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Die unbeugsame Braut

Die unbeugsame Braut

Titel: Die unbeugsame Braut
Autoren: Virginia Henley
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manchmal konnte man den Eindruck gewinnen, sie wäre dem Wahnsinn verfallen.«
    Kann das denn wahr sein? Ich dachte, sie sei ein Engel gewesen.
    »Als ich für Tavistock ins Unterhaus gewählt wurde, wollte sie nicht mit nach London kommen. Ich meldete Francis und William auf der Westminster School an und ließ Elizabeth in Devon. Eine Kinderfrau kümmerte sich um Johnny, bis auch er alt genug für Westminster war. Ich hätte ihn niemals bei ihr zu Hause lassen dürfen,
denn sie begann, ihm die Schuld an ihren depressiven Zuständen zu geben. Als er ins Internat kam, war er einsam, doch immer noch besser dran als mit einer verbitterten, von Wahnvorstellungen besessenen Mutter.«
    Georgina berührte Johns Wange. »Ich hatte ja keine Ahnung. Ich war der Meinung, deine Ehe sei glücklich und von Liebe erfüllt gewesen – ich dachte, du hättest nach ihrem Tod unter gebrochenem Herzen gelitten.«
    »Vor einigen Jahren entdeckte ich, dass sie süchtig nach Laudanum war, was natürlich ihren Zustand noch verschlechterte. Ich verbot ihr das Mittel, warnte ihre Zofe, doch Elizabeth gelang es immer wieder, sich das Zeug irgendwie heimlich zu beschaffen. Vergangenes Jahr brachte ich sie dann zu ihrer Schwester Isabelle nach Longleat. Dort nahm sie eine Überdosis. Als ich bei ihr ankam, lag sie im Koma. Zwar konnte ich sie wiederbeleben, doch in der Nacht schluckte sie noch mehr von dem Opiat und starb.«
    Georginas Arme umfingen ihren Mann fester. »John, das wusste ich nicht. Kein Wunder, dass du aussahst, als müsstest du gegen eine dunkle, innere Wut ankämpfen.«
    »Wie oft wünschte ich mir in all den Jahren, sie wäre tot! Als es dann aber geschah, plagten mich Schuld und Reue.«
    »Mit Schuld lässt sich schwer leben. Das weiß ich, weil mich wegen Francis mein Gewissen ebenfalls drückte.«
    »Es wird Zeit, die alten Geschichten zu vergessen und unser Glück zu genießen.« Er drückte federleichte Küsse auf ihre Schläfe. »Immer habe ich mich nach einer lebensfrohen Frau gesehnt, die Freude und Lachen in mein Dasein und das meiner Söhne bringen würde. Als ich dich endlich fand und das Glück hatte, dich zu meiner Frau zu machen, konnte ich es gar nicht fassen.«
    Georginas Herz schlug vor Freude höher.
    »Und dann der Gedanke, dich wieder zu verlieren, als du im Koma lagst! Ich wollte gar nicht denken an ein Leben ohne dich. Bei Johnny war es fast noch ärger. Du bist die Mutter, nach der er
sich immer sehnte. Du liebst ihn bedingungslos, und der Gedanke, dass du uns entrissen werden könntest, war für uns beide unerträglich.«
    »Es ist ein herrliches Gefühl, so umfassend und ohne Einschränkungen geliebt zu werden«, flüsterte sie. »Wusstest du, dass ich mein Herz gleich bei unserer ersten Begegnung an dich verloren habe?«
    »Georgy, jetzt flunkerst du. Du warst doch schrecklich wütend auf mich, weil ich dir befahl, dich nach Hause zu scheren.« Er liebkoste ihr Ohr. »Ich kann mich genau an deine Worte erinnern. Geh zum Teufel, alter Mann!«
    »In der Nacht darauf träumte ich von dir. Ich angelte im Spey und ertrank fast. Da eiltest du zu meiner Rettung herbei, und als ich in deinen Armen lag, fühlte ich mich sicher wie noch nie zuvor im Leben.« Sie küsste seine Mundwinkel. »Du hast mich wieder kleines Mädchen genannt, doch war es jetzt ein Kosewort. Du wusstest nämlich sehr gut, dass ich eine erwachsene Frau war.«
    »Ja, das wurde mir deutlich, als Charlotte mich nach Marylebone Manor zum Lunch lud. Du warst so aufreizend, dass ich dich am liebsten übers Knie gelegt hätte.« Er küsste ihre Lider, und seine Hände liebkosten ihren Rücken. »Ich konnte nicht aufhören, an dich zu denken.«
    »Das freut mich. Hast du auch von mir geträumt?«
    »Und wie! So sinnlich und so unsittlich, dass sich selbst der Teufel schämen würde.«
    »Erzähl’s mir!« Sie schmiegte sich verführerisch an ihn. »Nein, zeig es mir.«
    »Nicht so übermütig! Heute wirst du dich mit Kuscheln begnügen müssen. Du brauchst Ruhe. Morgen … das ist eine andere Geschichte. Ich werde eine Leidenschaft in dir entfachen, die dich wild und hemmungslos werden lässt.«
    Sie lächelte insgeheim. »Ich liebe dich so sehr, John.«
    »Und ich liebe dich mehr als mein Leben, kleines Mädchen.«

    In den nächsten Monaten empfingen der Duke und die Duchess of Bedford Woche um Woche die Mitglieder beider Häuser des Parlaments auf Woburn. Da Lady Georgina als Gastgeberin gewährleistete, dass neben der Politik die
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