich, mit wem sie es zu tun haben, und müssen einen zur Kenntnis nehmen, ob sie wollen oder nicht. Ich muss sagen, das hat mich in den Anfangstagen schon ein bisschen angetörnt, aber inzwischen bin ich dermaßen drüber weg. Ich will diese freie Stelle bei der Kripo wirklich sehr, sehr gerne haben … Ich brauche sie unbedingt. Wenn ich sie nicht kriege, werde ich garantiert verrückt. Das Problem ist nur, dass Mackie sie auch haben will.
    Heute Morgen teilte er mir höchst vergnügt mit, seiner Ansicht nach würde Chief Inspector McFarlane, unser Vorgesetzter, ihn, Mackie, mir gegenüber vorziehen. Ich schaute meinen Kollegen nur kurz an
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher