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Die Vampirjaegerin

Die Vampirjaegerin

Titel: Die Vampirjaegerin
Autoren: Amelia Atwater-Rhodes
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kümmern.
    Während der Trainingswochen hatte sich Turquoise mit ihrer eigenen Peitsche fast so oft selbst getroffen, wie einst Daryl sie geschlagen hatte, bevor sie endlich damit umgehen konnte. Glücklicherweise verfügte Jaguar über erstaunliche Reflexe, sonst hätte sie sich wahrscheinlich mehr als einmal selbst ein Auge ausgeschlagen.
    Gelegentlich duellierte sie sich mit Jaguar. Während sie jede Finte, jedes Möbelstück und jeden schmutzigen Trick nutzte, die ihr einfielen, hielt er sich stark zurück, um ihr nicht mehr blaue Flecke zu verpassen, als ihr lieb war.
    Zuerst zögerte sie, richtig zu kämpfen, aber Jaguar war gnadenlos gewesen, bis er sicher sein konnte, dass sie sich voll einsetzte. Wunden, die sie ihm schlagen konnte, heilten schnell, aber wenn sie es sich angewöhnte, einen Gegner nicht zu verletzen, würde sie das in einem Kampf stark behindern.
    Das hieß allerdings nicht, dass er es zuließ, dass sie ihn je traf. Meist wich er ihren Hieben aus, da er an ihrer Haltung erkannte, wohin sie zielte und was sie tatsächlich treffen würde. Gelegentlich fing er auch ihre Peitsche mit der seinen und riss ihr die Waffe aus der Hand, bis sie lernte, nicht mehr loszulassen.

    Zwei schnelle Schläge von Jaguar, und Turquoises T-Shirt hatte am Bauch einen kreuzförmigen Riss.
    »Unvorsichtig«, tadelte Jaguar. Sie hatte einen Schlag über Kopf versucht, bei dem Bauch und Unterkörper ungeschützt waren, während Jaguar in einer Position stand, in der er diesen Bereich angreifen konnte. »Brauchst du eine Pause? Es ist schon spät.«
    Turquoise nutzte die Gelegenheit und täuschte einen niedrigen Schlag vor. Als Jaguar sich anschickte, dem Hieb auszuweichen, schlug sie in einem weiten Bogen nach oben. Sie hatte Tage gebraucht, um nicht davor zurückzuschrecken, doch jetzt hielt sie sich nicht mehr zurück. Der Hieb saß und schnitt in Jaguars Haut.

    Er ignorierte die Wunde, die so schnell heilte, dass sie nicht einmal bluten konnte, und bald lieferten sie sich wieder einen gnadenlosen Zweikampf.
    Erst weit nach Mitternacht legten sie schließlich eine Pause ein und sanken in das taufeuchte Gras.
    Turquoises Blick ging zum Himmel. Es war fast Vollmond. In ein paar Tagen würde sie die Chance bekommen, Ravyn im Entscheidungskampf um die Führungsrolle bei Crimson zu schlagen – und sie konnte sie schlagen. Sie hatte mit einem Profi trainiert und war sich ihrer Fähigkeiten sicher.
    Sie wusste nur nicht, ob sie es auch wollte.
    Sie gewöhnte sich an Gesellschaft. Eric war immer unterhaltsam. Sie freute sich, dass er beim Frühstück und mittags immer da war, und plauderte tagsüber gerne mit ihm. Er kochte gerne, und sie liebte es, wenn er das Abendessen zubereitete, dafür räumte sie auch gerne hinterher auf. Hausarbeiten wie Einkaufen und Wäschewaschen fand sie zwar immer noch tödlich langweilig, doch sie fand Gefallen daran, andere Menschen zu treffen.
    Und auch wenn es manchmal lästig war, über das College, die Arbeit, die Nachrichten und all die anderen Dinge zu reden, die einen menschlichen jungen Mann beschäftigten, gewöhnte sie sich auch an Greg. Die Gespräche mit ihm drehten sich um ein normales, unschuldiges Leben. Das war für sie so exotisch, dass sie sich stundenlang im Grunde langweiliges Zeug anhören konnte.
    Aber sie konnte dieses Doppelleben nicht ewig führen. Sosehr sie auch ihr Vorstadtleben zu schätzen lernte, konnte sie doch nicht verdrängen, was sie wusste.
    Das normale Menschenleben würde nie ganz zu ihr passen, denn die meisten Menschen würden sie für verrückt halten, wenn sie versuchen sollte, ihnen auch nur andeutungsweise von ihrer Vergangenheit zu erzählen. »Tja, ich arbeite nachts als Vampirjägerin« war wahrscheinlich kein guter Anfang, um Freundschaften zu schließen.
    Vielleicht war Cathy nicht tot, aber sie war erwachsen geworden. Ihr Leben passte nicht zu Turquoise. Außerdem – sosehr sie Gesellschaft auch schätzte, weichte das Leben in dieser Kleinstadt ihr Gehirn auf. Sie brauchte Herausforderungen. Gelegentlich war eine Pause ganz schön, aber Langeweile konnte sie nicht lange ertragen.
    Denk morgen an morgen! Kümmere dich erst ums Jetzt.

    Kapitel 21

    Von außen sah die Bruja-Halle nicht sehr beeindruckend aus. Von der Straße aus sah man nicht mehr als einen roten Ziegelsteinbau mit schwarzen Verzierungen und weißen Fensterläden, die stets geschlossen waren.
    Neben der Tür stand ein lateinischer Spruch, der übersetzt lautete: »Betritt
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