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Die unsichtbare Handschrift

Die unsichtbare Handschrift

Titel: Die unsichtbare Handschrift
Autoren: Lena Johannson
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zeigen.
    »›… Weil ich weiß, dass man Dir das verwehren wird, dass Du in aller Augen nur die Tintenmischerin und einfache Frau eines Englandfahrers sein wirst, schreibe ich diese Zeilen für die Nachwelt.‹ Schön, oder?«
    »Das ist alles?«
    »Leider. Siehst du, hier ist eine Abbruchkante. Das Pergament wurde vermutlich irgendwann geknickt. Der untere Teil ist dann im Lauf der Jahre wahrscheinlich abgebrochen und verlorengegangen. Schade, ich nehme an, dieser Vitus Alardus hat die Geschichte erzählt, wie genau seine Frau in den Betrug mit den Barbarossa-Privilegien hineingezogen wurde und welche Rolle sie spielte. Wäre das Stück nicht abhandengekommen, hätte man die Urkunde auch nie im Leben nach Stockholm gegeben. Sie wäre eines der Prunkstücke unseres Archivs.«
    »Dann hättest du in Köln aber auch nicht die spektakuläre Entdeckung machen können«, erinnerte er sie.
    »Stimmt, dann hätte ich lediglich ein weiteres Puzzleteil der Affäre gefunden. Von der Schummelei der Lübecker hätte man aber längst gewusst. Habe ich halt Glück gehabt, dass man das Schreiben für einen privaten Brief hielt, den ein noch immer verliebter Ehemann seiner Frau widmet. Trotzdem, ich würde einiges dafür geben, die verlorene Hälfte auch noch zu finden. Aber hiermit«, sie deutete auf das Pergament in dem Rahmen, »und mit dem Vermächtnis des Kölners Josef Felding können wir die Geschichte immerhin grob rekonstruieren.«
    »Sieht aus, als wären Köln und Lübeck ein ganz gutes Team.«
    »Du meinst Lübeck und Köln.«
    »Musst du eigentlich immer das letzte Wort haben? Genau wie dieser Alardus. Okay, weißt du was, der Klügere gibt nach. Also: Lübeck und Köln.«
    »Was ist denn auf einmal mit dir los?« Für gewöhnlich verteidigte er seine Domstadt zur Not bis aufs Blut.
    Er zuckte mit den Schultern. »Et es, wie et es.«
    Sie setzten sich auf ihren Stammplatz auf der Galerie.
    »Kannst gleich noch einen Satz lernen: Nix bliev, wie et wor.«
    »Soll heißen?«
    »Nichts bleibt, wie es war.«
    »Das habe ich schon verstanden. Ich wollte wissen, warum du mir ausgerechnet den Satz beibringen willst.«
    »Weil nicht nur in deinem Job spannende Dinge passiert sind. Bei mir tut sich auch gerade was.«
    Ihr Herz hüpfte vor Freude. Wenn er es so spannend machte, konnte das bedeuten, dass es Veränderungen gab, die auch mit ihr zu tun hatten.
    »Lass hören«, forderte sie ihn so gelassen wie möglich auf.
    »Ich hatte dir doch von diesem Offshore-Windpark erzählt.«
    »Die Anlage vor Rügen, für die ihr die Kabel verlegen sollt?«
    »Genau. Sieht so aus, als würde das ein richtig fetter Auftrag.«
    »Gratuliere!«
    »Ich glaube, das wird in Zukunft mehr mit diesen Anlagen. Insofern ist die Gegend an der Ostsee für mich echt ein lohnendes Pflaster.«
    »Könnte es womöglich sein, dass du in Zukunft öfter in Lübeck und Umgebung zu tun hast?«
    »Könnte schon sein, ja. Das steht alles noch nicht fest. Aber eins muss ich Lübeck lassen, es hat mehr Wasser in der Nähe als Köln. Und das, obwohl wir den guten alten Rhein haben. Na ja, und viel Wasser ist irgendwie praktisch für einen Berufstaucher.«
    »Darauf trinke ich«, sagte sie, ergriff ihr Glas und strahlte ihn an.

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    Anmerkung zur historischen Richtigkeit
    D er Roman basiert auf dem Umstand, dass das 1188 ausgestellte Barbarossa-Privileg, das Lübecks Grenzen festlegt und seine Vorrechte klärt, tatsächlich um 1225 vermutlich von Domherr Marold um gewisse Stadtrechte erweitert wurde. Die erweiterte Version lag Friedrich  II . vor, als er den Reichsfreiheitsbrief 1226 ausstellte. Die Auszüge daraus, die in diesem Buch zitiert werden, stammen aus einer gültigen Übersetzung. Das Bedeutende an diesem Brief für Lübeck war, dass die Stadt nicht von unmittelbarem Reichsbesitz getrennt, also nicht verpfändet, verkauft oder verlehnt werden durfte, was zu früheren Zeiten bereits geschehen war. Erst dieser Umstand machte Lübeck wirklich frei und selbständig.
    Es ist heute nachweisbar, dass die Lübecker weitere Rechte und Privilegien in das neu zu unterzeichnende Dokument geschummelt haben. Dieses Vorgehen, von dem ich im Lübecker Stadtarchiv erfuhr, inspirierte mich zu diesem Roman, in dem das Ganze selbstverständlich kräftig ausgeschmückt wurde.
     
    Heilwig von der Lippe gründete 1246 ein Zisterzienserinnenkloster, aus dem das heute noch bestehende Evangelische Damenstift Kloster St. Johannis hervorgegangen ist. Sie war mit Adolf IV .,
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