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Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut
Autoren: Virginia Henley
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entscheidende Frage.
    Charlie sieht so jung und verletzlich aus , dachte Georgina und spürte eine Anwandlung von Mitleid. Wir Gordons sind schon ein komischer Haufen – der arme Kerl weiß nicht, worauf er sich einlässt . Ihr Blick glitt zum geröteten Gesicht des Marquess of Cornwallis. Nicht nur, dass der Arme unter der Fuchtel seines Vaters steht, jetzt bekommt er auch noch eine schreckliche Schwiegermutter dazu und gerät vom Regen in die Traufe .
    Der Bischof rückte seine purpurrote Mitra zurecht und räusperte sich. »Louisa Gordon, willst du diesen Mann zu deinem dir angetrauten Ehemann nehmen?«
    Meine Schwester wird Charlie glücklich machen und dafür sorgen, dass er seine Schüchternheit verliert. Louisa und ich hatten zusammen immer einen Heidenspaß. Sie wird mir unendlich fehlen . Georginas Gedanken flogen zurück zu der Zeit, als ihre Mutter die beiden jüngsten Töchter auf ihre mittlerweile berühmt gewordene Rekrutierungsmission im schottischen Hochland mitgenommen hatte. Die unerschrockene Herzogin hatte mit König George III. gewettet, sie würde mehr Rekruten anwerben als jeder seiner königlichen Offiziere. Angetan mit neuen Black-Watch-Tartans und mit kecken Hochlandmützen auf dem Kopf, hatten die schönen Gordon-Ladys in Begleitung von sechs Dudelsackspielern jeden Markt und jede Messe auf dem riesigen Besitz der Gordons abgeklappert. Ein Kuss und eine Guinee als Belohnung winkten jedem, der sich für das Regiment anwerben ließ.
    Auf diesen Märkten war die Atmosphäre manchmal so sinnlich aufgeheizt gewesen, dass Louisa und ich uns wie richtige Flittchen aufführten. Und die schneidigen Hochländer waren so scharf auf unsere
Küsse, dass wir in knapp drei Monaten tausend Mann rekrutieren konnten .
    »Wer übergibt diese Frau diesem Mann zur Ehe?«
    Stolz trat Alexander, vierter Duke of Gordon, in seinem festlichen Kilt vor. »Ich.«
    Georgina sah, dass ihr Vater neben ihre Mutter trat. Ein schönes Paar. Seit der letzten Hochzeit war es ihr längstes Beisammensein ohne Streit. Ich wünschte, sie könnten einander ertragen. Ich habe Papas schwarzes Haar und Mamas impulsives Wesen geerbt. Ich liebe beide über alles, so wahr mir Gott helfe.
    »Da Charles und Louisa in den heiligen Ehestand treten wollen, erkläre ich sie hiermit zu Mann und Frau. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.« Bischof Cornwallis klappte sein Gebetbuch zu und bedachte die Jungvermählten mit einem heiligmäßigen Lächeln.
     
    Am anderen Ende des Ballsaales flüsterte George, Prince of Wales, seinem guten Freund Francis Russell, Duke of Bedford, zu: »Das ist ein fait accompli , Francis, du kannst also aufatmen. Meinen Glückwunsch, dass du den Fängen der Duchess of Gordon entkommen konntest und noch einmal der gefürchteten Institution der Ehe entronnen bist.«
    »Jane hatte mich für Louisa aufs Korn genommen, aber rotes Haar hat mich noch nie lange gefesselt. Nach einer kleinen Tändelei schwand mein Interesse rasch. Und was die Ehebande betrifft, so ist die Ehe meines Bruders John für mich ein derart abschreckendes Beispiel, dass ich mir geschworen habe, diesen Fesseln um jeden Preis auszuweichen.«
    Bei dem Gedanken an seine eigene katastrophale Ehe mit seiner Cousine Caroline von Braunschweig überlief Prinny, wie der Thronfolger im Freundeskreis genannt wurde, ein Schaudern. Ich benötigte solche Mengen Brandy vor der Zeremonie, dass mir nur im Gedächtnis geblieben ist, wie mein treuer Freund Francis mich stützen
musste . »Jammerschade, dass Amore und Ehe nicht Hand in Hand gehen.«
    » Au contraire ! Die Liebe mit einer Ehefrau gehört zu den süßesten Freuden des Lebens, solange man nicht ihr Mann ist«, scherzte Russell.
    »Lady Melbourne sieht heute besonders verführerisch aus.« Sowohl der Prinz als auch Bedford durften sich einst ihrer Gunst erfreuen, und jeder von ihnen hatte mindestens eines ihrer Kinder gezeugt. Prinnys Blick wanderte zu der Dame in Elizabeth Melbournes Begleitung. Er seufzte aus tiefstem Herzen. Obwohl er Georgianna, Duchess of Devonshire, jahrelang seine tiefste Liebe beteuert und ihr sogar eine Haarlocke von sich geschenkt hatte, weigerte sie sich standhaft, seine Geliebte zu werden. Er musste sich mit ihrer hingebungsvollen Freundschaft begnügen, die sie vor ihren aristokratischen Freunden offen zur Schau stellte. Prinny hob den Blick von Georgiannas üppigem Busen. Sentimentale Tränen stiegen ihm in die Augen, als er sah, dass sie die
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