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Die Unsterblichen

Die Unsterblichen

Titel: Die Unsterblichen
Autoren: Alyson Noël
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den Kopf. »Gerade als ich gedacht hatte, ich kann mich gefahrlos davonmachen, gerade als ich gedacht hatte, du wärst tot - ehe ich weiß, wie mir geschieht, ist Damen nach Kalifornien gezogen, denn, Überraschung, er hat dich zurückgeholt!« Wieder schüttelt sie den Kopf. »Man sollte meinen, nach all diesen hunderten von Jahren hätte ich ein bisschen mehr Geduld. Aber du langweilst mich so ungeheuer, und das ist eindeutig nicht meine Schuld.«
    Sie sieht mich an, aber ich weigere mich, ihr zu antworten; ich bin immer noch dabei, ihre Worte zu entschlüsseln - Drina hat den Unfall verursacht?
    Sie betrachtet mich und verdreht die Augen. »Ja, ich habe den Unfall verursacht. Warum muss man dir nur alles buchstabieren?« Abermals schüttelt sie den Kopf. »Ich habe das Reh erschreckt, das euch vors Auto gelaufen ist. Ich habe gewusst, dass dein Vater ein rückgratloser, weichherziger Trottel war, der mit Freuden das Leben seiner Familie aufs Spiel setzen würde, um ein Reh zu retten. Menschen sind immer so berechenbar. Besonders die Ernsten, die versuchen, etwas Gutes zu tun.« Sie lacht. »Obwohl es ja am Schluss fast zu einfach war, als dass es Spaß gemacht hätte. Aber täusch dich nicht, Ever, Damen ist nicht hier, um dich zu retten, und ich werde lange genug hierbleiben, um den Job zu erledigen.«
    Mein Blick huscht durch die Küche, sucht nach irgendetwas, das mir Schutz bieten könnte; ich betrachte den Messerblock auf der anderen Seite des Raums, doch ich weiß, dass ich ihn niemals rechtzeitig erreichen könnte. Ich bin nicht so schnell wie Damen und Drina. Zumindest glaube ich das nicht. Und es ist keine Zeit, es herauszufinden.
    Sie seufzt. »Aber sicher doch, bitte, schnapp dir das Messer, wirst ja sehen, ob es mir etwas ausmacht.« Kopfschüttelnd sieht sie auf ihre diamantenbesetzte Uhr. »Allerdings würde ich wirklich gern anfangen, wenn du nichts dagegen hast. Normalerweise lasse ich mir ja gern ein wenig Zeit, amüsiere mich ein bisschen, aber heute ist Valentinstag, und, na ja, ich habe vor, mit meinem Schatz zu Abend zu essen, sobald ich dich eliminiert habe.« Ihre Augen werden dunkel, und ihr Mund ist verzerrt; einen kurzen Augenblick lang steigt all das Böse in ihr an die Oberfläche. Doch genauso schnell ist es sofort wieder verschwunden, ersetzt durch eine so atemberaubende Schönheit, dass es schwer ist, sie nicht anzustarren.
    »Weißt du, bevor du aufgetaucht bist, in einer deiner ... früheren Inkarnationen, da war ich seine große Liebe. Aber dann bist du aufgekreuzt und hast versucht, ihn mir wegzunehmen, und seitdem ist es immer dasselbe.« Geschmeidig gleitet sie vorwärts, jeder Schritt lautlos und flink, bis sie unmittelbar vor mir steht, und ich keine Zeit gehabt habe, zu reagieren. »Aber jetzt hole ich ihn mir zurück. Und er kommt immer zurück, Ever, nur damit das klar ist.«
    Ich greife nach dem Schneidebrett aus Bambus, weil ich denke, ich kann es ihr auf den Kopf hauen, doch sie fährt so schnell auf mich los, dass sie mich aus dem Gleichgewicht bringt und mich gegen den Kühlschrank schleudert. Die Wucht, mit der mein Rücken aufprallt, verschlägt mir den Atem, ich schnappe nach Luft, taumele und gehe zu Boden. Und höre das Tunk!, mit dem mein Kopf aufplatzt, als er auf dem Steinboden aufschlägt und mir eine warme Blutspur vom Schädeldach in den Mund läuft.
    Ehe ich mich bewegen oder mich irgendwie zur Wehr setzen kann, ist sie über mir, reißt an meinen Kleidern, an meinem Haar, meinem Gesicht und flüstert mir ins Ohr: »Gib doch einfach auf, Ever. Entspann dich einfach, und lass los. Geh, und gesell dich zu deiner glücklichen Familie, die warten alle auf dich. Du bist nicht für dieses Leben geschaffen. Und das hier ist deine Chance, es hinter dir zu lassen.«
     
     

ACHTUNDDREISSIG
    Ich muss das Bewusstsein verloren haben, aber nur einen Augenblick lang, denn als ich die Augen öffne, ist sie immer noch über mir; Gesicht und Hände mit meinem Blut befleckt, während sie drängt und schmeichelt und flüstert und versucht, mich dazu zu bringen, loszulassen, mich einfach gehen zu lassen, ein für alle Mal, einfach davonzugleiten und alles hinter mir zu lassen.
    Und obwohl das vielleicht einmal verlockend gewesen sein mag, jetzt nicht mehr. Dieses Miststück hat meine Familie getötet - nun wird sie dafür bezahlen.
    Ich schließe die Augen, fest entschlossen, an jenen Ort zurückzukehren - wir alle im Auto, lachend, glücklich, so voller Liebe. Jetzt sehe
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