Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Türen seines Gesichts

Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
überprüfte. Ihm war es sogar recht. Wir fuhren nicht zum erstenmal zusammen ’raus, und einmal waren unsere Plätze sogar vertauscht. Also war ich gar nicht überrascht, als ich aus dem Lift stieg und ihn im Hopkins-Raum fand. Die nächsten zehn Minuten inspizierten wir schweigend den großen Saal und schritten durch die endlosen Kupferschlangen, in denen bald arktische Kälte herrschen würde.
    „Nun, kriegen wir ihn diesmal?“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Ich möchte schon, aber ich hab’ meine Zweifel. Mir ist’s schnurzegal, wer den Fang schließlich macht, solange ich bloß dabei bin. Aber es kommt nicht dazu. Die Puppe ist zu sehr von sich selbst überzeugt. Sie wird bestimmt den Gleiter bedienen wollen, und das kann sie nicht.“
    „Kennst du sie von früher?“
    „Allerdings!“
    „Wie lange ist das her?“
    „Vier, fünf Jahre.“
    „Damals war sie doch noch ein kleines Mädchen. Woher willst du denn wissen, was sie kann?“
    „Das weiß ich eben. Ich wette, daß sie jeden Schalter auswendig gelernt hat. Theoretisch wird sie mehr wissen als wir. Aber erinnerst du dich noch, damals, als wir im Steuerbordturm saßen und Ikky wie ein Tümmler aus dem Wasser schoß?“
    „Wie könnte ich das vergessen?“
    „Nun?“
    Er strich sich über sein Kinn. Es kratzte wie Schmirgelpapier.
    „Vielleicht schafft sie es. Schließlich ist sie in Fackelschiffen Rennen geflogen. Und zu Hause hat sie in der Tiefsee Tauchexpeditionen unternommen.“ Er blickte zur unsichtbaren Küste hinüber. „Und sie hat im Hochland gejagt. Vielleicht ist sie wild genug, dieses Monstrum aus dem Wasser zu ziehen.“
    „… damit John Hopkins die Rechnung bezahlt und eine siebenstellige Zahl für den Kadaver hinblättert“, fügte er dann hinzu. „Das ist ’ne Stange Geld, selbst für eine Luharich.“
    Ich kroch durch eine Luke.
    „Vielleicht hast du recht, aber als ich sie kannte, war sie jedenfalls eine reiche Hexe. Und keine Blondine“, fügte ich boshaft hinzu.
    Er gähnte.
    „Komm, gehen wir frühstücken.“
    Wir zogen los.
     
    Als ich jung war, dachte ich, es müßte das Schönste auf der Welt sein, als Meereswesen geboren zu werden. Ich wuchs an der Pazifikküste auf und verbrachte meine Sommer am Golf oder am Mittelmeer. Monatelang tat ich nichts anderes, als zwischen Korallenbänken herumzuschwimmen, Muränen zu fotografieren und mit den Delphinen Fangen zu spielen. Ich fischte überall, wo Fische schwammen, und nahm es ihnen übel, daß ihnen Orte zugänglich waren, die ich nicht erreichen konnte. Als ich älter wurde, wollte ich größere Fische fangen. Und wie ich wußte, gab es nirgends ein Lebewesen – abgesehen von einer kalifornischen Sequoia –, das größer war als ein Ikky.
    Ich stopfte zwei Semmeln in eine Papiertüte und füllte mir eine Thermosflasche mit Kaffee. Dann entschuldigte ich mich, verließ die Messe und ging zum Gleiter. Dort war alles noch unverändert geblieben. Ich spielte an ein paar Schaltern, und der Kurzwellenempfänger fing zu summen an.
    „Bist du das, Carl?“
    „Richtig, Mike. Ich brauch’ hier unten etwas Saft, alter Dreckskerl.“
    Er dachte wohl eine Weile über meine schmeichelhafte Anrede nach. Ich spürte, wie die Wände um mich zu summen begannen, als die Dynamos anliefen. Ich goß mir die dritte Tasse Kaffee ein und kramte nach einer Zigarette.
    „Warum bin ich denn ein Dreckskerl?“ kam seine Stimme.
    „Du hast doch über den Kameramann bei Hangar sechzehn Bescheid gewußt?“
    „Ja.“
    „Dann bist du wirklich ein Dreckskerl. Ich will keine Publicity. Ich kann mir genau vorstellen, was die Zeitungen wieder aus mir machen.“
    „Da irrst du. Der Scheinwerfer reicht bloß für eine, und die ist hübscher als du.“
    Meine nächste Bemerkung war nicht mehr zu hören, denn ich legte im gleichen Augenblick den Schalter um, und der Gleiter ruckte an. Mittschiffs zog ich die Seitenschiene ein und steuerte meine Box in eine Längsrichtung.
    Ich glitt steuerbords, hielt zwischen den beiden Türmen an und schaltete die Kupplung ein.
    Ich hatte dabei keinen Tropfen Kaffee verschüttet.
    „Zeig mir Bilder!“
    Der Bildschirm glühte. Ich drehte am Abstimmknopf und konnte den Meeresboden erkennen.
    „In Ordnung.“
    Ich lege den Status-Blau-Schalter um, und er paßte sich an.
    Die Winde war jetzt frei. Ich zielte, fuhr den Arm aus und schoß die Fangleine ab.
    „Sauber“, meinte er.
    „Status Rot. Fang.“ Ich legte einen Schalter um. „Status Rot.“
    Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher