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Die Türen seines Gesichts

Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts
Autoren: Roger Zelazny
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aufzuschlagen.
    „Was is’n los?“
    „Tut mir leid, Sie wecken zu müssen“, sagte einer der jüngeren Matrosen, „aber Miß Luharich möchte, daß Sie den Zappler abnehmen, damit wir weiterfahren können.“
    Ich öffnete die Augen einen Spalt und wußte nicht recht, ob ich mich freuen sollte oder nicht.
    „Lassen Sie ihn an die Seite ziehen. Jeder kann ihn abnehmen.“
    „Er ist schon an der Seite, Sir, aber sie sagte, das stehe in Ihrem Kontrakt, und wir sollten es richtig machen.“
    „Das ist aber sehr nett von ihr. Meine Gewerkschaft wird ihr sicher dankbar sein.“
    „Äh, sie hat auch gesagt, ich soll Sie bitten, sich umzuziehen, zu kämmen und zu rasieren, Mr. Anderson will eine Aufnahme machen.“
    „Okay. Gehen Sie schon. Sie können ihr sagen, daß ich gleich komme. Halt, und fragen Sie sie, ob sie etwas Nagellack für meine Zehen hat, den sie mir leihen könnte.“
    Ich will nicht auf Einzelheiten eingehen. Insgesamt dauerte es drei Minuten, ich gab mir große Mühe und bat sogar um Entschuldigung, als ich ausglitt und mit dem nassen Zappler über Anderson mitsamt seinem weißen Tropenanzug stolperte. Er lächelte und wischte sich ab; auch sie lächelte, ein bißchen verkrampft zwar, und man konnte deutlich die dunklen Ringe um ihre Augen sehen; und ich lächelte und winkte all unseren Fans draußen im weiten TV-Land zu. Und vergessen Sie nicht, Miß Universum, auch Sie können solche Abenteuer erleben, können wie eine Monsterfängerin aussehen. Sie brauchen nur „Luharich-Gesichtscreme“ zu verwenden.
    Ich ging hinunter und machte mir ein Thunfischsandwich mit Mayonnaise.
    Zwei Tage trieben wie Eisberge dahin, grau, krank, halb geschmolzen, eisig kalt, zum größten Teil unsichtbar und ganz bestimmt eine Bedrohung für meinen inneren Frieden. Einige alte Schuldgefühle stiegen wieder in mir empor, und ich hatte ein paar unangenehme Träume. Dann rief ich in Lifeline an und erkundigte mich nach dem Stand meines Bankkontos.
    „Willst du einkaufen gehen?“ fragte Mike, der die Verbindung für mich hergestellt hatte.
    „Ich geh’ nach Hause“, antwortete ich.
    „Hm?“
    „Ich hör’ mit dem Ködergeschäft auf, Mike. Zum Teufel mit dem Ikky! Zum Teufel mit der Venus und den ‚Luharich Enterprises’! Und zum Teufel mit dir!“
    Seine Augenbrauen hoben sich.
    „Wieso denn das?“
    „Ich hab’ über ein Jahr auf diesen Job gewartet. Und jetzt, da ich hier bin, finde ich, daß das Ganze zum Himmel stinkt.“
    „Du hast doch Bescheid gewußt, als du unterschrieben hast. Gleichgültig, was du sonst tust, wenn du für Leute arbeitest, die Gesichtscreme verkaufen, dann verkaufst du auch Gesichtscreme.“
    „Auch das ist es nicht. Zugegeben, dieser Werbequatsch ist mir lästig, aber ‚Zehn-Quadrat’ war schon immer voll Publicity.“
    „Was ist es dann?“
    „Ach, fünf oder sechs Dinge, alle zusammen. In erster Linie ist mir die Sache inzwischen gleichgültig. Früher einmal hat es mir mehr als alles andere auf der Welt bedeutet, dieses Biest an die Leine zu kriegen. Aber jetzt ist es mir egal. Beim erstenmal ging ich pleite, und dann wollte ich Rache haben. Inzwischen habe ich erkannt, daß es so kommen mußte. Ikky fängt an, mir leid zu tun.“
    „Du willst ihn gar nicht mehr?“
    „Ich werde ihn nehmen, wenn er friedlich kommt, aber ich habe einfach keine Lust, meinen Hals zu riskieren, bloß damit der in den Hopkins-Saal kriecht.“
    „Ich glaube fast, daß das nicht der wahre Grund ist, daß es um die vier oder fünf anderen Dinge geht, die auch noch dazugekommen sind.“
    „Zum Beispiel?“
    Er blickte zur Decke.
    Ich knurrte.
    „Gut, aber ich werd’s nicht sagen, damit du dich nicht freuen kannst, wenn du richtig geraten haben solltest.“
    Er entgegnete mit einem schiefen Grinsen: „Sie ist nicht bloß wegen dem Ikky hier.“
    „Nein, nein.“ Ich schüttelte den Kopf. „Wir sind beide von Natur aus Spaltkammern. Man kann nicht an beide Enden einer Rakete Düsen setzen und damit rechnen, daß sie ihr Ziel erreicht; das, was in der Mitte ist, wird einfach zerquetscht.“
    „Das war es also. Mich geht das natürlich nichts an.“
    „Sag das noch einmal, dann hast du keine Zähne mehr.“
    „Jederzeit Kumpel“, er blickte auf. „Und wo du willst …“
    „Nur zu. Dann sag’s doch.“
    „Dieses verdammte Reptil ist ihr egal. Sie ist hierhergekommen, um dich dorthin zurückzuschleppen, wo du hingehörst. Du bist auf dieser Reise gar nicht
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