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Die Unsterblichen

Die Unsterblichen

Titel: Die Unsterblichen
Autoren: Alyson Noël
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mehr männliche Aufmerksamkeit eingebracht hat, doch mich interessiert keiner von denen. Denn die Wahrheit ist, es gibt keinen Jungen auf dieser Schule (oder auf diesem Planeten), den man jemals mit Damen vergleichen könnte. Kein Einziger. Unmöglich. Und es ist nicht so, als hätte ich es besonders eilig damit, meine Ansprüche herunterzuschrauben.
    Aber als es zur sechsten Stunde klingelt, ist mir klar, dass ich nicht schwänzen kann. Meine Tage des Schuleschwänzens, genau wie meine Tage des Saufens, sind weitestgehend vorbei. Also beiße ich in den sauren Apfel und gehe zum Unterricht, vertieft in meine jüngste, unselige Aufgabe, einen der -ismen nachzuahmen. Und ich habe mir zufällig den Kubismus ausgesucht, in der irrigen Annahme, das wäre leicht. Ist es aber nicht. Tatsächlich ist es alles andere als leicht.
    Plötzlich merke ich, dass jemand hinter mir steht, drehe mich um und sage: »Ja?« Und starre den Lolli an, den er in der Hand hält; dann konzentriere ich mich wieder auf mein Bild, gehe davon aus, dass es sich hier um eine Verwechslung handelt. Doch als er mich wieder antippt, mache ich mir diesmal gar nicht erst die Mühe hinzuschauen, ich schüttele einfach nur den Kopf und sage: »Sony, falsche Adresse.«
     
    Er knurrt irgendwas vor sich hin, dann räuspert er sich und fragt: »Du bist doch diese Ever, oder?« Ich nicke.
    »Dann nimm das Ding schon.« Er schüttelt den Kopf. »Ich muss noch die ganze Schachtel voll loswerden, bevor es klingelt.«
    Er wirft mir den Lolli zu und marschiert zur Tür, und ich lege die Zeichenkohle weg, klappe die Karte auf und lese:
     
    Ich denke an Dich.
    Immer.
    Damen
     
     

FÜNFUNDDREISSIG
    Ich stürme durch die Tür und will so schnell wie möglich nach oben, damit ich Riley meinen Valentins-Lolli zeigen kann, den Lolli, der die Sonne scheinen und die Vögel singen lässt und den ganzen Tag verwandelt hat, obwohl ich nichts mit dem Absender zu tun haben will.
    Doch als ich sie allein auf dem Sofa sitzen sehe, kurz bevor sie sich umdreht und mich sieht, erinnert mich irgendetwas daran, wie klein und einsam sie aussieht, an das, was Ava gesagt hat - dass ich dem falschen Menschen Lebewohl gesagt habe. Und jäh entweicht jegliche Luft aus mir.
    »Hey«, sagt sie und grinst mich an. »Du glaubst echt nicht, was ich gerade bei Oprah gesehen habe. Da war dieser Hund, dem fehlen beide Vorderbeine, und er kann trotzdem immer noch -«
    Ich lasse meine Tasche zu Boden fallen, setze mich neben sie, schnappe mir die Fernbedienung und schalte den Ton aus.
    »Was ist denn?« Finster blickt sie mich an, weil ich Oprah zum Schweigen gebracht habe.
    »Was machst du hier?«, frage ich zurück.
    »Ah, ich hänge auf deinem Sofa rum, warte darauf, dass du nach Hause kommst.« Sie schielt und streckt die Zunge heraus. »Blöde Frage.«
    »Nein, ich meine, warum bist du hier? Warum bist du nicht - woanders?«
    Riley verzieht den Mund und wendet sich wieder dem Fernseher zu. Stocksteif und mit starrem Gesicht zieht sie die stumme Oprah mir vor.
    »Wieso bist du nicht bei Mom und Dad und Buttercup?«, frage ich und sehe, wie ihre Unterlippe zu beben beginnt, zuerst nur ganz wenig, aber bald ist es ein richtiges Zittern, und dabei fühle ich mich so grässlich, dass ich mich zwingen muss fortzufahren. »Riley ...« Ich stocke und schlucke heftig. »Riley, ich glaube, du solltest nicht mehr herkommen.«
    »Du schmeißt mich raus?« Sie springt auf, die Augen vor Empörung weit aufgerissen.
    »Nein, überhaupt nicht, ich meine nur -«
    »Du kannst mich nicht daran hindern, dich zu besuchen, Ever! Ich kann machen, was ich will! Alles! Und du kannst nichts dagegen tun!«, faucht sie und tigert kopfschüttelnd im Zimmer auf und ab.
    »Das ist mir klar.« Ich nicke zustimmend. »Aber ich denke, ich sollte dich auch nicht darin bestärken.«
    Riley verschränkt die Arme und zieht einen Flunsch. Dann lässt sie sich aufs Sofa fallen und kickt mit einem Bein, so wie sie es immer macht, wenn sie wütend, traurig oder frustriert ist, oder alles auf einmal.
    »Es ist nur, na ja, eine Weile hat es so ausgesehen, als wärst du mit irgendwas anderem beschäftigt, irgendwo anders, und das schien dir total in den Kram zu passen und zu gefallen. Aber jetzt bist du die ganze Zeit hier, und ich überlege, ob das meinetwegen so ist. Denn auch wenn ich den Gedanken nicht ertragen kann, dich nicht um mich zu haben, es ist wichtiger, dass du glücklich bist. Und die Nachbarn zu beobachten und Oprah zu
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