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Die Tulpe des Bösen

Die Tulpe des Bösen

Titel: Die Tulpe des Bösen
Autoren: Jörg Kastner
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auf die niederländische Smyrnaflotte.
Im April erklärt Ludwig XIV. den Niederlanden den Krieg und marschiert mit einer 130.000 Mann starken Armee im Feindesland ein.
Im Juni wird Wilhelm III. zum Statthalter der Niederlande ernannt.
Im September wird Joan Blaeu wegen Differenzen mit der Regierung Wilhelms III. zusammen mit fünfzehn weiteren Ratsherren aus dem Amsterdamer Magistrat ausgeschlossen.
1673
    Im Dezember stirbt Joan Blaeu. Das Geschäft wird von seinen Söhnen Joan II. und Pieter fortgeführt.
1674
    Friedensschluß zwischen den Niederlanden und ihren Feinden England, Köln und Münster.
1678
    Friedensschluß zwischen den Niederlanden und Frankreich.
     
     
     

N ACHWORT DES A UTORS
    D er Kartenmacher Joan Blaeu hat wirklich gelebt, und sein Leben war sicher ereignisreich, aber in die Verschwörung um die Tulpe des Bösen war er nicht verstrickt, entspringt sie doch meiner Phantasie. Wie schon in meinem Roman Die Farbe Blau (in dem übrigens Jeremias Katoen zum ersten Mal ermittelt), der eine Verschwörungsgeschichte rund um Rembrandt erzählt, konnte ich auch bei meinem zweiten Ausflug in das Amsterdam des sogenannten Goldenen Zeitalters nicht der Versuchung widerstehen, eine bedeutende historische Persönlichkeit jener Zeit in meine Geschichte zu verwickeln.
    Auch der schreckliche Brand in der Gravenstraat, der in den frühen Morgenstunden des 23. Februar 1672 ausbrach, hat sich ereignet, seine Ursache aber liegt im unklaren. Blaeus Unternehmen ist dabei ein wirtschaftlicher Schaden entstanden, von dem es sich nie erholt hat. Sieben Monate später traf Joan Blaeu ein weiterer herber Schlag: Nach einundzwanzig Jahren wurde er aus politischen Gründen aus dem Amsterdamer Magistrat ausgeschlossen. Diese beiden einschneidenden Ereignisse werden für eine Verschlechterung seines Gesundheitszustands und seinen Tod am 23. Dezember 1673 verantwortlich gemacht. Seine Söhne Joan II. und Pieter haben das Unternehmen fortgeführt, aber es war nach den durch das Feuer erlittenen Verlusten nicht mehr profitabel und mußte schließlich verkauft werden.
    Die Tulpenverschwörung entspringt wie gesagt meiner Phantasie, und dasselbe trifft – zum Glück – auch auf die ›Tulpe des Bösen‹ zu. Schwarze Tulpen hat es zu keiner Zeit gegeben (außer in einem Roman von Alexandre Dumas), und sämtliche Zuchtversuche in dieser Richtung haben allenfalls Pflanzen mit extrem dunklen, aber eben nicht schwarzen Blüten hervorgebracht. Das gilt auch für die bekannte Sorte ›Queen of Night‹, die in einem sehr dunklen Violett blüht. Wer dennoch irgendwo eine tiefschwarze Tulpe sieht, kann davon ausgehen, daß sie künstlich eingefärbt ist.
    Wahr ist allerdings – und das ist eine nicht unwesentliche Inspiration für meine Tulpe des Bösen gewesen –, daß die Tulpe, wie viele andere Frühlingspflanzen auch, giftig ist. Besonders Zwiebel und Stengel enthalten Tulipanin, das bei Verzehr zu Erbrechen, Bauchkrämpfen, einem Abfall der Körpertemperatur, Schock, Apathie und Atemstillstand führen kann; auch Halluzinationen sind nach dem Verzehr von Tulpen schon aufgetreten. Aber wer ißt schon Tulpen in großen Mengen? Insofern war es vielleicht eine glückliche Fügung für den flämischen Tuchhändler, von dem ich zu Beginn dieses Buches berichte, daß seine Tulpenzwiebeln sich in eine blühende Blumenpracht verwandelt hatten.
    Die größte Gefahr, die für die Niederländer im siebzehnten Jahrhundert von der Tulpe ausging, wohnte nicht der Pflanze inne, sondern den Menschen. Ihre Spekulations-und Gewinnsucht hat zu dem Desaster von 1637 geführt, als der Tulpenmarkt in sich zusammenbrach. Nicht einmal die ausgefallenen Muster der Blütenblätter, die so unvorhergesehen auftraten und so geschätzt wurden, sind der Tulpe anzulasten. Verantwortlich dafür sind die Blattlaus und ein von ihr übertragener Virus. Der ist allerdings erst im zwanzigsten Jahrhundert entdeckt worden. Den Umstand, daß ausgerechnet jene Tulpen, mit denen die eifrig spekulierenden Niederländer die höchsten Preise erzielten, eigentlich krank waren, bezeichnet Mike Dash in seinem lesenswerten Buch Tulpenwahn völlig zu Recht als ›die Ironie der Tulpenmanie‹.
    Wenn die Verschwörung um die Tulpe des Bösen auch eine erfundene ist, so entspringt doch vieles, was beim Lesen meines Romans eigentümlich erscheinen mag, realen Vorbildern. Besessene Tulpenzüchter wie den von mir erfundenen Willem van Dorp hat es wirklich gegeben. Einer von ihnen,
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