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Die Übermacht - 9

Die Übermacht - 9

Titel: Die Übermacht - 9
Autoren: David Weber
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außerordentlich vorsichtig vorgehen, damit nicht zu offensichtlich wurde, welche Absprache zwischen seinen Vorgesetzten und den Silkiahanern bestand.
    Theoretisch sollte Yairley, obschon er nur noch eine einzige Galeone unter seinem Kommando hatte, seine Mission erfüllen können, falls die Desnairianer tatsächlich einen Vorstoß wagen sollten. Doch in Wahrheit stand er auf seinem Posten gänzlich allein, war effektiv von jeglicher Versorgung und jeglichem Entsatz abgeschnitten, und es gab auch keinen Hafen einer befreundeten Nation, in dem er bei allzu schwerer See Zuflucht hätte finden können. Diese Gedanken bedrückten den Captain, als die Wetterfront näher und näher kam. Doch er ließ sich seine Besorgnis nicht anmerken. Er schürzte nur die Lippen und blickte nachdenklich zu den Wolken empor. Dann atmete er tief durch und wandte sich an Lathyk.
    »Wir ändern den Kurs, Master Lathyk«, sagte er entschlossen. »Bringen Sie sie bitte vor den Wind! Ich möchte mehr Wasser unter unserem Lee sehen, falls der Wind dreht.«
    »Aye, Sir.«
    »Und wenn Sie sie auf den neuen Kurs gebracht haben, möchte ich, dass die Bramstengen niedergeholt werden.«
    Jemandem, der Lathyk gut genug gekannt und sehr genau beobachtet hätte, wäre vielleicht ein überraschtes Aufblitzen in seinen Augen aufgefallen. Doch es währte nur kurz. Dann legte der Lieutenant zum Salut die Hand an die Brust. Auch seiner Stimme war die Überraschung nicht anzumerken, als er den Befehl bestätigte.
    »Aye, Sir.« Der First Lieutenant blickte den Bootsmaat vom Dienst an. »Alle Mann an die Brassen, Master Kwayle!«
    »Aye, aye, Sir!«
    Das Barometer fiel weiter. Der Wind steigerte sich noch, und erste Blitze durchzuckten die schwere Wolkenfront, die von Süden her stetig näher kam.
    Nachdem die obersten Masten niedergeholt waren, wirkte die Destiny sonderbar gestutzt. Ihre Segel waren aufgegeit, die Binnen- und Mittelklüver gestrichen, und in den Marssegeln hatte man einzelne Reffs gesetzt. Trotz der immens verminderten Segelfläche pflügte das Schiff mit beachtlicher Geschwindigkeit stetig nach Nordosten. Die Windgeschwindigkeit hatte mittlerweile mindestens dreißig Meilen in der Stunde erreicht, und es kündigten sich bereits die ersten noch deutlich stärkeren Böen an. Gewaltige Wellenberge nahmen von achteraus das Schiff mit sich, zehn Fuß oder mehr. Die Schaumkronen waren höher geworden, die Gischt überall. Unter dem Achterschiff brachen die Wellen und versetzten den ganzen Rumpf der Destiny in eine unschöne Rollbewegung. Rettungsleinen waren über Deck gespannt; die Mannschaft trug bereits Ölzeug. Trotz des stetig anwachsenden Windes war es unter dieser Schlechtwetterausrüstung erstickend heiß. Allerdings war niemand an Bord optimistisch genug, zu glauben, das werde noch lange so bleiben: Gewiss, auf ihrer derzeitigen Position standen sie weniger als dreihundert Meilen oberhalb des Äquators. Aber die aufkommenden Wolken standen hoch am Himmel, und der Regen, den sie unweigerlich mit sich brächten, würde kalt sein.
    Eisig kalt.
    Es wäre Aplyn-Ahrmahk nicht leichtgefallen, genau zu erklären, was hier vor sich ging: Mit Atmosphärenmechanik kannte er sich wahrlich nicht aus. Doch was er sah, als er von seinem Posten auf dem Achterdeck der Destiny nach Süden blickte, war der Zusammenstoß zweier Wetterfronten. Die kältere, schwerere Luft eines Hochdruckgebiets aus dem Westen lag unter der wärmeren, wassergesättigten Luft hinter einer Warmfront, die vor drei Tagen aus dem Osten in den Golf von Mathyas gezogen war. Und dort war sie dann geblieben. Wegen der Rotation des Planeten wehte der Wind meist parallel zu den Isobaren, sodass sich klare Wetterfronten ergaben. Das wiederum bedeutete, dass zwei kräftige, bewegte Windmassen sich stetig auf Kollisionskurs befanden. Ein Meteorloge auf Terra hätte von einem tropischen Zyklon gesprochen.
    Glücklicherweise war es die falsche Jahreszeit für die heftigste Form eines tropischen Zyklons ... der gemeinhin als Hurrikan bezeichnet wurde.
    Ensign Aplyn-Ahrmahk jedoch brauchte all diese Begriffe nicht zu kennen, um die Wetterzeichen deuten zu können. Er begriff sehr wohl, was schon bald geschehen würde – und er freute sich ganz und gar nicht darauf. Das Gute war: Captain Yairley hatte alle erforderlichen Vorbereitungen rechtzeitig getroffen, früh genug für mehrmaliges Überprüfen derselben. Schlecht hingegen war: Das Wetter wusste anscheinend nicht, dass im Augenblick keine
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