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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott
Autoren: John Dickson Carr
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dies das Geheimnis von Kempelens und Maelzels Schachspieler ist?   * [* Es ist tatsächlich so, wie Mr.   Gore schreibt. Ich bin auf diese Erklärung erstmals in einer alten Ausgabe der   Encyclopaedia Britannica   gestoßen (9.   Auflage, erschienen 1883). Der Verfasser des Artikels, J.   A. Clarke, schreibt: »Der erste Operateur war ein polnischer Freiheitskämpfer namens Worousky, der auf dem Schlachtfeld beide Beine verloren hatte. In der Öffentlichkeit trug er Beinprothesen, und das und die Tatsache, daß in Kempelens Gesellschaft kein Kind oder Zwerg reiste, genügte, um beim Publikum jedes Mißtrauen zu zerstreuen, daß jemand im Inneren der Maschine sitzen könne. Der Automat machte mehrere Tourneen durch die Hauptstädte und Residenzen Europas, war für kurze Zeit im Besitz Napoleons I. und wurde nach Kempelens Tod im Jahre 1819 noch von Maelzel vorgeführt. 1854 ging er bei einem Brand in Philadelphia verloren.« Band XV, S.   210.] Mit der einfachen Hilfe eines Mannes von meiner Statur im Inneren der Kiste, auf der die Figur saß, versetzten sie ganz Europa und Amerika fünfzig Jahre lang in Staunen. Wenn dieser Schwindel Leute von so verschiedenem Temperament wie Napoleon Bonaparte und Phineas Barnum täuschen konnte, müssen Sie nicht unglücklich sein, wenn er auch Sie getäuscht hat. Aber in Wirklichkeit sind Sie ja gar nicht darauf hereingefallen, und das haben Sie mir auf dem Dachboden deutlich zu verstehen gegeben.
    Ich zweifle nicht daran, daß dies auch im siebzehnten Jahrhundert schon das Geheimnis der Goldhexe war. Verstehen Sie nun, warum der Automat so sehr in Ungnade fiel, als mein verehrter Vorfahr Thomas Farnleigh, der ihn für einen schwindelerregenden Preis gekauft hatte, die Wahrheit darüber erfuhr? Er hatte das große Geheimnis kennengelernt, und wie manch anderer, der in die geheimen Mysterien eingeweiht wird, war er wütend. Er hatte geglaubt, er bekomme ein Wunder. Statt dessen bekam er nur einen raffinierten Trick, und wenn er seine Freunde damit hinters Licht führen wollte, mußte er immer einen eigenen Operateur im Hause haben.
    Ursprünglich funktionierte es so: Der Raum im Inneren, davon haben Sie sich selbst vergewissert, ist groß genug für jemanden wie mich. Wenn man erst einmal in der Kiste, dem »Sofa«, steckt und die Tür verschlossen wird, öffnet sich an dessen Oberseite ein Fenster, durch das man an die Mechanik der Figur gelangt. Hier finden wir – mit simplen Gegengewichten versehen – ein Dutzend Hebel, die mit Händen und Körper in Verbindung stehen. In den Knien der Puppe sind Löcher verborgen, die sich von innen öffnen lassen und durch die der Operateur hinaussehen kann. So konnte Maelzels Figur Schach spielen, und so spielte unsere Goldhexe vor hundert Jahren die Cittern.
    Eine der besten Ideen bei der Hexe war jedoch das Verfahren, mittels dessen der Operateur ungesehen in die Kiste geschleust wurde. Darin hat der Erbauer der Hexe für meine Begriffe Kempelen noch übertroffen. Zu Beginn der Veranstaltung öffnete der Zauberkünstler die Kiste, damit alle sich vergewissern konnten, daß nichts darin war. Wie kam der Operateur nun hinein?
    Ihnen   brauche ich das nicht zu erklären. Mit Ihren Bemerkungen auf dem Dachboden am Tag nach dem Mord – die ja ausdrücklich auf mich gemünzt waren – und den Fragen nach dem Kostüm, das der Schausteller getragen hatte, zeigten Sie deutlich genug, daß Sie die Sache durchschaut hatten, und damit wußte ich wiederum, daß ich auf verlorenem Posten stand.
    Das traditionelle Kostüm des Zauberers besteht, wie jeder weiß, aus einem weiten wallenden Umhang mit Hieroglyphen darauf, und der Erfinder des Automaten machte sich lediglich diesen Umstand zunutze, wie später nicht ganz so elegant die indischen Fakire. Kurz gesagt, unter dem Umhang verbirgt sich jemand: im Falle des Fakirs ein Kind, das unbemerkt in den Korb klettert, im Falle des Schaustellers unserer Hexe der Operateur, der in den Kasten stieg, während der Zauberer in seiner großen Robe sich an dem Apparat zu schaffen machte und die Lichter im Raum erloschen. In vielen meiner eigenen Programme habe ich den Trick schon mit Erfolg angewandt.
    Und damit kehren wir zu meiner Lebensgeschichte zurück.
    Meine erfolgreichste Rolle war die des »Ahriman« in London, und ich hoffe nur, Sie können mir verzeihen, daß ich diesen Namen eines zarathustrischen Teufels einem Ägypter gegeben habe. Der arme Welkyn, von dem Sie nicht glauben dürfen, er
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