Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Türen seines Gesichts

Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
nützen all die Maschinen und Ideen, die du in ihren Zivilisationen freisetzt, wenn du nicht die Menschen selbst verwandelst?“
    „Gedanken und Mechanismen schreiten fort; die Menschen folgen langsam dahinter“, sagte ich, stieg vom Pferd und trat neben ihn. „Du und deinesgleichen, ihr sucht nur ewige Finsternis auf allen Ebenen der Existenz. Trotzdem tut mir leid, was ich tun muß.“
    Ich zog das Messer aus der Scheide und stieß es durch sein Visier, aber der Helm war leer. Er war an einen anderen Ort entflohen und lehrte mich damit erneut, wie nutzlos es war, mit einem ethischen Anhänger der Evolution zu argumentieren.
    Ich stieg wieder auf und ritt weiter.
    Nach einer Weile hallten erneut Hufschläge hinter mir.
    Ich sprach ein anderes Zauberwort und fand mich auf einem Einhorn und raste mit unvorstellbarer Geschwindigkeit durch den finsteren Wald. Doch die Verfolgung hielt an.
    Schließlich erreichte ich eine kleine Lichtung, in deren Mitte ein Steinhaufen aufgetürmt war. Ich erkannte, daß es sich um einen Ort der Kraft handelte, und so stieg ich ab und befreite das Einhorn, das sofort verschwand.
    Ich bestieg den Steinhaufen und setzte mich darauf. Dann zündete ich mir eine Zigarre an und wartete. Ich hatte nicht damit gerechnet, daß man mich so bald entdecken würde, und das irritierte mich. Ich würde diesem Verfolger hier entgegentreten.
    Eine graue Mähre betrat die Lichtung.
    „Stella!“
    „Steig herunter!“ rief sie. „Die greifen jeden Augenblick an!“
    „Amen“, sagte ich. „Ich bin bereit.“
    „Sie sind in der Mehrzahl! Das waren sie stets! Du wirst wieder verlieren, und wieder und wieder, solange du darauf bestehst, gegen sie zu kämpfen. Komm herunter und geh mit mir weg. Vielleicht ist es noch nicht zu spät!“
    „Ich – weichen?“ fragte ich. „Ich bin eine Institution. Wenn es mich nicht gäbe, hätten sie bald keine Kreuzzüge mehr. Denk doch, wie langweilig …“
    Ein Blitzstrahl fiel aus dem Himmel, aber er wich mei nem Steinhaufen aus und verbrannte einen nahestehenden Baum.
    „Sie haben angefangen!“
    „Dann verschwinde hier, Mädchen. Das ist nicht dein Kampf.“
    „Du gehörst mir!“
    „Ich gehöre mir selbst! Niemand anderem! Vergiß das nicht!“
    „Ich liebe dich!“
    „Du hast mich verraten!“
    „Nein. Du sagst, daß du die Menschheit liebst …“
    „Das tue ich auch.“
    „Ich kann dir nicht glauben! Nach allem, was du ihr angetan hast, kannst du das nicht!“
    Ich hob die Hand. „Ich verbanne dich aus diesem Hier und Jetzt“, sagte ich, und dann war ich wieder allein.
    Wieder fielen Blitze und versengten den Boden rings um mich.
    Ich schüttelte die Faust.
    „Gebt ihr nie auf? Gebt mir ein Jahrhundert des Friedens, um mit ihnen zu arbeiten, dann zeige ich euch eine Welt, von der ihr nicht glaubt, daß es sie geben könnte!“ rief ich.
    Als Antwort darauf begann der Boden unter mir zu zittern.
    Ich kämpfte gegen sie. Ich schleuderte ihnen ihre Blitze zurück. Als die Winde sich hoben, verdrehte ich sie. Aber die Erde fuhr fort zu zittern, und am Fuße des Steinhaufens riß der Boden auf.
    „Zeigt euch!“ rief ich. „Kommt doch, einer nach dem anderen, dann zeige ich euch meine Kraft!“
    Aber der Boden öffnete sich, und der Steinhaufen zerfiel.
    Ich fiel in die Finsternis.
    Ich rannte. Ich hatte dreimal geschaltet und war jetzt ein pelzbedecktes Geschöpf, hinter dem ein Rudel herrannte, mit Augen wie feurige Scheinwerfer, Fängen wie Schwerter.
    Ich glitt zwischen den dunklen Wurzeln des Banyanbaumes aus, und die Verfolger mit ihren langen Schnäbeln hackten auf meinen schuppigen Leib …
    Auf den Schwingen eines Kolibris schoß ich dahin und hörte den Ruf eines Falken …
    Ich schwamm durch Schwärze, und ein Tentakel kam …
    Ich sendete mich körperlos, schwoll an und ab in hoher Frequenz.
    Rauschen umfing mich.
    Ich stürzte, und sie waren rings um mich.
    Ich wurde gefangen, wie ein Fisch in einem Netz gefangen wird. Ich wurde gefesselt …
    Irgendwo hörte ich sie weinen.
    „Warum versuchst du es immer wieder?“ fragte sie. „Warum kannst du nicht mit mir zufrieden sein, mit einem Leben des Friedens und der Muße? Erinnerst du dich nicht, was sie dir in der Vergangenheit angetan haben? Waren deine Tage mit mir nicht unendlich besser?“
    „Nein!“ rief ich.
    „Ich liebe dich“, sagte sie.
    „Eine solche Liebe ist eine imaginäre Zahl“, sagte ich, und man hob mich auf und trug mich weg.
    Sie folgte mir weinend.
    „Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher