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Die verborgenen Bande des Herzens

Die verborgenen Bande des Herzens

Titel: Die verborgenen Bande des Herzens
Autoren: Catherine Deveney
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und schüttelte den Kopf, legte so viel Verachtung in die Geste, wie meine Angst es mir gestattete. Null Chance, du Wichser, sagte ich ihm ins Gesicht, als ich plötzlich eine Bewegung hinter mir wahrnahm. McFarlane, der alte Schleicher. Meinte, ich solle aufpassen, was ich da sage, dieser Umgangston sei unangebracht im Dienst. Dann brabbelte er noch was daher von wegen, so was gezieme sich nicht für eine Frau, was völlig daneben, aber typisch für McFarlane war. Er ist und bleibt ein blöder Wichser.
    Er ist einer von diesen Kerlen, die ihr ganzes Wissen aus Büchern beziehen – kein einziger eigener Gedanke, es sei denn, er hat ihn vorher irgendwo schwarz auf weiß bestätigt gesehen. Als Streifenpolizist wäre er zu nichts zu gebrauchen gewesen, und das ist zweifellos der Grund, warum er jetzt den Posten hat, den er hat. Diejenigen, die diesen Job machen können, machen ihn einfach; diejenigen, die es nicht draufhaben, lesen etwas darüber und spucken dann bei einem Beförderungsgespräch ihr angelesenes Wissen wieder aus. Es ist offenkundig, dass er mich nicht leiden kann. Anscheinend will er, dass ich mich wie eine Pfarrersfrau benehme, nicht wie eine Polizistin. Aber so sind die Männer eben. Die eine Hälfte findet eine Frau wie mich attraktiv, die langes Haar und Titten hat und sich in jeder Situation zurechtfindet. Die andere Hälfte fühlt sich von diesem Typ Frau bedroht. Sie sind nicht so clever, wie Sie glauben, Karen – den Spruch habe ich von McFarlane schon des Öfteren zu hören bekommen, mit einer keifenden Stimme, wie ein dementer Papagei. Ich habe es mit ein bisschen mehr Lipgloss versucht, aber null Reaktion. Ich wette, der Kerl ist schwul.
    Inzwischen ist es unerträglich stickig und heiß hier im Badezimmer geworden. Mein Gesicht glüht, und ich kriege kaum noch Luft. Keine Ahnung, warum ich immer so heiß baden muss. Irgendwie fühle ich mich sonst nicht richtig sauber. Wenn das Wasser mir fast die Haut verbrüht, habe ich das gute Gefühl, dass die ganzen Schmutzpartikelchen sich lösen und die Haut endlich sauber und rein wird, ganz neu und rosig. Es kostet einige Anstrengung, bis man sich so sauber fühlen kann. Plötzlich kommt mir ein Gedanke und verflüchtigt sich auch schon wieder, ehe ich ihn richtig greifen kann. Mackie erinnert mich irgendwie an jemanden, aber nie komme ich drauf, an wen genau, weil es dabei nicht unbedingt nur um das Aussehen geht. Ein paarmal dachte ich, jetzt hab ich’s, genau wie heute. Doch kurz bevor die Erinnerung deutlicher wird, ist das Bild auch schon wieder verflogen.
    Ich ging zu meinem Schreibtisch zurück, nachdem McFarlane mich gerüffelt hatte wegen meiner ungeziemenden Sprache, und stellte überrascht fest, dass er mir folgte. Es gebe etwas mit mir zu besprechen, meinte er. In seinem Büro. Er habe einen Fall für mich. Ich spürte aller Augen auf mich gerichtet und warf einen verstohlenen Blick hinüber zu Mackie, weil ich mir nicht entgehen lassen wollte, wie McFarlanes Aufforderung bei ihm ankam. Mein Vorgesetzter ging voran, ich folgte ihm auf den Fersen, und als ich an Mackies Schreibtisch vorbeikam, zog ich eine Braue hoch. McFarlane ihn bevorzugen? Allein bei dem Gedanken wird mir wieder ganz heiß. Wenn man bedenkt, wie es dann gekommen ist …
    Mit der Zehe ziehe ich den Stöpsel heraus und spüre, wie der Wasserpegel sinkt. Meine Haut ist puterrot und runzlig von dem Wasser. Ich bleibe in der Hitze liegen, warte, dass mein Körper abkühlt, die Augen fallen mir zu, ich bin mit einem Mal so müde, dass ich meine Glieder nicht mehr rühren kann.
    Mackie … McFarlane … Dreckskerle, alle beide.

4. Kapitel
    Carol Ann
    I ch gehe zum Frühstücken in eine Konditorei, in der es warm ist und nach Gebäck riecht und der Duft von frisch geröstetem Kaffee wie leichter Rauch in der Luft hängt. Die Einrichtung ist modern, schick, ungewohnt. Ein winziges Flämmchen freudiger Erregung flackert in mir auf. Der erste Schritt ist gemacht.
    Schon jetzt habe ich das Gefühl, es ist eine Ewigkeit her, seit ich jemand anderes war, und doch sind seitdem erst wenige Tage vergangen. Nach dem Besuch im Krankenhaus bei Lily, als ich über den Parkplatz zu meinem Wagen ging, konnte ich plötzlich nichts mehr hören bis auf ein Rauschen im Kopf, wie Meeresrauschen. War das, was ich da empfand, der Beginn einer Krise? Dr. Hammond hatte mir gesagt, wenn ich je das Gefühl hätte, eine Krise kündige sich an, solle ich ihn anrufen. Egal, zu welcher Tageszeit.
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