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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9
Autoren: David Weber
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Aplyn-Ahrmahk, je nach Anlass auch als Seine Durchlaucht Herzog Darcos bekannt, verzog das Gesicht. Lieutenant Lathyk hielt sich für geistreich und witzig – nicht ganz unberechtigt, wie Aplyn-Ahrmahk fand. Aber was das anging, würde der Ensign ganz gewiss nicht ungefragt seine Meinung kundtun. Aber egal, ob der Lieutenant nun ein Ausbund an Schlagfertigkeit war oder nicht, so war er doch eines: einer der besten Seefahrer, denen Aplyn-Ahrmahk jemals begegnet war. Man sollte vielleicht nicht annehmen, ein so junger Mann wie der Ensign, noch nicht ganz sechzehn Jahre alt, wäre in der Lage, das seemännische Können anderer einzuschätzen. Dieser junge Mann aber fuhr bereits seit seinem zehnten Lebensjahr zur See. Seitdem hatte er eine ganze Anzahl Marineoffiziere erlebt, manche fähige Seefahrer, andere nicht. Lathyk fiel unzweideutig in erstere Kategorie. Lathyk hatte zudem Gelegenheit gehabt, sein Können unter Sir Dunkyn Yairley noch zu verfeinern. Sir Dunkyn aber war zweifellos der begnadetste Seefahrer, unter dem Aplyn-Ahrmahk jemals gedient hatte.
    Trotzdem und trotz all der lauteren Eigenschaften Lieutenant Lathyks gingen Aplyn-Ahrmahk im Augenblick einige wenig schmeichelhafte Gedanken durch den Kopf, während er sich mit dem schweren Fernrohr abmühte. Er hatte schon Gerüchte über Ferngläser gehört: eine Art Doppelfernrohr, das man vor beide Augen gleichzeitig halten konnte. Angeblich hatte jemand an der Königlichen Hochschule von Charis so etwas entwickelt. Die Neuentwicklung sollte derart viele Vorteile mit sich bringen, dass sich der Ensign schon damit zufrieden gegeben hätte, wenn auch nur die Hälfte davon stimmte. Aber selbst wenn solche Wundergeräte tatsächlich schon entwickelt worden sein sollten, würde es doch noch einige Zeit dauern, bis auch die Flotte damit ausgerüstet würde. In der Zwischenzeit mussten junge Ensigns immer noch die Großstenge erklimmen, in der Hand ein langes, unhandliches Fernrohr. Hernach mussten sie ihr Bestes geben, um durch Dunst und Nebel und weiß Langhorne was noch alles hindurchzuspähen, um die unverständliche Meldung eines noch jüngeren Midshipman zu ergänzen. Und währenddessen riefen einem ungeduldige Vorgesetzte, die dabei gemütlich auf dem Achterdeck stehen durften, gewollt witzige Bemerkungen hinterher.
    Der junge Ensign spähte durch das Fernrohr. Jahrelange Übung erlaubte es ihm, das schwere Rohr bemerkenswert ruhig zu halten, obwohl HMS Destiny recht kräftig rollte und stampfte. Das Schiff maß hundertfünfundfünfzig Fuß Gesamtlänge und mehr als zweiundvierzig Fuß in der Breite. Die Verdrängung der großen Galeone mit ihren vierundfünfzig Geschützen betrug zwölfhundert Tonnen. Alles zusammengenommen machte aus der Destiny ein bemerkenswert leistungsstarkes Hochseeschiff. Nur irgendetwas am derzeitigen Wetter schien ihr überhaupt nicht zu behagen.
    Ensign Aplyn-Ahrmahk ging es ähnlich, wo er jetzt so darüber nachdachte. Die Luft hatte etwas Sonderbares an sich, als ob sie das, was sich in ihr bewegte, mit Schwüle zu erdrücken gedachte. Es war ein allgegenwärtiger feuchter Dunstschleier, der über der Staiphan Reach hing, und erschwerte, in der Ferne Details auszumachen. Eigentlich hatte Lieutenant Lathyk doch wohl genau danach gefragt. Na dann ...
    »Ich kann auch nichts erkennen, Sir!« Es passte Hektor gar nicht, das zugeben zu müssen. Aber es hatte ja keinen Sinn, sich etwas aus den Fingern zu saugen. »Bei diesem Dunst sehe ich kaum Howard Island!« Er blickte zu Lathyk hinunter. »Jenseits von Howard sind einige Segel in Fahrt zu erkennen, aber ich sehe wirklich nicht mehr als nur die Topps! Ich vermag nicht einmal auszumachen, ob das Kriegsschiffe oder Handelsschiffe sind!«
    Lathyk verrenkte sich fast den Hals, als er mehrere Sekunden lang zu dem Ensign aufblickte. Dann zuckte er mit den Schultern.
    »Dann, Master Aplyn-Ahrmahk, wären Sie wohl auf Deck besser aufgehoben, was?«
    »Aye, aye, Sir!«
    Aplyn-Ahrmahk schlang sich das Fernrohr über den Rücken und zog sorgfältig noch einmal den Tragegurt vor der Brust zurecht. Wenn er das teure Fernrohr jetzt fallen ließe, sodass es auf Deck zerschellte, würde das Lathyk auch nicht fröhlicher stimmen ... selbst dann nicht, wenn das fallende Gerät nicht einem von Hektors Schiffskameraden den Schädel einschlüge. Solches Glück aber würde ihm sicher nicht beschieden sein – nicht nach dem, wie dieser Morgen bislang für Hektor verlaufen war.
    Nachdem er sich
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