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Die Unsterblichen

Die Unsterblichen

Titel: Die Unsterblichen
Autoren: Alyson Noël
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schauen und auf mich zu warten, na ja, ich glaube nicht, dass das das Beste ist.« Ich halte inne und atme tief durch. Ich wünschte, ich müsste nicht weitersprechen, doch ich weiß, dass es nicht anders geht. »Obwohl es unbestreitbar das Beste an meinem Tag ist, mich mit dir zu treffen, irgendwie denke ich, dass es einen anderen - einen besseren - Platz für dich gibt.«
    Unverwandt starrt sie den Fernseher an und sitzt schweigend da, bis sie es endlich nicht mehr aushält. »Nur zu deiner Information, ich bin glücklich. Mir geht's bestens, und ich bin glücklich, also bitte.« Kopfschüttelnd verdreht sie die Augen und verschränkt dann wieder die Arme vor der Brust. »Manchmal wohne ich hier, und manchmal wohne ich woanders. Im Sommerland, wo's übrigens ziemlich supertoll ist, falls du dich nicht mehr daran erinnern kannst.« Verstohlen schielt sie zu mir herüber.
    Ich nicke. Oh, ich erinnere mich definitiv daran.
    Riley lehnt sich zurück und schlägt die Beine übereinander. »Also, das Beste aus zwei Welten, stimmt's? Wo ist das Problem?«
    Ich presse die Lippen aufeinander und betrachte sie. Ich bin nicht bereit, mich von ihren Argumenten umstimmen zu lassen, verlasse mich darauf, dass ich das Richtige tue. »Das Problem ist, dass ich glaube, dass es etwas noch Besseres gibt. Einen Ort, wo Mom und Dad und Buttercup auf dich warten -«
    »Hör zu, Ever«, schneidet sie mir das Wort ab. »Ich weiß, du denkst, ich bin hier, weil ich dreizehn sein wollte, und weil das nicht passiert ist, lebe ich stellvertretend durch dich. Und, ja, vielleicht stimmt das teilweise auch, aber hast du je darüber nachgedacht, dass ich vielleicht hier bin, weil ich es auch nicht ertragen kann, dich zurückzulassen?« Sie sieht mich an, und ihre Augen blinzeln heftig, doch als ich etwas sagen will, hebt sie abwehrend die Hand und fährt fort. »Zuerst bin ich ihnen nachgelaufen, na ja, sie sind die Eltern, und ich dachte, das müsste so sein, aber dann habe ich gesehen, dass du zurückgeblieben bist, und ich habe dich gesucht. Aber als ich dort angekommen bin, warst du schon weg, ich konnte die Brücke nicht wiederfinden, und dann, na ja, dann saß ich eben fest. Aber danach bin ich ein paar Leuten begegnet, die schon seit Jahren dort sind, also, Erdenjahre, und die haben mich rumgeführt, und -«
    »Riley -«, setze ich an, doch sie lässt mich nicht weitersprechen.
    »Und nur damit du's weiß, ich habe Mom und Dad und Buttercup gesehen, und ihnen geht's gut. Eigentlich geht's ihnen sogar besser als gut, sie sind glücklich. Sie wünschen sich nur, dass du aufhören würdest, dich die ganze Zeit so schuldig zu fühlen. Sie können dich sehen. Das weißt du doch, oder? Nur kannst du sie nicht sehen. Die, die über die Brücke gegangen sind, kann man nicht sehen, nur die wie mich.«
    Die Details zum Thema, wen ich sehen kann und wen nicht, sind mir egal. Ich habe noch immer mit dem Teil zu tun, dass sie nicht wollen, dass ich mich so schuldig fühle, auch wenn ich weiß, dass sie nur nett sind und auf Eltern machen wollen und versuchen, es mir leichter zu machen. Denn die Wahrheit ist, der Unfall war meine Schuld. Wenn ich meinen Dad nicht dazu gebracht hätte umzukehren, damit ich dieses dämliche Pinecone-Lake-Cheerleading-Camp-Sweatshirt holen konnte, das ich vergessen hatte, dann wären wir niemals genau zu der Zeit an dieser Stelle gewesen, auf dieser Straße, als irgendein blödes, verwirrtes Reh uns genau vors Auto lief und meinen Dad zwang, jäh auszuweichen, den Steilhang hinunterzuschießen und gegen den Baum zu krachen, wobei alle außer mir ums Leben kamen.
    Meine Schuld. Alles.
    Ganz und gar.
    Doch Riley meint nur kopfschüttelnd: »Wenn überhaupt jemand Schuld hat, dann Dad, denn jeder weiß doch, dass man das Lenkrad nicht verreißen soll, wenn einem ein Tier vor den Wagen rennt. Man soll einfach draufhalten und weiterfahren. Aber du und ich, wir wissen beide, dass er das nicht fertiggebracht hat, also hat er versucht, uns alle zu retten, und am Ende hat er das Reh verschont. Aber vielleicht ist ja auch das Reh schuld. Ich meine, was hat sich das Vieh auf der Straße rumzutreiben, wenn es in einem wunderschönen Wald lebt? Oder vielleicht ist die Leitplanke schuld, weil sie nicht stabiler war, besser gebaut, aus festerem Material. Oder vielleicht auch die Autofirma, wegen einer schlechten Lenkung und miesen Bremsen. Oder vielleicht -« Sie hält inne und sieht mich an. »Was ich sagen will, es ist niemandes
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