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Die Vampirjaegerin

Die Vampirjaegerin

Titel: Die Vampirjaegerin
Autoren: Amelia Atwater-Rhodes
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Jeshickah wäre es vielleicht sogar interessant, eine Weile in Midnight zu leben.
    Eine Weile. Aber für immer? Für ein ganzes Vampirleben? Sie war sich nicht sicher.

    Der Bus hielt etwa zwei Kilometer von Nathaniels Haus entfernt in der Innenstadt.
    Turquoise würde nach Hause laufen müssen, aber es war ein schöner Tag und sie hatte jede Menge Energie.
    Da sie ihren Magen knurren hörte, machte sie einen Umweg über den Laden an einer Tankstelle. Sie griff mit der Hand in die Hosentasche, um sich zu vergewissern, dass ihr Geld für ein paar Donuts und Mineralwasser reichte.
    Amüsiert erinnerte sie sich daran, dass sie auf dem Weg nach Midnight das Gleiche gegessen hatte.
    »Sind Sie in Ordnung?«, fragte der alte Mann an der Kasse mit besorgtem Stirnrunzeln, als Turquoise ihren Imbiss bezahlen wollte.
    Turquoise konnte ihre Überraschung nicht verbergen. Sie hatte vergessen, die Jacke wieder anzuziehen, und man konnte die Verletzungen an ihrem Körper sehen. Solange sie bei Bruja war, war sie in anonymen Städten geblieben. Niemand stellte Fragen. Doch diese Stadt war klein und mit dem Mann hatte sie sich im letzten Monat gelegentlich unterhalten. Er spürte, dass etwas nicht in Ordnung war, und fühlte sich ihr vertraut genug, um zu fragen.
    »Ja, äh ... Ich bin hingefallen.« Die Lüge klang schrecklich.
    Es folgte ein peinlicher Moment, in dem sie die Augen des Mannes nur fragend ansahen.
    »Mir passieren häufig solche Unfälle«, log sie und versuchte, die Worte wenigstens realistisch klingen zu lassen, auch wenn sie kaum Sinn hatten. Sie fügte hinzu: »Als kleines Kind bin ich mal von einem Tisch in ein Fenster gefallen.« Sie versuchte zu lächeln und es so klingen zu lassen, als sei es keine große Sache, doch die Erinnerung war zu stark. Lebhaft stand ihr vor Augen, wie sie nach dem Arm ihres Vaters griff, als Daryl ihn rückwärts aus dem Fenster gestoßen hatte. Dann hatte Daryl sie auf einen Tisch geworfen, wo zerbrochenes Glas ihr Schultern und Arme zerschnitten hatte.
    Der alte Mann sah nicht überzeugt aus. Er tätschelte ihr mitfühlend die Hand, als sie ihm das Geld für ihren Einkauf gab. Beim Herausgeben des Wechselgeldes wünschte er ihr einen schönen Tag.
    Schnell verließ sie den Laden. Wo war ihre Jacke? Leise fluchte sie, als sie merkte, dass sie sie wohl im Bus vergessen hatte.
    Sie fluchte erneut, als sie Greg die Straße entlangkommen sah, und überlegte kurz, ob sie wieder im Laden verschwinden sollte, aber sie wollte auch nicht die stummen Fragen des alten Mannes beantworten müssen.
    Außerdem war es schon zu spät. Greg hatte sie gesehen, winkte und beschleunigte seine Schritte.

    »Hi, Cathy! Ich ...« Er brach ab und legte einen Sprint ein, um zu ihr zu kommen. »Was ist passiert? Bist du in Ordnung?«
    Dann schien er zu bemerken, dass die meisten Narben mehrere Jahre alt waren, und seine Augen weiteten sich erstaunt. »Was zum Teufel? Ich meine, sorry, aber
    ... Was ist los?«
    Turquoise verlor die Nerven. Sie hatte gewusst, dass sie ihr Leben hier nicht würde neu beginnen können. Im Moment hatte sie nicht die Geduld, ihm alles zu erklären.
    »Greg, ich bin eine Auftragskillerin«, erklärte sie beiläufig. »Hauptsächlich jage ich Vampire, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ich habe überlegt, ob ich den Job aufgeben und an der Realschule unterrichten soll, aber ich habe gehört, dass es da ziemlich hart zugeht.« Die Worte trieften von bitterem Sarkasmus.
    Sie sah seine Reaktion voraus – Ungläubigkeit, Angst – und wollte sie nicht abwarten. Also ging sie an ihm vorbei und steuerte auf ihr Haus zu.
    Doch Greg lief ihr nach und fasste sie an der Schulter. Sie zuckte zusammen und entwand sich seinem Griff, der ihre frische Wunde traf.
    Es überraschte sie nicht, dass er sie ansah, als sei ihr ein zweiter oder auch dritter Kopf gewachsen, aber er versuchte, mit ihr Schritt zu halten.
    »Du meinst Vampire wie ... hm, irgendwelche Kriminelle, ja?«, versuchte er zögernd, ihre Aussage zu interpretieren. »Du bist eine Polizistin oder so?«
    Er war so verdammt unwissend! Wie konnte sie ihn je überzeugen? Doch das musste sie gar nicht. Er verdiente diese Unwissenheit.
    Sie besann sich und verlangsamte ihre Schritte, sodass er mitkam. »Es tut mir leid. Es war ein harter Tag«, erklärte sie. Sie versuchte hinauszuzögern, ihm noch mehr von dem zu erzählen, was er ansatzweise schon glaubte. Wenn sie es versuchte, könnte sie ihn wohl von der Existenz von Vampiren
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