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Die Türen seines Gesichts

Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts
Autoren: Roger Zelazny
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Ding längere Zeit nicht gesehen hat, ändern sich die Gefühle. Ich war nervös. Ehrlich gesagt, ich hatte daran gezweifelt, jemals wieder diese Kiste zu betreten. Aber jetzt mußte ich beinahe an Vorbestimmung glauben. Da lag es!
    Ein Schiff, so groß wie ein Fußballplatz. Atomkraft. Flach wie ein Pfannkuchen, abgesehen von den Plastikkuppeln in der Mitte und den „Türmen“ vorn und achtern, an Backbord und Steuerbord.
    Die Türme hatten ihre Bezeichnung von den Eckpositionen, und zwei davon – gleichgültig welche – können zusammenarbeiten, an den Winden oder den Entergaffeln. Die Entergaffeln – halb Enterhaken, halb Gaffel – können ungeheure Gewichte bis nahe an die Wasseroberfläche hochhieven; die Konstrukteure hatten freilich nur ein Ziel im Auge gehabt, und das erklärt, warum die Gaffeln dort anhalten. In Höhe der Wasseroberfläche muß der Gleiter einen Höhenausgleich von eineinhalb bis zwei Meter schaffen, ehe die Entergaffeln nach oben schieben, statt ziehen können.
    Der Gleiter ist in der Grundkonstruktion ein beweglicher Raum – eine große Schachtel, die sich in den zahlreichen Schienen von „Zehn-Quadrat“ frei bewegen und mittels starker Elektromagnete an der Fangseite verankert werden kann. Die Winden des Gleiters sind stark genug, um ein Schlachtschiff heranzuziehen. Und damit Sie sich vorstellen können, welche Kraft diese Magnete haben, sei gesagt, daß eher das ganze Floß umkippen würde, als daß der Gleiter sich noch einmal von seinem „Opfer“ löste.
    Im Gleiter gibt es einen Kontrollanzeiger, der mit der ausgetüfteltsten „Rolle“ in Verbindung steht, die man je konstruiert hat. Sie bezieht ihre Energie auf drahtlosem Weg von dem Dynamoaggregat neben der Mittelkuppel und ist über Kurzwelle mit dem Sonarraum verbunden, wo die Bewegungen des Opfers aufgezeichnet und dem Fänger vor dem Kontrollpult übermittelt werden.
    Der Fischer sitzt vielleicht Stunden, ja Tage an seiner „Leine“, ohne mehr als Metall und einen schwachen Umriß auf dem Bildschirm zu sehen. Erst wenn das Tier am Haken hängt und das vier Meter unter der Wasserlinie liegende Haltebrett ausgefahren wird, das die Winden unterstützt, sieht der Fischer seinen Fang vor sich aufsteigen. Und erst dann beginnt, wie Davits lernen mußte, die eigentliche Gefahr, und man muß schnell und überlegt handeln. Er versagte, und ein hundert Meter langes Untier von unvorstellbarem Gewicht, nicht genügend betäubt und verletzt, zerfetzte die Kabel der Winde, riß eine Entergaffel ab und brach über „Zehn-Quadrat“ herein.
    Wir kreisten bis der automatische Landeturm uns zur Kenntnis nahm und herunterwinkte.
    Wir landeten neben einer Luke, ich warf meine Geräte ab und sprang an Deck.
    „Viel Glück“, rief der Pilot, als die Tür sich wieder zuschob. Dann tanzte er in die Lüfte und entschwand.
    Ich nahm meinen Kram auf die Schultern und ging hinunter.
    Als ich mich bei Malvern, dem De-facto-Kapitän, anmeldete, erfuhr ich, daß die anderen erst in gut acht Stunden eintreffen würden. Sie hatten mich allein bei Cals Hangar haben wollen, weil es ihr Drehbuch so verlangte. Ganz im Stil des Kinos des zwanzigsten Jahrhunderts. Blende: Landebahn im Dunkel. Mechaniker arbeitet am Hüpfer. Zoomaufnahme: zum Stillstand kommender Bus. Ködermann in dicker Schutzkleidung steigt aus, sieht sich um, schlurft über Landebahn. Close-up: Grinsen. Frage: „Glauben Sie, daß Sie es diesmal schaffen? Holen Sie ihn diesmal raus?“ Verlegenheit. Schweigen. Achselzucken. Irgendeine Toneinblendung. „Aha. Und warum glauben Sie, daß Miß Luharich eine bessere Chance hat als die andern? Wegen ihrer besseren Ausrüstung? (Grinsen) Weil jetzt mehr über die Gewohnheiten der Kreatur bekannt ist als früher? Oder einfach wegen ihres unbeugsamen Willens zu siegen, Champion zu sein. Ist es das oder vielleicht alles zusammen?“ Antwort: „Yeah. Alles zusammen.“ – „Haben Sie sich verpflichtet, weil Ihr Instinkt Ihnen sagt, ‚diesmal klappt’s’?“ Antwort: „Sie zahlt nach Tarif. Selbst konnte ich mir das verdammte Ding ja nicht mieten. Und ich will dabei sein.“ Löschen. Irgend etwas anderes einsynchronisieren. Blende.
    „Denkste, Puppe“, brummte ich und schlenderte allein auf „Zehn-Quadrat“ herum.
    Ich stieg auf jeden Turm, überprüfte die Steuermechanik und testete die TV-Augen unter der Wasseroberfläche. Dann fuhr ich selbst den Haupthebelbaum aus.
    Malvern hatte nichts dagegen, da ich alles so genau
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