Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Türen seines Gesichts

Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
glücklich waren. Die weindunkle Ägäis. Fische. Vielleicht hätte er mehr Zeit an Land verbringen sollen. Oder vielleicht sie weniger. Aber ein guter Schwimmer. Bis Vido hat er ihn hereingeschleppt, um seine Lungen auszuwringen. Jung. Beide. Stark. Beide. Reich und verdammt verzogen. Korfu hätte sie einander näherbringen müssen. Tat es aber nicht. Ich glaube nicht an diesen Quatsch von der seelischen Grausamkeit. Er wollte nach Kanada. Sie: ‚Geh’ zum Teufel, wenn du willst!’ Er: ‚Kommst du mit?’ Sie: ‚Nein.’ Aber sie tat es trotzdem. Teuer. Er verlor ein oder zwei Monster. Sie erbte ein paar. Eine Menge Blitze heute nacht …
    Wir waren sieben Tage unterwegs, als wir Ikky im Periskop entdeckten.
    Glocken schrillten, Füße polterten, und ein Optimist schaltete im Hopkins-Saal den Thermostaten ein. Malvern wollte, daß ich sitzen blieb, aber ich zog meinen Tauchanzug an und wartete auf das, was da kommen würde. Meine Verletzung sah schlimmer aus, als sie sich anfühlte. Ich hatte jeden Tag Gymnastik getrieben, und die Schulter war nicht steif geworden.
    Tausend Meter vor uns kreuzte er in dreißig Faden Tiefe unseren Kurs.
    „Jagen wir ihn?“ fragte ein Matrose erregt.
    „Nein, es sei denn, sie hätte vor, Geld als Treibstoff zu verwenden.“
    Ich zuckte die Schultern.
    Dann war der Bildschirm wieder leer und blieb auch so. Wir behielten unseren Kurs bei.
    Ich hatte seit dem letztenmal, als wir gemeinsam am Ertrinken waren, kaum ein Dutzend Worte mit meinem Chef gewechselt. Also beschloß ich, es noch einmal zu versuchen.
    „Schönen guten Tag“, meinte ich und trat auf sie zu. „Was Neues?“
    „Er geht Nord Nordost. Den müssen wir ziehen lassen. Noch ein paar Tage, dann können wir uns eine Jagd leisten. Jetzt noch nicht.“
    Schlauer Kopf.
    Ich nickte. „Man weiß auch nicht, wo der hin will.“
    „Was macht die Schulter?“
    „Schon gut. Und du? Tochter des Lir …“
    „Ganz gut. Übrigens, du kriegst eine nette Prämie.“
    Augen des Verderbens …
    „Reden wir nicht darüber“, sagte ich ihr, aber das wäre nicht notwendig gewesen, denn sie wandte mir bereits wieder den Rücken zu.
    Später, am Nachmittag, schmetterte ein Sturm über uns herein. (Ich ziehe schmettern gegenüber hereinbrechen vor. Das beschreibt das Verhalten tropischer Stürme auf der Venus viel besser.) Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Tinte, die ich vorher erwähnte? So. Und jetzt nehmen Sie das Tintenfaß zwischen Daumen und Zeigefinger und schlagen mit dem Hammer dagegen. Passen Sie auf! Sie sollen sich dabei nicht schneiden oder vollspritzen –
    Die Luft ist trocken, ausgedörrt. Eine Million greller Sprünge überziehen den Himmel, wenn der Hammer fällt.
    „Alles unter Deck!“ empfahlen die Lautsprecher der Mannschaft, die bereits rannte.
    Wo war ich? Wer, glauben Sie wohl, hat die Lautsprecher bedient?
    Alles, was nicht niet- und nagelfest war, ging über Bord, als das Wasser in Bewegung geriet, aber bis dahin waren bereits keine Leute mehr an Deck. Als erstes wurde der Gleiter in Sicherheit gebracht. Dann zogen die großen Lifts ihre Kuppeln ein.
    Ich war mit einem Schrei auf den nächstliegenden Turm losgerannt, als ich das helle Flackern am Himmel sah, das den Orkan ankündigte. Von dort aus betätigte ich die Lautsprecher und gab der Mannschaft Anweisungen.
    Es hatte ein paar kleinere Verletzungen gegeben, sagte mir Mike über das Radio, aber nichts Ernstes. Ich saß für die Dauer des Sturms fest. Die Türme liegen viel zu weit außen am Rand, als daß sie einen Zugang zum Schiffsinneren hätten.
    Also schnallte ich die Tanks ab, die ich die letzten paar Stunden getragen hatte, legte meine Schwimmflossen auf den Tisch und lehnte mich zurück, um den Hurrikan zu bewundern. Der Himmel war so schwarz wie das Meer, und wir saßen zwischendrin. Das Wasser über uns regnete nicht herunter, es vermischte sich bloß irgendwie mit dem Meer und überschwemmte uns.
    Die Türme waren sicher genug. Sie hatten genügend von diesen Unwettern überstanden. Nur liegen sie so weit draußen, daß sie viel stärker ausschwingen, als Erhebungen in der Mitte des Floßes. Ich hatte mich an dem Sessel festgeschnallt, der wiederum seinerseits mit dem Boden verschraubt war, dann schickte ich ein Dankgebet für jenen Unbekannten zum Himmel, der eine Schachtel Zigaretten in der Tischschublade gelassen hatte.
    Ich sah zu, wie das Wasser Berge, Täler und Bäume baute, bis ich anfing Gesichter und Menschen zu sehen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher